Wenn Heranwachsende sich alleingelassen fühlen

In Deutschland wurden zwischen 2001 und 2007 knapp 5 Mio. Kinder geboren, die heute zwischen 15 und 21 Jahren alt sind (Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/235/umfrage/anzahl-der-geburten-seit-1993/). Auch ohne die Einschränkungen durch die Coronapandemie hält diese sensible Lebensphase für junge Heranwachsende viele Herausforderungen bereit. Oftmals führen nicht behandelte psychische Belastungen in diesem Alter zu tiefergehenden, anhaltenden Beschwerden im Erwachsenenalter. Mögliche Anzeichen können sein, dass sich Betroffene beispielsweise stark vom sozialen Leben zurückziehen, weniger Interesse an ihren bisherigen Hobbys zeigen oder durch aggressives Verhalten auffallen.

Unterstützung in einer schwierigen Phase

Rund 75 Prozent aller psychischen Erkrankungen beginnen bis zum 24. Lebensjahr, lediglich vier bis acht Prozent der Betroffenen befinden sich jedoch im Alter zwischen 16 und 21 Jahren in einer kontinuierlich durchgeführten Therapie. „Oft fallen Heranwachsende mit der Vollendung des 18. Lebensjahres aus dem Behandlungssystem“, weiß Prof. Dr. Matthias Weisbrod, Chefarzt Psychiatrie und Psychotherapie am SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach. Mit ein Grund sei der Wechsel in die psychiatrische bzw. psychotherapeutische Versorgung für Erwachsene, der auch einen Neustart der Anamnese und Diagnosestellung bedeute, so der Psychiater. Dass die Heranwachsenden ihre Behandelnden wechseln und damit ihre Krankengeschichte noch einmal neu aufrollen müssen, stelle für viele eine große Hürde dar.

Das Transitionszentrum begleitet junge Erwachsene über das 18. Lebensjahr hinaus

Vier Institutionen im Raum Karlsruhe und Heidelberg haben sich zusammengetan, um diese Versorgungslücke zu schließen. Das Städtische Klinikum Karlsruhe, das SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach, die SRH Rehabilitationseinrichtung für psychisch Kranke mit angeschlossener Jugendwohngruppe und die SRH Heidelberger Akademie für Psychotherapie behandeln gemeinsam Heranwachsende im Alter zwischen 15 und 21 Jahren. Das Besondere am Transitionszentrum: Es ist eine gemeinsame Anlaufstelle für die durchgehende Psychotherapie von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Das fachbereichsübergreifende Team besteht aus Kinder- und Jugendpsychiater:innen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut:innen, Psychiater:innen und psychologischen Psychotherapeut:innen für Erwachsene sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern.

Im Rahmen der Kooperation am Standort Langensteinbach bietet das Transitionszentrum eine Anlaufstelle und vor allem eine kontinuierliche Versorgung für psychisch erkrankte Jugendliche und junge Erwachsene. „Wir holen unsere Patientinnen und Patienten in der Situation ab, in der sie sich gerade befinden und gehen individuell auf sie ein. Mit unserem bereichsübergreifenden Team sind wir dafür bestens aufgestellt“, berichtet Prof. Dr. Helena Dimou-Diringer, Leiterin der Ambulanz für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie an der SRH Heidelberger Akademie für Psychotherapie.

„Im Transitionszentrum ermöglichen wir eine umfassende Versorgung der Heranwachsenden in jeder Lebensphase und sichern einen nahtlosen Übergang in der psychotherapeutischen Behandlung auch über das 18. Lebensjahr hinaus“, betont Meike Bottlender, Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Städtischen Klinikum Karlsruhe.

„Die frühe und enge Abstimmung zwischen Behandlung und pädagogischen Institutionen ist sehr hilfreich. So erhalten unsere Patientinnen und Patienten einen leichteren, individuellen Zugang zu Angeboten der Jugendhilfe, die sie auf ihrem Weg in eine eigenständige Lebensplanung unterstützen“, ergänzt Dr. Gustav Wirtz, Ärztlicher Leiter der SRH Rehabilitationseinrichtung für psychisch Kranke Karlsbad.

Erster Schritt: Kontakt aufnehmen

Betroffene Jugendliche, aber auch Angehörige sowie Freunde oder Bezugspersonen können sich für eine erste Einschätzung beim Transitionszentrum unter der E-Mailadresse transitionszentrum.kkl@srh.de oder unter der Telefonnummer 07202-61-3301 melden.

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