FondsSuperMarkt: Die bislang langfristig erzielte Rendite des Ethna-DEFENSIV in Höhe von (je nach dem konkret betrachteten Zeitraum) gut ein, zwei Prozent sowie die insgesamt niedrige Volatilität erinnern an Geldmarktfonds vor Beginn der Niedrigzinspolitik. Bitte skizzieren Sie einleitend Ziel und Zielgruppe sowie die Grundprinzipien der Anlagestrategie des Fonds.
Dr. Volker Schmidt: Der Ethna-DEFENSIV ist ein anleihefokussierter Mischfonds, der insbesondere konservative Anleger anspricht. Die Aktienquote ist bei 10 % limitiert. Wir streben eine Volatilität des Fondspreises an, die unter 4 % liegen soll. Die Erträge des Fonds – im Wesentlichen Zinseinnahmen – sollen eine Auszahlung von 1,5 % pro Jahr ermöglichen.
FondsSuperMarkt: Blickt man in das Portfolio, sieht man schnell den Unterschied zu eingangs erwähnten Geldmarktfonds, die vor allem in Staatsanleihen mit kürzerer Restlaufzeit investiert waren, und versteht die Zinsentwicklung seit der letzten Finanzkrise 2007. Täuscht der Eindruck, dass Sie einerseits auf die – verglichen mit Staatsanleihen – höheren Kupons von Unternehmensanleihen setzen, andererseits aber bei den Bonitäten so wenig Abstriche wie nötig machen wollen?
Dr. Volker Schmidt: Da täuscht Ihr Eindruck nicht. Ein Schwerpunkt des Ethna-DEFENSIV bilden Unternehmensanleihen, wobei wir besonders auf die Kreditqualität des Emittenten Wert legen. Wir mischen aber auch Anleihen mit geringerer Qualität bei, wenn hier die Zusatzrendite die höheren Risiken ausgleicht. Wir schauen uns dabei jeden Emittenten detailliert an. Der konservative Charakter des Gesamtportfolios muss aber erhalten bleiben.
FondsSuperMarkt: Unter den Laufzeiten dominierten Ende Januar drei- bis fünfjährige Papiere, also Papiere mit kürzerer bis mittlerer Endfälligkeit. Gehen Sie auch hier angesichts des Renditeanstiegs der letzten Wochen einen Kompromiss zwischen Rendite und Zinssensitivität ein? Steuern Sie die Laufzeiten auch über Termingeschäfte? Wie funktionieren und was kosten entsprechende Geschäfte?
Dr. Volker Schmidt: Das ist richtig, wir konzentrieren uns auf den von Ihnen genannten Laufzeitbereich, um die Zinssensitivität niedrig zu halten. Wir nutzen zudem auch zeitweise Zinsfutures, um die Duration des Portfolios noch weiter zu senken. Ist die zusätzliche Sicherung nur von kurzer Dauer, so kann man die Kosten eher vernachlässigen. Aber es ist auch klar, dass man mit dem Zinssicherungsgeschäft die Differenz aus längerfristigem Zins und kurzfristigem Zins gerade wieder bezahlt, also den vermeintlichen Vorteil durch die längere Laufzeit wieder aufgibt.
FondsSuperMarkt: Unter den Toptiteln des Fonds fallen zahlreiche US-Emittenten auf. Hat dies mit höheren Kupons zu tun, oder nutzen Sie hier die Stärke des US-Dollars in den letzten Monaten? Sichern Sie Fremdwährungen ab?
Wir wollen einerseits die Stärke des US-Dollars nutzen, und andererseits glauben wir, dass die Preise von Unternehmensanleihen in USD nicht von den Anleihekaufprogrammen der Zentralbank verzerrt sind. Wenn die EZB aufhört, Unternehmensanleihen zu kaufen, dann fällt ein wesentlicher Käufer aus, und es ist unklar, wie schnell dieser durch andere Investoren ersetzt werden kann. Die US Federal Reserve hat keine Unternehmensanleihen in ihrem Bestand.
FondsSuperMarkt: Zu Beginn der Corona-Krise hat der Ethna-DEFENSIV fast zehn Prozent verloren, die er bis zum Ende des ersten Pandemiejahres 2020 wieder aufholen konnte. Hatte diese Entwicklung mit einem hohen Portfolioanteil von Unternehmensanleihen zu tun? Welche Lehren konnten Sie aus dieser Erfahrung ziehen?
Dr. Volker Schmidt: Die Verluste in 2020 hatten im Wesentlichen mit unseren Investments in Unternehmensanleihen zu tun. Die Ausweitung der Risikoprämien war in kurzer Zeit enorm. Damals hatten wir noch eine durchschnittliche Duration von 7 in unserem Anleiheportfolio, heute sind es knapp 4. 2020 hat gezeigt, dass wir mit so langen Restlaufzeiten in einem Niedrigzinsumfeld unser Volatilitätsziel im Stressfall nicht einhalten können. Deshalb sind wir vorsichtiger geworden. In 2021 sind zwar auch die Risikoprämien wieder angestiegen, aber das Hauptrisiko sind aktuell die steigenden risikofreien Renditen.
FondsSuperMarkt: Nachdem der Anleihemarkt in diesem Winter bereits eine Straffung der Liquiditäts- und Zinspolitik eingepreist hatte, kommen die westlichen Notenbanken angesichts der russischen Invasion in der Ukraine und erwarteter Engpässe in die Bredouille, einerseits eine weiterhin hohe Inflation im Griff zu behalten, andererseits die Konjunktur nicht zu gefährden. Welche Entwicklung sehen Sie für das laufende Jahr, und wie wollen Sie gegebenenfalls darauf reagieren?
Dr. Volker Schmidt: Die US Federal Reserve wird ihre administrativ festgelegten Zinsen in 2021 deutlich erhöhen müssen, da die Inflation sich den 10 % nähert und zudem Vollbeschäftigung in den USA herrscht. Die US-Wirtschaft ist auch nicht direkt durch den Krieg in der Ukraine betroffen, und die USA ist Selbstversorger bei Öl und Gas. Für die Federal Reserve hat aktuell Inflationsbekämpfung Vorrang. In Europa ist die Inflation niedriger, aber auch deutlich über dem Zentralbankziel. Auch die EZB wird ihre Zinspolitik normalisieren müssen, negative Einlagenzinsen sollten zum Jahresende der Vergangenheit angehören. Allerdings wird die EZB später als die Fed zunächst ihren Einlagenzins und in 2023 dann auch den Wertpapierpensionssatz anheben. Das Ganze verläuft also langsamer, und die Höhe der Zinsanhebungen wird auch niedriger sein. Wir werden zunächst die Zinssensitivität niedrig halten. Sollte es aber bereits in diesem Jahr zu überzogenen Renditesteigerungen kommen, z.B. fünfjährige Treasuries über 3,25 % bzw. fünfjährige Bundesobligationen über 0,75 %, so könnten wir auch die Duration wieder verlängern.
FondsSuperMarkt: Steuern Sie Inflationsrisiken ausschließlich über die Emittenten und Laufzeiten, oder nutzen Sie auch inflationsindexierte Anleihen, sogenannte Inflation-Linked Bonds?
Dr. Volker Schmidt: Wir haben noch keine inflationsindexierten Anleihen genutzt. Der Markt ist deutlich kleiner und neigt daher zu Übertreibungen, wenn alle rein bzw. wieder raus wollen. Daher fühlen wir uns mit kürzerlaufenden klassischen Anleihen wohler.
FondsSuperMarkt: Der Ethna-DEFENSIV kann laut Verkaufsprospekt bis zu zehn Prozent seines Vermögens in Aktien oder aktienähnliche Wertpapiere investieren. Aktuell befinden sich jedoch keine Aktien im Portfolio. In welcher Marktverfassung wäre diese Vermögensklasse für Sie eine Option?
Dr. Volker Schmidt: Wir haben in 2021 fast das ganze Jahr unsere Aktienquote voll ausgenutzt und erst im November alle Aktien verkauft. Wir sind weiterhin der Meinung, dass Aktien sehr hoch bewertet sind, und sind insbesondere von der schnellen Erholung in den letzten Wochen überrascht. Wir werden erst bei niedrigeren Kursen wieder in Aktien einsteigen, auch eine Stabilisierung der Energiepreise wollen wir erst abwarten.
FondsSuperMarkt: Zum Schluss: Der Ethna-DEFENSIV berücksichtigt in seiner Anlagepolitik auch Nachhaltigkeitskriterien. Welche Kriterien sind das?
Dr. Volker Schmidt: Der ESG-Investmentansatz besteht aus einem dreistufigen Prozess. Bei der Auswahl von Unternehmenswerten werden Unternehmen, die unserem Verständnis von Mindeststandards an ein nachhaltiges Geschäftsmodell nicht entsprechen, ausgeschlossen (Negative Screening). Dazu gehören Unternehmen, zu deren Kerntätigkeit die Produktion oder der Handel mit Waffen, Tabak, Pornografie, Grundnahrungsmittelspekulationen und die Förderung bzw. Verstromung von Kohle gehören. Zudem investieren wir nicht in Unternehmen, für welche schwere Verstöße gegen die Prinzipien des UN Global Compact festgestellt wurden und die keine überzeugende Perspektive zur Behebung der Missstände erkennen lassen. Bei Staatsemittenten schließen wir Investments in Anleihen von Ländern aus, die in der jährlichen Analyse von Freedom House (www.freedomhouse.org) als „unfrei“ deklariert werden. In einem zweiten Schritt bildet sich das Portfoliomanagementteam eine Meinung über die wesentlichen Nachhaltigkeitsrisiken, die mit einem Investment verbunden sind. Das Portfoliomanagement setzt bei seinen Investments bevorzugt auf Unternehmen, die eine bereits niedrige Exponierung hinsichtlich wesentlicher ESG-Risiken aufweisen. Zur Beurteilung der für die einzelnen Unternehmen relevanten ESG-Risiken steht dem Portfoliomanagement ein Zugang zu sustainalytics.com zur Verfügung. In einer dritten Stufe werden Einzelwerte mit einem hohen ESG-Risiko in einem zielgerichteten Engagement-Prozess begleitet.
Fondsdetails: Ethna-DEFENSIV T
ISIN LU0279509144
WKN A0LF5X
Fondskategorie Defensiver globaler Mischfonds
Ausgabeaufschlag Bis zu 2,50% (FondsSuperMarkt-Rabatt 100%)
Ertragsverwendung Thesaurierend
Laufende Kosten 1,12 % (31.12.2021)
Performancegebühr Keine
Auflegung 02.04.2007
Fondsvolumen 359,79 Mio. EUR (31.03.2022)
Performance seit Auflage (BVI-Methode) 67,46 % (31.03.2022)
Risiko- und Ertragsprofil (SRRI) 3 von 7
Fondsklassifizierung (gemäß SFDR) Artikel 8 Fonds
Über ETHENEA Independent Investors S.A.
ETHENEA Independent Investors S.A. ist eine bankenunabhängige Kapitalverwaltungsgesellschaft mit Sitz in Luxemburg. Das Unternehmen ist auf das aktive Management von Multi-Asset-Fonds spezialisiert und bietet attraktive Investmentlösungen für verschiedene Anlegerprofile: risikominimiert, ausgewogen, aktienfokussiert und opportunistisch.
Kapitalerhalt und die Erzielung langfristig stabiler Renditen sind dabei wesentliche Bestandteile der Anlagephilosophie von ETHENEA. Diesen Anspruch setzt das Fondsmanagement durch eine flexible Asset Allokation über verschiedene Sektoren und Anlageklassen konsequent um. ETHENEA möchte einen Beitrag leisten und verantwortungsbewusste und nachhaltige Anlagelösungen anbieten. Daher sind ESG-Kriterien ein wichtiger Bestandteil der Investmentprozesse aller Fonds (Artikel 8 SFDR). Weitere Informationen sowie rechtliche Hinweise finden Sie unter ethenea.com.
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FondsSuperMarkt ist mit mehr als 24.000 angebotenen Produkten und sieben Partnerbanken – darunter comdirect und ebase – eine der führenden Fondsplattformen im Internet. Rund 15.000 Kunden vertrauen bereits auf das Angebot des unabhängigen Vermittlers von Investmentfonds ohne Ausgabeaufschlag. Dabei richtet sich FondsSuperMarkt an Anleger, die kostenbewusste Selbstentscheider sind und bietet diesen neben einer einzigartigen Zahl von Fonds mit 100 % Rabatt auf den Ausgabeaufschlag u. a. umfangreiche Analysetools zur Fondsauswahl. Zu den dauerhaft günstigen Konditionen zählt neben dem komplett entfallenden Ausgabeaufschlag bei den meisten Fonds beispielsweise ein kostenloses ebase-Depot bereits ab einem Depotvolumen von 1.500 Euro. FondsSuperMarkt gehört zur Miltenberger Finanzgruppe, die aktuell Kundenvermögen von rund 866 Mio. Euro betreut. Weitere Informationen unter www.fonds-super-markt.de. Stand: Januar 2022
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