Bilaterale Gespräche auf Weltebene
Bereits von 1994 bis 1998 gab es bilaterale Gespräche zwischen dem Lutherischen Weltbund (LWB) und der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tags-Adventisten (STA). Der damalige Bericht trägt den Titel Adventisten und Lutheraner im Gespräch. Er beschreibt die erzielten Gesprächsergebnisse zu den Themen „Rechtfertigung aus Glauben“, „Das Gesetz“, „Die Heilige Schrift und die Autorität der Kirche“, „Ekklesiologie und Eschatologie“. Als Abschluss wurden Empfehlungen formuliert. Der Bericht kann heruntergeladen werden unter:
Kritik des DNK/LWB
2001 nahm das Deutsche Nationalkomitee des Lutherischen Weltbundes zum Bericht Stellung. Die Kritik des DNK/LWB lief im Wesentlichen auf den Vorwurf an den Lutherischen Weltbund hinaus, die Stimme der lutherischen Theologie nicht angemessen ins Gespräch eingebracht zu haben. Das Gesprächsergebnis treffe somit in den behandelten Themen den Sachstand lutherischer Lehrbildung nicht hinreichend. Das betreffe insbesondere die Rechtfertigungslehre, das Bibelverständnis, die Ekklesiologie und die Eschatologie. Nur so habe eine weitgehende Übereinstimmung in diesen Fragen als Gesprächsergebnis festgestellt werden können. Hierzu: https://www.dnk-lwb.de/de/content/stellungnahme-zu-adventisten-und-lutheraner-im-gesprach-zwischen-lwb-und-generalkonferenz.
Gemeinsam besetzte Sondierungsgruppe
Nach dieser kritischen Stellungnahme des DNK/LWB zum Abschlussbericht des weltweiten Dialoges und der darauffolgenden Korrespondenz zwischen DNK/LWB und der Freikirche der STA in Deutschland beschlossen Lutheraner und Adventisten, im Hinblick auf das Reformationsjubiläum von 2017 die Gespräche in einer gemeinsam besetzten Sondierungsgruppe zu intensivieren.
Die Sondierungsgruppe vereinbarte, dass die damals im Bericht besprochenen Themen auch in den aktuellen Gesprächen behandelt werden sollten, um zu ermessen, inwieweit die Darstellung des internationalen Berichtes sowie die Einwände des DNK/LWB von 2001 zu aktualisieren seien. Die kritisierten Passagen sollten erneut betrachtet und eingeordnet werden. Außerdem sollte geprüft werden, welche Themen sich für das weitere theologische Gespräch in Deutschland als lohnend darstellen könnten.
Acht Sitzungen
Die erste Sitzung fand im April 2017 in Hannover mit einem Rückblick auf die Gespräche LWB/STA und den Reaktionen darauf statt. Im Januar 2018 ging es in Darmstadt um die Rechtfertigung durch den Glauben sowie die Bibel und die Autorität der Kirche. Die dritte Sitzung im November 2018 in Berlin befasste sich mit dem praktischen Bibelgebrauch in der Theologie, dem Sola Scriptura (allein die Heilige Schrift) und sekundäre Texte sowie der Geltung von Gottes Gesetz im Römer- und Galaterbrief der Bibel. Die Sitzungen im März 2019 in Hamburg und im Oktober 2019 in Hannover waren den Themen Ekklesiologie (Lehre von der Kirche) und Eschatologie (Lehre von den letzten Dingen) gewidmet. Die sechste Sitzung im März 2020 in Kassel musste pandemiebedingt abgesagt werden. Diese Sitzung wurde zum Thema Heilsgeschichte und Heiligtum im Oktober 2020 online nachgeholt. Auch die siebte Sitzung fand online statt und befasste sich im März 2021 mit der Bearbeitung des Abschlussdokuments. In Berlin wurde schließlich im September 2021 der Bericht über die Sondierungsgespräche fertiggestellt.
Zu jeder Thematik wurde zunächst die lutherische und adventistische Sichtweise dargestellt. Daraus ergaben sich Konvergenzen, Differenzen/unterschiedliche Aspekte, gemeinsame offene Fragen sowie Überlegungen und Konsequenzen für die Weiterarbeit.
Resümee
Bei den Referaten und Diskussionen habe sich gezeigt, so das Resümee des Sondierungsberichtes, „wie viel wir übereinander lernen konnten und welche weiterführenden Fragen entwickelt wurden. Zugleich konnte die Sondierungsgruppe auf einige seit der Reformation entwickelte Lehrbildungen wie selbstverständlich zurückgreifen. Insoweit konnten auch unterschiedliche Ausprägungen und Entwicklungen deutlich erkannt werden.“
Die Teilnehmenden der Sondierungsgespräche seien dankbar „für die Atmosphäre, die bei aller Unterschiedlichkeit von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung gekennzeichnet war. Wir haben einander aufmerksam zugehört, intensiv diskutiert und voneinander gelernt. Wertvoll war auch die Anteilnahme an den jeweiligen aktuellen Entwicklungen in den beiden Kirchen.“
Offizielle Kontaktgespräche geplant
Deshalb regten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu offiziellen Kontaktgesprächen zwischen Lutheranern und Adventisten in Deutschland an, bei denen die theologischen Fragestellungen weiterbearbeitet werden sollten. In diesen Treffen würde es sich zudem als fruchtbar erweisen, wenn auch der Austausch über aktuelle Entwicklungen und Diskussionen in den beiden Kirchen etabliert werde. „Wir empfehlen zudem, die Kommunikation zwischen unseren Kirchen auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene zu vertiefen.“
Wie von lutherischer und adventistischer Seite mitgeteilt wurde, hätten die Versammlung des DNK/LWB und die Leitung der Freikirche der STA in Deutschland den Bericht über die Sondierungsgespräche zustimmend zur Kenntnis genommen und offizielle künftige Kontaktgespräche beschlossen.
Der Bericht über die Sondierungsgespräche siehe: https://www.dnk-lwb.de/de/content/lutheraner-und-adventisten-146.
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