„Je nach Marke und Modell liegen die Lieferzeiten aktuell etwa zwischen sechs und zwölf Monaten, teilweise sogar darüber“, bestätigt auch Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Nach Beobachtung des Chefs der Neuwagenbörse carwow.de, Philipp Sayler von Amende, bauen die Hersteller die lieferbaren Chips derzeit vor allem in stark nachgefragte Elektromodelle ein. „In der Chipkrise priorisieren die Hersteller die Fahrzeuge mit E-Antrieb. Die Chips, die geliefert werden, werden ihnen zugeteilt, und diese Priorisierung wird auch so bleiben“, erklärt Sayler von Amende gegenüber auto motor und sport. Dabei unterscheiden die Hersteller auch stark innerhalb ihrer Modellpalette. „Während beispielsweise ein BMW i3 eine Lieferzeit von vier Monaten hat, sind es bei einem i4 doppelt so viele – acht Monate. Ein Mercedes EQB ist bereits ab zwei Monaten zu haben, während man auf einen EQA zehn Monate warten muss.“
„Eine baldige Besserung ist nicht in Sicht“, so Sven Siepen, Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger, „denn der Engpass hat strukturelle Gründe, die in der aktuellen Ausgestaltung der Lieferketten liegen. Die Knappheit der Chips wird bis in das Jahr 2023 – und wahrscheinlich darüber hinaus – bestehen bleiben. Die angekündigten zusätzlichen Kapazitäten reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken.“
Mit Blick auf hohe Nachfrage und geringeres Angebot sind auch die einst hohen Rabattangebote der Händler gesunken. „Die Rabatte und vor allem die Rabatt-Aktionen der Hersteller sind seit Mitte 2021 bei Benzinern und Dieseln auf einem historisch niedrigen Niveau“, so Sayler von Amende. Möglicherweise müssen die Autokäufer sogar mit weiter steigenden Neuwagenpreisen rechnen. „Ein weiterer Trend, den wir bei den Neuwagenpreisen in jüngster Vergangenheit gesehen haben, sind vermehrte Preiserhöhungen der Hersteller.“
Redakteur: Henning Busse
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