Der reich verzierte Lehnstuhl aus dem 18. Jahrhundert zeigt in aufwändiger Stickerei das Wappen der Heiligkreuztaler Äbtissin Maria Josepha von Holzapfel. Die selbstbewusste Zisterziensernonne leitete das Kloster von 1723 bis 1761; in ihrer Amtszeit arbeitete etwa der bekannte Bildhauer Joseph Anton Feuchtmayer an der Ausstattung des Klosters. Das zweite Stück ist das Porträt einer patrizischen Frau, anhand der Kleidung um 1770/1780 zu datieren. Das Gemälde stammt ebenfalls aus dem Kloster. Sowohl der Stuhl mit dem Wappen der Äbtissin als auch das Porträt waren die letzten zwei Jahrhunderte im Besitz der Familie Grasselli, einer Kaufmannsfamilie, die ursprünglich aus Torno am Comer See nach Oberschwaben gekommen war. Die Familie erwarb im 18. Jahrhundert auf dem Klosterareal im damals vorderösterreichischen Heiligkreuztal ein Haus und war später auch in Riedlingen ansässig und tätig. Am Ende der Klosterzeit und nach der Auflösung des Konvents in Heiligkreuztal in der Säkularisation vor über 200 Jahren kaufte die Familie die beiden Kunstgegenstände aus dem Kloster. Seither gehören die Stücke der Familie Grasselli. Sie wurden von Generation zu Generation weitervererbt und so bis heute bewahrt. Die beiden Stücke sollen jetzt die Präsentation der Geschichte des Klosters im „Museum in der Bruderkirche“ von Kloster Heiligkreuztal ergänzen.
Kloster Heiligkreuztal geht zurück auf eine unabhängige Gemeinschaft religiöser Frauen, sogenannte Beginen. Am Beginn des 13. Jahrhunderts entstand das heutige Kloster auf der Grundlage einer Gebietsschenkung in Altheim. Die Beginen von Altheim stellten sich unter den Schutz des Zisterzienserordens in Kloster Salem. Der Ort erhielt den Namen „Heiligkreuztal“, nachdem das Kloster einen Splitter des Kreuzes Jesu als Reliquie gestiftet bekam. 1231 taucht der Name Heiligkreuztal erstmals in einer päpstlichen Urkunde auf. 25 Nonnen lebten durchschnittlich hier, in Blütezeiten waren es sogar bis zu 125 Frauen. Durch große Stiftungen und Schenkungen blühte das Kloster rasch auf und konnte weiteren Besitz erwerben. Am Ende des 18. Jahrhunderts gehörten dem Nonnenkloster acht Ortschaften und mehrere Gutshöfe. Die Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts beendet die Klostergeschichte, Heiligkreuztal fiel an Württemberg. Wie alle Klöster wurde auch Heiligkreuztal damals aufgelöst. Im 20. Jahrhundert verfiel die Anlage. 1972 erwarb die katholische Stefanus-Gemeinschaft einen Teil der Gebäude und nutzt sie seither als Bildungs- und Tagungshaus. Vom Land Baden-Württemberg betreut werden heute die einstige Klosterkirche und die spätromanische Bruderkirche mit dem Museum „Glaubenszeugnisse frommer Frauen – Religiöse Kunst im Kloster Heiligkreuztal“, das Schätze aus der Geschichte des Nonnenklosters zeigt.
Das Land Baden-Württemberg betreut zudem weitere Liegenschaften, die in einer engen Verbindung mit der Klostergeschichte und mit der Landesgeschichte stehen. Dazu gehören die ehemaligen Grangien, die Bauernhöfe des Klosters: etwa die Domänen Dollhof, Landauhof und Talhof. Der Talhof wird zu einem wesentlichen Bestandteil der künftigen „Keltenerlebniswelt“ der Heuneburg werden, die derzeit von den Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg entwickelt wird. Ebenfalls vom Land betreut wird das Kloster Salem, dem das Frauenkloster Heiligkreuztal historisch unterstand. Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte in diesem Zusammenhang: „Die gemeinsame Betreuung sowie die gemeinsame Vermarktung ist ein enormer Vorteil: Sie helfen, die Bekanntheit und Wirkung dieser besonderen Kulturdenkmäler zu verstärken und ihre Strahlkraft weit über das Land hinaus zu erhöhen“.
Kloster Heiligkreuztal präsentiert sich als eindrucksvoll gut erhaltene Klosteranlage in der besonderen landschaftlichen Schönheit des Donautales. Die beiden Kirchen bilden mit dem Kreuzgang und den Klausurgebäuden den Kern des vielfältigen Komplexes. Sie sind umgeben von Amtshäusern und Wirtschaftsgebäuden. Besonders eindrucksvoll: bis heute umschließt die Mauer große Teile der Anlage. Die Klosterkirche zeigt mit ihrer vielfältigen Ausstattung aus mehreren Jahrhunderten den Reichtum des Klosters. Herausragende Werke sind das große Marienfenster im Chor der Kirche und die berühmte Christus-Johannes-Gruppe, beides kostbare Stücke aus dem frühen 14. Jahrhundert. In der Bruderkirche befindet sich seit 1994 das Museum „Glaubenszeugnisse frommer Frauen – Religiöse Kunst im Kloster Heiligkreuztal“. Ein Schwerpunkt der Ausstellung sind die aufwändigen Reliquienbehältnisse, die von den Nonnen selbst hergestellt worden waren. Alle Exponate des Museums stammen aus der ehemaligen Klosterkirche. Die beiden Stücke der Schenkung der Familie Grasselli werden das „Museum in der Bruderkirche“ ergänzen und ein weiteres Detail aus der Geschichte von Kloster Heiligkreuztal erzählen.
Service und Informationen
ÖFFNUNGSZEITEN KLOSTER HEILIGKREUZTAL
Kloster täglich 9.00 – 19.00 Uhr
Klosterkirche täglich 8.00 – 17.00 Uhr
Museum in der Bruderkirche 1. April – 31. Oktober: Sonntag, Feiertag 14.00 – 17.00 Uhr
Klosterkasse 1. April – 31. Oktober: Sonntag, Feiertag 14.00 – 17.00 Uhr
EINTRITTSPREISE
Kloster:
Eintritt frei
Führungen ab 10 Personen p.P. 3,00 €
Museum in der Bruderkirche:
Erwachsene 1,00€
Ermäßigte 0,50€
Familien 2,50€
Gruppen ab 10 Personen p.P. 0,80€
Bitte beachten Sie:
Auch beim Besuch unserer Monumente gelten die üblichen Auflagen der gültigen Corona-Verordnungen des Landes. Es gilt die Maskenpflicht, sobald der Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Personen nicht eingehalten werden kann. In den Innenbereichen gilt grundsätzlich Maskenpflicht. Personen ab 18 Jahren müssen eine FFP2-Maske (oder vergleichbar) tragen.
Ausnahmen von der Maskenpflicht:
– Kinder bis einschließlich 5 Jahre; ab 6 Jahren muss eine medizinische Maske getragen werden
– im Freien nur dann, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Personen dauerhaft eingehalten werden kann.
Bitte bringen Sie eine passende Maske mit.
ANMELDUNG FÜR FÜHRUNGEN KLOSTERKIRCHE UND MUSEUM
+49 (0)73 71.96 11 20
fensterle.erich@t-online.de
KONTAKT UND INFORMATION
Kloster Heiligkreuztal
Am Münster
88499 Altheim-Heiligkreuztal
www.klosterheiligkreuztal.de
www.schloesser-und-gaerten.de
KOMMEN. STAUNEN. GENIESSEN. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, bewahren, entwickeln und vermarkten 62 historische Monumente im deutschen Südwesten. 2019 besuchten rund 4 Mio. Menschen diese Originalschauplätze mit Kulturschätzen von höchstem Rang: darunter Schloss Heidelberg, Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, das Residenzschloss Ludwigsburg, Schloss und Schlossgarten Weikersheim, Weltkulturerbe Kloster Maulbronn, Kloster und Schloss Salem sowie die Festungsruine Hohentwiel.
Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Schlossraum 22 a
76646 Bruchsal
Telefon: +49 (7251) 74-2770
Telefax: null
http://www.schloss-bruchsal.de/