Bidirektionales Laden von E-Autos als Schlüssel zur Flexibilisierung des Energiesystems

Die im Herbst 2021 gegründete „Initiative Bidirektionales Laden“ stellt sich heute mit einem Positionspapier zur Förderung der Technologie der Öffentlichkeit vor. Die Initiative ist ein Zusammenschluss von Unternehmen der Automobil-, Energie- und Ladeinfrastrukturbranche, die von einer Parkhausgesellschaft, einem Softwarespezialisten sowie zwei Beratungshäusern flankiert werden. „Es geht uns darum, das bidirektionale Laden als einen wichtigen und entscheidenden Baustein der Energie- und Verkehrswende in Politik und Gesellschaft zu verankern und dann auch unternehmerisch umzusetzen“, erklärt Marcus Fendt, Geschäftsführer von The Mobility House.

Die Technologie des bidirektionalen Ladens ist ein neuer, vielversprechender und dezentraler Ansatz, bei dem die Batterien von Elektrofahrzeugen sowohl be- als auch entladen werden können. So werden sie zu einer relevanten und flexiblen Speicherkapazität für das Stromnetz, das mit voranschreitender Energiewende einen höheren Bedarf an flexiblen Speichern hat, um die Anforderungen der Sektoren wie Strom, Wärme und Mobilität zu bedienen und gleichzeitig das Netz stabil zu halten.

„Die Bundesregierung geht derzeit von mindestens 15 Millionen vollelektrischen Pkw bis 2030 aus. Das ist ein immenses Potenzial für bidirektionales Laden. Wenn wir die Kapazität dieser mobilen Speicher nutzen, wäre das nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Stabilität der Stromnetze, sondern wir könnten so auch die Energiewende und damit die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft weiter vorantreiben“, sagt Ralf Klöpfer, Vorstandsmitglied der MVV Energie AG und einer der Mitinitiatoren der Initiative. Die Technologie befinde sich in einem fortgeschrittenem Entwicklungsstadium, ergänzt Martin Roemheld von der Volkswagen-Tochter elli, die sich ebenfalls an der Initiative beteiligt. Aber: „Noch fehlen die regulatorischen Rahmenbedingungen, um das bidirektionale Laden auch für alle Beteiligten interessant zu machen.“

Diese Lücke will die gestartete Initiative schließen. Die insgesamt 17 Mitglieder wollen sich dafür einsetzen, die für das bidirektionale Laden notwendigen regulatorischen Rahmenbedingungen zielführend voranzubringen, um es so auch wirtschaftlich für Unternehmen wie Verbraucher interessant zu machen. Über bereits vorhandene positive Impulse aus der europäischen und der Bundespolitik hinaus stellt das heute veröffentlichte Positionspapier konkrete Schritte für die Markteinführung von bidirektionalem Laden vor:

  1. Schaffung einer konkreten, einheitlichen Legaldefinition als Voraussetzung für technische und energiewirtschaftliche Entwicklungen.
  2. Auflegen eines speziellen, zeitlich befristeten Förderprogramms für bidirektionale Ladeinfrastruktur, um weitere Lock-In Effekte durch die ausschließliche Unterstützung unidirektionaler Ladeinfrastruktur zu verhindern und zügig wettbewerbsfähige Konditionen auf dem Markt zu schaffen.
  3. Weiterentwicklung der Steuerung von Verbrauchseinrichtungen und Flexibilitätsbeschaffung im Verteilnetz.
  4. Senkung der Mindestgebotsgröße am Regelenergiemarkt von 5MW auf 1MW, um Eintrittsbarrieren für mobile Speicher zu reduzieren.
  5. Stromnebenkostenbefreiung für mobile Speicher durch Gleichstellung mit stationären Speichern, um eine drohende Doppelbelastung von als Speicher genutzten Elektrofahrzeugen zu verhindern.
  6. Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur durch eine gezielte Beschleunigung des Smart-Meter-Rollouts durch Anreize für den freiwilligen Einbau von intelligenten Zählern.
  7. Erhöhung der wirtschaftlichen Motivation von Netzbetreibern durch eine Berücksichtigung der netzdienlichen Flexibilitätsnutzung von (mobilen) Speichern, die Digitalisierung der Netztechnik und der damit jeweils einhergehenden operativen Kosten in der Anreizregulierung.

Details zu den Forderungen können ausführlich im aktuellen Positionspapier der Initiative „Bidirektionales Laden“ nachgelesen werden. Das Papier ist hier abrufbar. Das Papier ist hier abrufbar

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