Druckvoll, selbstbewusst und sagenhaft schnell: Gina Lückenkemper (SCC Berlin) verzauberte im Finale über 100 Meter der Deutschen Meisterschaften die Leichtathletik-Fans mit einem Auftritt, der im kollektiven Gedächtnis bleiben wird und sie selber im Ziel zu Freudentränen rührte. Mit 10,99 Sekunden blieb die 25-Jährige zum vierten Mal in ihrer immer noch jungen Karriere unter elf Sekunden, zuletzt war ihr diese außergewöhnliche Leistung im Jahr 2018 gelungen. „Ich liebe dieses Stadion und die Stimmung hier“, sagte die EM-Zweite des Jahres 2018 am Stadionmikrofon und rief: „Gina is back.“ Nur Kathrin Krabbe war bei ihrem Meisterschaftsrekord von 10,91 Sekunden im Jahr 1991 schneller als Gina Lückenkemper bei Deutschen Meisterschaften. Für Gina Lückenkemper war es der dritte DM-Titel unter freiem Himmel.
In Lückenkempers Sog blieb Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) erneut unter der EM-Norm (11,24 sec) und stellte ihre Saisonbestleistung von 11,20 Sekunden ein. Bronze ging an die Paderbornerin Yasmin Kwadwo (11,44 sec). Titelverteidigerin Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) musste kurzfristig krankheitsbedingt auf ihren Start verzichten.
Bei den Männern war der Hamburger und Jahresschnellste Owen Ansah in starken 10,09 Sekunden nicht zu schlagen. Der Deutsche Hallenmeister über 200 Meter hatte auf den letzten Metern des 100-Meter-Finals den besten Schritt, blieb hochkonzentriert und wirbelte so das Feld von hinten auf. Julian Wagner (LC Top Team Thüringen) stellte in 10,12 Sekunden seine Saisonbestzeit ein – es war die erste DM-Medaille unter freiem Himmel für den 24-Jährigen. Bronze in diesem spannenden Finale ging an Owen Ansahs Trainingskollegen, den Deutschen Hallenmeister über 60 Meter Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV; 10,17 sec).
Kristin Pudenz in bestechender Form
Weiter und immer weiter fliegt der Diskus von Kristin Pudenz. Die Olympia-Zweite steigerte sich in einem hochklassigen Finale auf 67,10 Meter, schob sich damit auf Platz 16 der ewigen deutschen Bestenliste und bestätigte damit ihren derzeitigen Platz drei in der Welt. Dabei ließ sich die Potsdamerin auch nicht von einer zwischenzeitlichen Unwetter-Unterbrechung irritieren, die an die Olympischen Spiele von Tokio erinnerte. Auch damals konnte die Top-Werferin mental mit dieser Zwangspause bekanntlich höchst professionell umgehen. „Meine Familie war hier und es war wirklich ein emotionaler Moment für mich“, sagte Kristin Pudenz, für die es der vierte DM-Titel in Serie war.
In Pudenz‘ Schatten lieferten sich die Hallenserin Shanice Craft und Julia Harting (SCC Berlin) ein Duell auf Welt-Niveau. Im vierten Versuch legte die EM-Zweite von 2016, Julia Harting, mit 64,34 Metern vor – eine Weite, die sie zu Jubelsprüngen animierte, warf sie damit doch erstmals über die WM-Norm und so weit wie seit 2016 nicht mehr. Doch Shanice Craft konterte und beförderte den Diskus auf starke 64,64 Meter. Diese brachten ihr schlussendlich Silber ein und werden sie in den kommenden Wochen ruhiger schlafen lassen, denn die Athletinnen auf Platz eins und zwei der DM werden vorrangig nominiert im Hinblick auf die WM in Eugene (USA) und auch die EM in München.
Knoten platzt bei Bo Kanda Lita Baehre
Für Bo Kanda Lita Baehre wurde das Olympiastadion in Berlin am Samstagvormittag zu seiner persönlichen Bühne. Der Leverkusener, der auch als Jahresbester nach Berlin gereist war, fackelte im Stabhochsprung-Finale der Deutschen Meisterschaften ein technisches als auch mentales Meisterstück ab. Bis 5,80 Meter nahm der WM-Vierte alle Höhen im ersten Versuch – eine Leistung, die ihm an diesem Tag keiner nachmachen konnte. Als seine Konkurrenz nur noch zuschauten, sprang der 23-Jährige solo weiter und flog in seinem ersten Durchgang über starke 5,90 Meter, er sah später auch bei 5,95 Metern vielversprechend aus.
Um zehn Zentimeter schraubte Bo Kanda Lita Baehre mit dieser Leistung seine zwei Jahre alte Bestleistung nach oben und schob sich auf Platz acht der ewigen deutschen Bestenliste. „Dieser Wettkampf gibt mir gut Selbstbewusstsein vor der WM. Es wartet noch ein vollgepackter Terminkalender auf mich in diesem Sommer, aber ich bin happy, dass ich international an den Start gehen kann und werde alles geben, um Deutschland gut zu repräsentieren“, sagte der nun viermalige Deutsche Freiluftmeister.
Insgesamt war diese Disziplin auch in der Breite von hohem Niveau, denn gleich drei weitere Springer überwanden die 5,70 Meter. Oleg Zernikel (ASV Landau), der entthronte Titelverteidiger, sprang zu Silber vor dem Deutschen Hallenmeister Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen). Hinter den bekannten Namen war es der Schweriner Gilian Ladwig, der sich um 18 Zentimeter auf eben diese 5,70 Meter steigern konnte.
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Autorin: Alexandra Dersch
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