Seit der Etablierung des für die Biosphärenreservate zuständigen UNESCO-Programms „Mensch und Biosphäre“ („Man and the Biosphere“, MAB) im Jahr 1970 hat sich die Funktion dieser Großschutzgebiete weiterentwickelt: Durch die Festlegung auf die sogenannte Sevilla-Strategie im Jahr 1995 fungieren sie als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung. Mit der Verabschiedung des Lima-Aktionsplans im Jahr 2016 unterstützen die UNESCO Biosphärenreservate in besonderem Maße das Erreichen der Globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs). Dies setzen sie durch die Erprobung nachhaltiger Wirtschafts- und Lebensweisen im Rahmen von Projekten um. Neben der Schutz-, Entwicklungs- und Bildungsfunktion dienen UNESCO Biosphärenreservate auch der internationalen Vernetzung und Zusammenarbeit.
Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen
Am Anfang der Entwicklung stand die Gründung des Naturparks Pfälzerwald 1958. „Zentral bei der Schaffung des Biosphärenreservats Pfälzerwald war in den 1990er Jahren und ist auch weiterhin die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit unseren französischen Nachbarn und Nachbarinnen“, so Dr. Friedericke Weber, Direktorin des deutschen Teils des Biosphärenreservats. „Die Anerkennung als Biosphärenreservat im Jahr 1992 bildete für den Pfälzerwald eine wichtige Grundlage für die Anerkennung als damals in der Europäischen Union erstes grenzüberschreitendes Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen im Jahr 1998.“ Die großen unzerschnittenen Waldflächen, die für ein Biosphärenreservat ungewöhnlich großen Flächen an Weinbaukultur genauso wie weitere offene Landschaftstypen und besonders artenreiche Übergangsbereiche machen das Biosphärenreservat Pfälzerwald aus. Gemeinsam mit den Nordvogesen findet sich hier das größte zusammenhängende Waldgebiet Westeuropas. Im Jahr 2023 feiern die französischen und deutschen Mitarbeitenden der Geschäftsstellen gemeinsam mit vielen Menschen der Region das 25-jährige Jubiläum des weiterhin einzigen grenzüberschreitenden Biosphärenreservats Deutschlands.
Im Jahr 2014 löste der Bezirksverband Pfalz – ein in Rheinland-Pfalz einmaliger höherer Kommunalverband – den damaligen Naturparkverein als Träger des Biosphärenreservats Pfälzerwald ab. Schon lange war eine Erweiterung der Kernzonen von gut zwei Prozent auf drei Prozent der Gebietsfläche vorgesehen. In Abstimmung mit dem rheinland-pfälzischen Umweltministerium, den Umweltverbänden und den Kommunen des Gebiets erreichte der Bezirksverband Pfalz dieses Ziel in einem umfassenden Moderationsprozess im Jahr 2016. „Dies war eine wichtige Voraussetzung für die Ablösung der Naturparkverordnung durch die Biosphärenreservatsverordnung, die 2020 in Kraft trat“, erklärt Weber.
Biosphärenreservat Hamburgisches Wattenmeer
Das UNESCO-Biosphärenreservat an der Elbemündung ist Deutschland kleinstes Biosphärenreservat – mit 90 Prozent Wildnisfläche ist es auch Deutschlands wildestes. Als Modellregion von Weltrang fördert es ein nachhaltiges, ressourcenschonendes und klimafreundliches Miteinander von Mensch und Natur. Dabei geht es sowohl um eine nachhaltige, wirtschaftliche und soziale Entwicklung, als auch um den Erhalt kultureller Werte und biologischer Vielfalt. Das gesamte Gebiet ist als Nationalpark ausgewiesen und über das Nationalpark-Gesetz geschützt. Zur Kernzone gehören Düneninseln, Salzwiesen, Priele und Wattflächen. Zur Pflege- und Entwicklungszone gehört die bewohnte und bewirtschaftete Insel Neuwerk sowie der Übergang zum niedersächsischen Festland bei Cuxhaven. Jens Kerstan, Umweltsenator der Freien und Hansestadt Hamburg, sagt: „Das Wattenmeer ist ein einzigartiger Naturschatz bei uns im Norden. Biosphärenreservate leisten besonders mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels und dem Schwund von Artenvielfalt einen wichtigen Beitrag für den Schutz des Gebiets. Hier wird erprobt, wie das Zusammenspiel von Mensch und Natur für ein gutes, nachhaltiges und zukünftiges Leben in der Biosphäre inmitten der Gezeiten aussehen kann.“
Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer
Das Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer umfasst mit seiner großen Kern- und Pflegezone das Gebiet des gleichnamigen Nationalparks in dessen Grenzen aus seinem Gründungsjahr 1986. Um der erweiterten Funktion der Biosphärenreservate als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung zu entsprechen, waren die Kommunen an der niedersächsischen Nordseeküste und auf den Ostfriesischen Inseln im Rahmen eines umfangreichen Beteiligungsprozesses seit Anfang 2019 dazu eingeladen, gemeinsam Maßnahmenideen und Projektvorschläge für eine nachhaltige Entwicklung der Wattenmeerregion zu erarbeiten und auf kommunaler Ebene zu diskutieren. 12 Kommunen haben ihren Beitritt zur Entwicklungszone des Biosphärenreservats erklärt. Die Entscheidung der UNESCO über die Anerkennung der erweiterten Biosphärenregion Niedersächsisches Wattenmeer erfolgt Mitte 2023. „Die niedersächsische Wattenmeer-Region verbindet in unverwechselbarer Weise eine einzigartige Naturlandschaft mit einer lebendigen, durch menschliche Nutzung geprägten Kulturlandschaft hinter dem Deich. Die Auszeichnung als UNESCO-Biosphärenreservat würdigt dieses Natur- und Kulturerbe und schafft den Rahmen für eine nachhaltige Regionalentwicklung“, erklärt Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, die Verwaltungsstelle der Biosphärenregion ist.
UNESCO Biosphärenreservate weltweit: Netzwerk von Modellregionen
Als das UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ („Man and the Biosphere“ / MAB) 1970 eingerichtet wurde, war es das erste globale Programm, das sich mit Mensch-Umwelt-Beziehungen beschäftigte. Hierbei sind Biosphärenreservate international repräsentative Modellregionen, in denen Lebens- und Wirtschaftsweisen modellhaft erprobt werden. Weltweit bilden 738 UNESCO-Biosphärenreservate aus 134 Staaten ein einmaliges Weltnetz. In Deutschland sind 16 Biosphärenreservate durch die UNESCO anerkannt; ihre Fläche macht etwa drei Prozent der Landesfläche aus. Sie werden alle 10 Jahre von der UNESCO auf ihre Qualität überprüft.
Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen
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