Schrader: „Das können die Praxen nicht allein stemmen“

Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) hat bei der Eröffnung der Hauptversammlung in Bonn scharfe Kritik an der aktuellen Gesundheitspolitik der Bundesregierung geübt. Unter dem Thema „Zwischen Vorsorgen und Versorgen – Wie sieht eine nachhaltige und gute Zahnheilkunde in der Zukunft aus?“ diskutierten Delegierte des Freien Verbandes mit Spitzenvertretern der Wissenschaft und der zahnärztlichen Körperschaften zum Auftakt der Versammlung.

Sowohl der Fachkräftemangel und die Digitalisierungswelle als auch die fehlende Unterstützung in der Coronapandemie und nicht zuletzt das geplante GKV-Finanzstabilisierungsgesetz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stellten die Praxen vor Herausforderungen, die sie nicht allein stemmen könnten, monierte der FVDZ-Bundesvorsitzende Harald Schrader. „Die Politik legt damit die Axt an die Pfeiler, die dieses System der ambulanten Versorgung bisher tragen.“

Auch der Vorstandsvorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Wolfgang Eßer, wurde deutlich: „Uns steht eine neue Ära der Kostendämpfung bevor. Die Defizite im Gesundheitswesen werden nicht nachhaltig bekämpft, sondern lediglich mit Flickschusterei behandelt.“

Der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, ging konkret auf zwei Großprobleme ein, die Zahnärztinnen und Zahnärzte weiter beschäftigen werden. Da sei zum einen das Personalproblem. „Dafür habe ich leider keine Lösung“, sagte Benz. Das zweite Großproblem sei die Gebührenordnung für Zahnärzte. „Wir brauchen eine neue GOZ mit ständiger Anpassung“, forderte der BZÄK-Präsident und ergänzte: „Bei diesem Thema ist der Minister leider ein Totalausfall.“ Allerdings gebe es gute Kontakte zu Mitarbeitern des Bundesministeriums und der Gesundheitsministerien auf Länderebene. Diese seien bereits erfolgreich genutzt worden.

Über Nachhaltigkeit in der zahnmedizinischen Ausbildung sprach Prof. Dr. Roland Frankenberger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Er berichtete, dass an den Universitäten der wissenschaftliche Nachwuchs fehle und die Budgets immer geringer werden. „Da muss definitiv etwas passieren“, betonte Frankenberger. „Eine gute Ausbildung kostet Geld, das muss von der Politik auch bezahlt werden.“

Der Verbandsdirektor bei der privaten Krankenversicherung (PKV), Dr. Florian Reuther, lobte die Zahnmedizin als besonders nachhaltig. Das Umlagesystem der gesetzlichen Krankenversicherung hingegen sei nicht nachhaltig. In Sachen GOZ räumte er ein, dass PKV und Zahnärzteschaft nicht immer einer Meinung seien. Allerdings habe das gemeinsame Beratungsforum mit der Bundeszahnärztekammer in vielen Fällen gute Kompromisse gefunden. Die Beteiligten müssten selbst aktiv werden und nicht auf die Politik warten, sagte Reuther.

Die Hauptversammlung des Freien Verbandes tagt vom 13. bis 15. Oktober in Bonn. 161 Delegierte aus allen Landesverbänden diskutieren die Aktivitäten des Verbandes und legen die Ausrichtung für die Zukunft fest. Beherrschendes Thema ist der aktuelle Umgang der Politik mit den Leistungsträgern in der ambulanten Versorgung. Die Wiederauferstehung der Budgetierung steht dabei ebenso im Fokus wie die zu erwartenden neuen Belastungen für die niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte.    

Über den Freier Verband Deutscher Zahnärzte e.V.

Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) ist der größte unabhängige Berufsverband in Deutschland. Er handelt politisch frei und unabhängig. Seine Aufgabe sieht er darin, alternative Handlungsoptionen für Zahnärzte und Zahnärztinnen für ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen zu entwickeln. Er engagiert sich für zahnärztliche Therapiefreiheit, Offenheit moderner zahnärztlicher Methoden für alle Patientinnen und Patienten, Prophylaxeförderung, mehr Eigenverantwortung für die Patienten- und Zahnärzteschaft sowie eine solide Finanzierung der Zahnheilkunde.

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