Der Weg rauf auf der Karriereleiter war kein leichter. Drei Jahre lang mussten die frisch gebackenen Meisterinnen und Meister nach Feierabend und an den Wochenenden dafür die Schulbank drücken. Den Lohn für diese harte Arbeit konnten sie nun entgegennehmen. Unter Beifall ihrer Verwandten und Freunde überreichten der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil und der Präsident der Handwerkskammer für Ostfriesland, Albert Lienemann, den 70 Handwerkerinnen und Handwerkern aus acht Gewerken, in der Stadthalle Aurich ihre Meisterbriefe. Damit war es „endlich geschafft“! Und die Erleichterung war ihnen sichtlich anzusehen, denn der Meisterbrief ist und bleibt das wichtigste Wertpapier im Handwerk. Rund 250 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft waren gekommen, um den neuen Lebensabschnitt mit ihnen zu feiern.
Seine Begrüßungsansprache nutzte Präsident Lienemann, um auf die großen Herausforderungen der Zukunft, wie beispielsweise die Energiekrise und die Mobilitätswende, hinzuweisen und deutlich zu machen, dass diese nur mit dem Handwerk zu schaffen sind. Die jungen Meisterinnen und Meister seien deshalb besonders für die Gewinnung und Ausbildung der nächsten Generation an Fachkräften von enormer Wichtigkeit. Denn sie seien die besten Botschafter für ihr Gewerk und das Handwerk insgesamt und würden die Emotionen und die Begeisterung, die sie empfänden, unmittelbar auf Ihr Umfeld übertragen. „Darum bitte ich Sie: Werben Sie bei den jungen Menschen, die Ihre Berufswahl noch treffen müssen, für Ihren Traumberuf und geben Sie etwas von Ihrer Leidenschaft und Ihren Fähigkeiten an die nächste Generation weiter“, so der Präsident. Nur wenn es gelinge, wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern, könne man dem anhaltenden Fachkräftebedarf und den damit verbundenen Aufgaben gerecht werden.
An diese Themen knüpfte auch Ministerpräsident Stephan Weil in seiner Festansprache an. Auf seinen Auslandsreisen habe er immer wieder erfahren, welchen Stellenwert die deutschen Fachkräfte einnehmen. Der Meistertitel sei ein Teil der Marke „Made in Germany“. „Das muss man immer wieder sehr deutlich sagen: Der Meistertitel ist nicht irgendeine Berufsbezeichnung, er ist ein echtes Gütesiegel. Und zwar weit über Deutschland hinaus.“ Und auch die duale Ausbildung sei im Ausland ein Thema. Sie gebe es so in dieser Art in keinem anderen Land. Der Meistertitel bilde dafür gewissermaßen das Fundament und sei dementsprechend unverzichtbar.
Besonders mit Blick auf die bevorstehen Zukunftsaufgaben, die auch schon der Handwerkskammerpräsident genannt hatte, sei das Handwerk insgesamt gefragter denn je. Es habe bereits in der Corona-Krise bewiesen, dass es ein robustes und krisenfestes Kernstück der ostfriesischen Wirtschaft bilde. Trotzdem sei ihm durchaus bewusst, dass sich einige Teile des Handwerks derzeit „so große Sorgen machen wie noch nie“. Vor allem die Betriebe, die von den gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen am stärksten betroffen sind. Das nehme er sehr ernst. „Der erste Schritt ist, dass wir jetzt dringend aufpassen müssen, dass keine an sich gesunden Unternehmen durch diese Zusammenballung von Problemen kurzfristig schließen müssen“, so Weil. Auf Landesebene hätten dazu schon erste Gespräche über mögliche finanzielle Rettungspakete stattgefunden und er sei sich sicher, dass auch der Bund entsprechende Maßnahmen auf den Weg bringen werde.
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