Hagelflugzeuge über 40 Mal in den Wolken

Mit 45 Einsatzflügen bilanzierte die Hagelabwehr Ortenau e.V. bei der Mitgliederversammlung im Weingut von und zu Franckenstein in Offenburg das Jahr 2021. Neu zu wählen waren Vorstand und Beirat. Da Wendelin Obrecht vom Obstgroßmarkt Mittelbaden nicht mehr zur Wahl stand, rückte sein designierter Nachfolger Martin Bähr in den Vorstand auf.

An 32 Bereitschaftstagen standen die Piloten der beiden Hagelflugzeuge im Dienst der Hagelabwehr. Mit den Einsätzen lag man eher im oberen Bereich, wie Vorsitzender Franz Benz berichtete. Zusätzlich wurden knapp 100 pyrotechnische Fackeln für die Impfung der Gewitterwolken eingesetzt. Die heftigste Gewittersituation gab es am 9. Juni 2021. An diesem Tag zog von Norden nach Süden eine Gewitterfront durch das Schutzgebiet Ortenau bis an den Kaiserstuhl/Tuniberg. Das Gewitter wurde im ersten Verlauf in der Ortenau von beiden Hagelfliegern geimpft. Im weiteren Verlauf kam dann das Flugzeug des Schutzgebiets Kaiserstuhl zum Einsatz. „Dieser Einsatztag hat gezeigt, dass eine gebietsübergreifende Zusammenarbeit gut funktionieren kann“, bilanzierte Pilot Frank Kasparek in seinem Bericht. 

Vorsitzender Benz kommunizierte den Wunsch des Dienstleisters nach einer neuen Generation von Generatoren. Die jetzigen sind in die Jahre gekommen und sollen mittelfristig ersetzt werden. Die Kosten für vier Generatoren an zwei Flugzeugen belaufen sich auf rund 100 000 Euro. Eine moderne Technik und höhere Effizienz zeichnen diese Generatoren aus. Zunächst gilt es aber, die Finanzierung zu sichern. Hierzu laufen bereits Gespräche. Zunächst sind die restaurierten Generatoren weiter im Einsatz.

Benz berichtete auch vom Erfahrungsaustausch am Runden Tisch mit den Hagelabwehr-Regionen Schwarzwald-Baar, Kaiserstuhl, Pfalz, Rems-Murr-Kreis und Rosenheim. Weiter ging es um ein Forschungsprojekt zur Wirksamkeit der Fackeln an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, das vom Dienstleister in Auftrag gegeben wurde, aber noch nicht ganz abgeschlossen ist. Zudem hat eine Delegation der Hagelabwehr Ortenau an einer internationalen online Fachtagung in Graz/Steiermark teilgenommen. Der Vorsitzende gab zur Kenntnis, dass an den Oberbürgermeister der Stadt Offenburg und den Offenburger Gemeinderat ein Brief formuliert worden ist, um die Bedeutung des Flugplatzes Offenburg für die Hagelabwehr Ortenau zu unterstreichen. „Offenburg ist der beste Flugplatz, ohne viel Bürokratie. Die Flugzeuge können sofort starten. Die Zusammenarbeit mit der Fliegergruppe Offenburg klappt hier hervorragend,“ betonte Benz. Die Stadt plant den Flugplatz in Gewerbefläche umzuwandeln. Aus dem Rathaus gab es bislang lediglich eine Bestätigung zum Eingang des Schreibens. Die Hagelflieger werden sich am 17. und 18. September am Fliegerjubiläumsfest auf dem Flugplatz beteiligen und die Bevölkerung über die Hagelabwehr informieren. Künftig gelte es, verstärkt neue Mitglieder zu werben, da durch Flächenaufgaben gerade im Weinbau welche verloren gingen.

Wahlen und Ehrung

Der zum Teil neu und wieder gewählte Vorstand setzt sich zusammen aus Franz Benz (Vorsitzender) sowie Jochen Adam, Stefan Huschle, Manfred Bannwarth und Martin Bähr. Dem Beirat gehören künftig Egon Busam, Michael Boos, Erich Kiefer und Arno Zürcher an. Manfred Musger stellte sich nicht mehr zur Wahl. Benz würdigte sein langjähriges Engagement. Alle wurden einstimmig gewählt. Verabschiedet wurde Gründungsmitglied Wendelin Obrecht. „Wir wären so schnell nicht so weit gekommen, hätten wir ihn nicht gehabt“, würdigte Benz das Engagement des scheidenden Vorstandsmitglieds. Genossenschaften wie die OGM hätten viele Mitglieder gebündelt, die man nicht einzeln habe ansprechen müssen, sondern nur die Organisation als Ganzes. Als Dank für sein ehrenamtliches Engagement erhielt Obrecht einen Gutschein für einen Flug über die Ortenau. Die Freude Obrechts darüber war sichtlich groß. „Die Gründung der Hagelabwehr war nicht einfach“, sagte er. Die vielen konstruktiven Gespräche im Vorstand und das Netzwerken im Anschluss blieben ihm in guter Erinnerung. 

Eingangs hatte Arno Zürcher, Chef des Amts für Landwirtschaft im Ortenaukreis, die Wichtigkeit der Hagelabwehr in der Region mit ihren vielfältigen Sonderkulturen hervorgehoben. Die geforderte Reduzierung der Pflanzenschutzmittel, mehr Biodiversität und die drohende Schweinepest stelle die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Die Hagelabwehr gewinne angesichts des Klimawandels in Zukunft noch mehr an Bedeutung.

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