Mit Laptop und Smartphone auf Hausbesuch

Blutdruck messen, die Wunde an der Ferse und den Blutzuckerspiegel kontrollieren, Wassereinlagerungen in den Beinen und das Gangbild beobachten. Ein ganz normaler Hausbesuch? Nicht ganz, denn im MVZ Vogelsberg übernehmen auch "Nichtärztliche Praxisassistenzen" (NäPa) diese Leistungen, für die üblicherweise die Ärztinnen und Ärzte des MVZ zuständig wären. Meike Schauermann, medizinische Fachangestellte (MFA) und seit 2016 NäPa, Sabrina Deuchert, MFA und seit 2015 NäPa sowie Julia Förster, examinierte Krankenpflegerin und MFA, und seit 2022 NäPa, übernehmen diese Leistungen am interkommunalen Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Vogelsberg. Die NäPa ist ein noch relativ junges Instrument im Gesundheitswesen, wie Geschäftsführer Ulf Werner im Rahmen einer Pressekonferenz berichtet.

Doch was hat es mit den NäPa auf sich, die die jeweils zweiköpfigen Ärzteteams an den Standorten in Grebenhain und Freiensteinau unterstützen? Etwa fünf Monate dauert die berufsbegleitende Ausbildung, in der in bis zu 270 Stunden verschiedene Krankheitsbilder, Notfallmanagement, Aspekte der Palliativversorgung, Telemedizin, Lagerungstechniken, oder die Wundversorgung intensiv geschult werden. Voraussetzung für die Zusatzqualifikation, die die Landesärztekammer Hessen anbietet, sind beispielsweise eine MFA-Ausbildung und mindestens drei Jahre Berufstätigkeit in einer haus- oder fachärztlichen Praxis. Danach können Ärzte medizinische Leistungen an die NäPa delegieren.

"Alleine von den 270 Hausbesuchen im ersten Quartal des Jahres, wurden 40 Prozent durch unsere Nichtärztlichen Praxisassistentinnen erbracht – eine wesentliche Entlastung für unsere Ärztinnen und Ärzte", skizziert Geschäftsführer Ulf Werner. Dadurch würden an anderer Stelle Ressourcen für die insgesamt 4000 Patientinnen und Patienten beim bundesweit ersten interkommunalen MVZ frei.

Gerade die medizinische Versorgung von immobilen chronisch kranken Menschen stehe bei den Hausbesuchen – auch über die Grenzen der beiden Gemeinden hinaus – im Vordergrund. Mit einem "Rundumblick" sei man unterwegs, schildert Julia Förster. Sie hat gerade ihre Fortbildung abgeschlossen, in deren praktischem Teil sie knapp 90 Hausbesuche gemeinsam mit den Ärzten absolvieren musste. "Dabei achten wir auf verschiedene Dinge – das allgemeine Befinden, die Versorgung, das häusliche Umfeld, aber auch Stolperfallen im Flur", sagt die MFA. Oft kenne man Patienten und ihr persönliches Umfeld schon lange, man merke, "wenn etwas im Busch ist", ergänzt Meike Schauermann. Auch sei immer wieder zu beobachten, dass Patienten bei den NäPa schnell Vertrauen fassten, und mit ihren Problemen nicht hinterm Berg halten. "Wir profitieren ärztlicherseits massiv von der engen Zusammenarbeit mit den NäPa, sie sind eine große Entlastung", sagt Stephanie Darmstadt. Hausbesuche werden gemeinsam geplant und engmaschig dokumentiert. Die NäPa sind mit Laptop und Smartphone unterwegs – eine enge Abstimmung zwischen ihnen und den Ärzten sorgt für adäquate Behandlung der Patientinnen und Patienten und kurze Kommunikationswege.

Der Nutzen der NäPa ist im ländlichen Bereich groß. Patienten, verstreut auf viele Ortschaften, lange Fahrzeiten und ein großer Bedarf an medizinischer Versorgung. "Die NäPa sind unser verlängerter Arm und haben für die Patienten einen großen Stellenwert", sagt Darmstadt. Der soziale Aspekt sei dabei ein ganz wichtiger – Zuspruch, die Gewissheit, dass sich jemand kümmert und da ist, sei besonders von Bedeutung. Etwa 70 Prozent der Hausbesuchspatienten werden außerdem von einem Pflegedienst betreut, und auch die "enge Kommunikation zwischen NäPa und Pflegedienst kommt den Menschen zusätzlich zugute", ergänzt Darmstadt. Eine schon fast "luxuriöse Situation" nennt das die Medizinerin. Schließlich liegen die Vorteile für die Versorgung am MVZ auf der Hand. "Die NäPa tragen zur Sicherung der medizinischen Versorgung bei", betont Geschäftsführer Werner abschließend.

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