Dass der berufliche Weg von Eva Schössler in die Verwaltung führt, war nicht immer so klar. Denn als Offset-Druckerin und examinierte Physiotherapeutin ist das keine Selbstverständlichkeit. Nach dem zweiten Kind suchte Schössler, die bis dahin als Physiotherapeutin gearbeitet hatte, eine neue berufliche Perspektive. Und fand diese 2016 in der Verwaltung: Die Jägerin begann stundenweise als Trichinenschauerin im Amt für Veterinärwesen, Verbraucherschutz und Ordnungsangelegenheiten. 2018 stockte sie dann auf eine Halbtagsstelle auf. „Aber ich wollte mich weiterbilden und bin schließlich auf den ‚Vorbereitungslehrgang auf die Abschlussprüfung Verwaltungsfachangestellte‘ beim Hessischen Verwaltungsschulverband (HVSV) in Kassel gestoßen“, sagt Schössler. Diesen können Verwaltungsangestellte, die über keine spezifische Verwaltungsausbildung verfügen, absolvieren. Somit folgte nach erfolgreichem Antragsverfahren im Oktober 2020 der nächste Schritt: eine 18-monatige Ausbildung mit Schwerpunkten etwa im Rechnungswesen, dem Ordnungswidrigkeits- und dem Verwaltungsrecht.
Die Ausbildung hat einiges abverlangt. Denn etwa ein Jahr der Ausbildung musste die zweifache Mutter corona-bedingt im Home-Schooling absolvieren. „Zwei Kinder und ich, die zu Hause lernen, mein Mann im Home-Office – das war schon eine Herausforderung“, sagt Schössler, die nun seit 1. September im Amt für Finanzen und Kassenwesen eingesetzt ist. Denn ein Mal pro Woche stand zunächst ausschließlich die Ausbildung online im Vordergrund – immer wieder ergänzt durch Exkurse zum Beispiel in Mathematik und Deutsch, wenn die beiden Kinder Fragen zu den Schulaufgaben hatten, fügt sie lachend an.
Glücklicherweise musste sie nicht die gesamte Ausbildung im Home-Schooling absolvieren. Denn das letzte Drittel der Ausbildung konnte wieder in Präsenz am HSVS-Standort in Kassel stattfinden, „und ich war froh, endlich mal die Menschen kennenzulernen, mit denen ich seit einem Jahr gemeinsam gelernt habe“, sagt die Verwaltungsfachangestellte. Auf Dauer sei ausschließlich digital zu lernen schwierig – der Austausch sei nicht so direkt, was einiges erschwere.
Außerdem sei es ein Kraftakt, die Ausbildung in den sowieso schon vollen Alltag zu packen. Die Zeit zwischen Teilzeitjob, Home-Schooling-Ausbildung und Familie war anstrengend. Möglichkeiten zum Lernen gab es abends oder am Wochenende, „aber mein Mann und meine Kinder haben dabei gut mitgemacht und mich unterstützt – ebenso wie die Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung“, sagt Schössler. Die Prüfungen seien gut gelaufen und sie habe sich gut vorbereitet, trotzdem kam das Spitzenergebnis überraschend, sagt sie, denn immer wieder habe sie auch an sich und ihrer Entscheidung gezweifelt. Die Mehrfachbelastung, der Lern- und Organisationsaufwand seien immens gewesen. „Es gab kleine Momente des Zweifels und schwierige Phasen, aber im Nachhinein war die berufsbegleitende Ausbildung die richtige Entscheidung“, stellt sie klar. „Allen Quereinsteigern kann ich das nur empfehlen. Das ist genau der richtige Weg“, ergänzt sie abschließend.
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