Eine Frage der Perspektive
„Um die Antwort auf diese Frage zu finden, vergleichen viele Marktteilnehmer die Entwicklung der letzten zwei Monate mit früheren Erholungsbewegungen“, so Grüner. „Ein verständlicher Impuls, denn frühere Aufschwünge können tatsächlich auch ein Gefühl dafür vermitteln, was wahrscheinlich ist und die Erwartungshaltung steuern.“ Doch die Perspektive solle um die Frage nach dem „Warum“ erweitert werden. Wie waren die allgemeinen Bedingungen während dieser Aufschwünge? Welche Gemeinsamkeiten gab es in Bezug auf die Stimmung und was waren die wirtschaftlichen Antriebskräfte? Entscheidende Fragestellungen, denn tatsächliche Wendepunkte würden sich immer nur im Nachhinein erkennen lassen und die Beschäftigung mit ihnen könne zu kurzsichtigem Verhalten führen.
Positives wird ignoriert
„In der Regel beginnen Erholungen dann, wenn eine schlechte Stimmung vorherrscht“, erläutert Grüner. Dabei sei unter Anlegern eine Art ‚Pessimismus des Unglaubens‘ verbreitet, bei dem alle Nachrichten tendenziell eher als negativ eingestuft würden. Positive Entwicklungen werden übersehen oder größtenteils ignoriert“, meint Grüner. In einem solchen Umfeld müssten wirtschaftliche Fundamentaldaten nicht unbedingt hervorragend sein, damit die Märkte steigen. Im Gegenteil: schwache Fundamentaldaten seien in einem solchen Umfeld immer noch besser als das, was die meisten erwarten würden. Dieses Überraschungspotential biete Treibstoff für eine dynamische Entwicklung nach oben. Wenn alle mit einer Katastrophe rechnen würden und die Realität sich eben als „nur leicht schlecht“ darstelle, könne dies ausreichen, um einen nachhaltigen Aufschwung zu bewirken.
Weiterhin negatives Stimmungsbild
Die Stimmung sei weiterhin sehr getrübt und die Wirtschaftsdaten seien uneinheitlich, aber im Allgemeinen besser als Prognosen für eine tiefe Rezession. „Die diesjährige Abwärtsphase war vor allem von der Stimmung geprägt, und solche ‚Gefühle‘ können sich auch schlagartig wieder ändern“, so Grüner. „Es ist dennoch auch möglich, dass die jüngste Erholung verpufft, wenn die Schauergeschichten aus diesem Jahr wieder hochkochen und die Stimmung der Anleger belasten – oder wenn die jüngste Abschwächung der Wirtschaftsdaten viel tiefer und breiter ausfällt als erwartet.“ Auch neue Ängste könnten aufkommen und die Stimmung weiter drücken.
Fazit
Der Silberstreif am Horizont sei jedoch, dass man Wendepunkte nicht unbedingt treffen müsse. Der Reiz sich auf Wendepunkte zu konzentrieren sei zwar verständlich, aber auch kurzsichtig – und sie zu timen unmöglich. „Kurzfristige Bewegungen der Aktienmärkte werden von der Stimmung bestimmt und unterliegen deshalb unvorhersehbaren Schwankungen“, resümiert Grüner. „Die Konzentration auf einen extrem kurzen Zeithorizont kann Anleger allerdings verleiten, den Markt zu timen. Diese Denkweise ermutigt zu dem Versuch, den ‚perfekten‘ Einstiegszeitpunkt zu finden – oder nach Ausreden für einen Ausstieg zu suchen.“ Anstatt sich aber auf einen möglichen Tiefpunkt zu fokussieren, solle man den Blick in die Zukunft richten. Die Tatsache, ob es sich nur um eine vorübergehende Erholung handele oder nicht, werde langfristig kaum entscheidend sein. Vielmehr könne die Nichtteilnahme an einem Bullenmarkt ein viel größerer Rückschlag sein. Eine stärkere negative Volatilität könne immer möglich sein und eine Erholung verlaufe selten ganz reibungslos. Für langfristig orientierte Anleger kein Grund für Verunsicherung oder unüberlegten Aktionismus.
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