Ein wichtiger Aspekt der nachhaltigen Wirtschaft ist die Vermeidung von Abfall. Hier haben Software-Entwickler einen Vorteil: Bei ihrem Produkt fallen in der Regel kein Verpackungsmüll oder sonstige Produktionsabfälle an. Dank der Digitalisierung und des web- und download-basierten Vertriebs ist Software heute ein rein digitales Produkt und somit abfalltechnisch weitestgehend sauber. ™
Das Problem liegt in der Hardware
Anders verhält es sich aber bei der Hardware in den Rechenzentren, auf der die Software betrieben wird. Einmal ausgemustert und weggeworfen hat Elektromüll eine verheerende Wirkung auf die Umweltbilanzen. Er ist schwer zu recyceln und beinhaltet häufig schädliche Chemikalien, die sowohl für die Umwelt als auch für die Gesundheit toxisch sind. Auch ist die Hardware-Herstellung ressourcenintensiv und erfordert sehr viel Energie und Rohstoffe.
Negativ wirkt sich auch der Stromverbrauch von Rechenzentren aus. Viel Rechenpower bedeutet einen hohen Energieverbrauch, vor allem auch für die Kühlsysteme. Der enorme Energiehunger moderner Großrechenanlagen lässt sich heute noch nicht ausschließlich mittels regenerativ gewonnenen Stroms stillen.
Das ist ein Problem, dem sich die Industrie bewusst ist. Daher geht der Trend hin zu kleineren, sparsameren und grüneren Komponenten. Je effektiver kleine Hardware gestaltet ist, desto weniger Ressourcen verbraucht sie in der Herstellung. Und je energieeffizienter eine hohe Leistung erreicht wird, desto besser lassen sich alte Systeme durch neue, kleinere ersetzen.
Mehr Modernisierung sorgt für grüne Leistung
Rechenzentren können also nachhaltiger gestaltet werden. Leistungsstarke Hardware ist vorhanden, die weniger Energie verbraucht, weniger Abwärme erzeugt und weniger Kühlung benötigt. Der geringere Energieverbrauch lässt sich dann auch einfacher durch regenerativen und grünen Strom deckeln. Für die Entwicklung von Software heißt das konkret: Wenn die Software nachhaltig sein soll, dann muss es zuerst die Hardware werden.
Ad hoc ein komplettes Rechenzentrum zu modernisieren und neue Komponenten zu beschaffen, widerspricht allerdings einem weiteren Grundgedanken der Nachhaltigkeit. Die Umgestaltung würde eine große Menge an Elektromüll hinterlassen. Besser ist es, eine Schritt-für-Schritt-Umstellung in Betracht zu ziehen und Ressourcen so lange und effektiv zu nutzen wie möglich.
Keine Angst vor roten Zahlen
Etwas effektiv zu nutzen, bedeutet in diesem Zusammenhang auch maximale Auslastung zuzulassen. Rote Zahlen bei der Netzwerkauslastung müssen in diesem Sinne nicht immer etwas Schlechtes sein. Vielmehr kann die Vollauslastung bedeuten, dass der laufende Betrieb die Leistung optimal ausnutzt. Im Umkehrschluss heißt das auch, dass bei einer Auslastung von 50 % die Hälfte der Systeme unnötig betrieben wird. Natürlich ist es wichtig, für Spitzenlasten Rechenleistung parat zu haben. Nur sollte diese Leistungsbereitschaft nicht auf Kosten von Energie und Verschleiß gehen – und damit auf die der Umwelt (und der Kostenstruktur).
Deutlich sinnvoller ist es, das Rechenzentrum ruhen zu lassen, bis es wirklich gebraucht wird. Das lässt sich auch vollautomatisch einrichten. Wenn die Auslastung einen gewissen Schwellenwert, der im roten Bereich liegen darf, überschreitet, dann schalten sich weitere Server hinzu und erhöhen die Leistung gegebenenfalls immer weiter – automatisch und nach Bedarf. Bei sinkender Leistung schalten sich die Server wieder ab. Das ist nachhaltig, spart Energie, Geld und Hardware.
Ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufzubauen, stellt IT-Unternehmen also ebenso vor Herausforderungen wie jedes andere moderne Unternehmen. Doch haben Digitalunternehmen den Vorteil, dass die Bereiche, in denen bei ihnen die Ökobilanz deutlich verbessert werden kann, offensichtlich sind. Und es entstehen im Zuge der Digitalisierung immer mehr Lösungen für weitreichende nachhaltige Veränderungen, wie beispielweise die Automatisierung. In diesem Sinne haben es die Digitalentwickler selbst in der Hand, mehr Nachhaltigkeit in ihrer Branche zu erreichen.
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