Weiterhin wichtiges Thema ist die Nachwuchsgewinnung für die hausärztliche Versorgung: „Glücklicherweise ist das Interesse der Studierenden an der Allgemeinmedizin in den letzten Jahren gestiegen, muss jedoch weiter gefördert werden," so Professor Dr. Hans-Georg Kräusslich, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg. „Professor Altiner hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die Verbundweiterbildung plus, das Vorzeigeprojekt der Region Rhein-Neckar, auszubauen, den Einstieg für die angehenden Hausärztinnen und Hausärzte weiter zu erleichtern und sie auf die interprofessionelle Zusammenarbeit im niedergelassenen Bereich vorzubereiten."
Mit mehr als 85 Mitarbeitenden ist die Abteilung eine der größten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland. „Dazu kommen zahlreiche niedergelassene Partner an mehr als 200 akkreditierten Lehr- und Forschungspraxen. Professor Altiner möchte dieses Netzwerk ausbauen und zudem weitere Netzwerke etablieren, in denen neue Konzepte für die sektorenverbindende Versorgung pilotiert und evaluiert werden können", sagt Katrin Erk, Kaufmännische Direktorin des UKHD. „Mit diesen erfolgreichen Kooperationen setzen sich UKHD sowie Hausärztinnen und Hausärzten gemeinsam dafür ein, die ländliche Gesundheitsversorgung fit für die Zukunft zu machen."
In seinen Forschungs- und Lehrschwerpunkten, der „evidenzbasierten Primärversorgung" und der „partizipativen Entscheidungsfindung", sieht Prof. Altiner die zentralen Eckpunkte einer modern aufgestellten Gesundheitsversorgung durch Hausärztinnen und -ärzte: Evidenzbasierte Primärversorgung meint, dass sich die Versorgungskonzepte der Praxen an Qualitätskriterien und aktuellen Erkenntnissen aus der klinischen Forschung orientieren und im Rahmen von Studien stetig weiterentwickelt werden. Eine große Herausforderung ist dabei die reibungslose Verzahnung mit der ambulanten und stationären Versorgung z.B. im Krankenhaus, aber auch mit anderen Berufsgruppen wie Physiotherapeutinnen und -therapeuten. „Hier besteht großer Entwicklungsbedarf. Unser Ziel in der Versorgungsforschung ist es daher, Konzepte auszuarbeiten, wie Patienten über die verschiedenen Versorgungsstufen hinweg optimal betreut und begleitet werden können", so Altiner.
Gleichzeitig sollten Patientinnen und Patienten bestmöglich in die Entscheidungsfindung über die weitere Behandlung einbezogen werden. Dazu muss der Patient gut informiert sein: Wie bewertet er persönlich Nutzen und Nebenwirkungen einer Therapie? Was ist für ihn sinnvoll und daher „durchhaltbar", was nicht? „Die Aufgabe der Hausärztinnen und -ärzte sehe ich darin, die Patienten in ihrer Gesundheitskompetenz zu stärken und da abzuholen, wo sie sich befinden. Der Patient hat schon zu seiner Erkrankung gegoogelt? Sehr gut, dann hat er schon ein Grundwissen, auf dem ich aufbauen kann", so Altiner. Allerdings, räumt er ein, reiche es nicht allein aus, angehende Hausärzte für diese Form der Arzt-Patienten-Interaktion zu schulen. Das Gesundheitssystem müsse auch den Raum dafür schaffen.
Chancen sieht Altiner in der Digitalisierung: Entsprechende Systeme können den sinnvollen Einsatz von Interventionen unterstützen, Überversorgung z.B. auch in der Medikamentenverschreibung verhindern, die Kommunikation mit weiteren Gesundheitsberufen erleichtern oder in Form von Apps die gemeinsame Entscheidungsfindung fördern. All diese Bausteine tragen dazu bei, die hausarztzentrierte Versorgung „zum Fundament des Gesundheitssystems von morgen" auszubauen, wie er sagt. Seine Vision ist die Hausarztpraxis als Teampraxis, in der die verschiedenen Gesundheitsberufe, z.B. speziell qualifizierte Medizinische Fachangestellte oder auch Demenzbegleiterinnen und -begleiter, im Team und nicht in einem hierarchischen System gemeinsame Patientinnen und Patienten betreuen.
Zur Person
Prof. Dr. Attila Altiner, geboren 1969 in Oldenburg, studierte Humanmedizin in Köln. Im Jahr 2000 wechselte er als Wissenschaftler an die Abteilung für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Düsseldorf und war nach der Facharztweiterbildung ab 2004 in hausärztlichen Praxen in Duisburg und Elsdorf tätig. 2009 folgte er dem Ruf an die Universitätsmedizin Rostock als Ärztlicher Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin. Neben Forschung und Lehre betreute er dort auch weiterhin Patienten im Medizinischen Versorgungszentrum der Universitätsmedizin Rostock. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Arzt-Patienten-Kommunikation, Atemwegsinfekte, Antibiotika und die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der hausärztlichen Versorgung. Prof. Altiner ist Vorstandsmitglied der Gesellschaft der Hochschullehrer für Allgemeinmedizin.
Weitere Informationen im Internet
Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für Patientinnen und Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 14.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit rund 2.500 Betten werden jährlich circa 86.000 Patientinnen und Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.100.000 Patientinnen und Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) hat das UKHD das erste Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg etabliert. Ziel ist die Versorgung auf höchstem Niveau als onkologisches Spitzenzentrum und der schnelle Transfer vielversprechender Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) rund 4.000 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion. www.klinikum.uni-heidelberg.de
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