Ingo Maurer setzt mit dem Lichtkonzept einen stimmungsvollen Akzent in der hellen, beruhigenden Raumarchitektur der sieben Bahnhöfe. Über eine Stahlseilkonstruktion werden unzählige Seile, Klemmen, Isolatoren und Abspannungen als verdichtetes, wohlsortiertes Oberleitungssystem geführt. Dieses trägt röhrenförmige LED-Langfeldleuchten. In einer Anordnung von drei nebeneinander und zwei übereinander liegenden Seilen wirkt die Lichtkonstruktion – je nach Blickachse der Fahrgäste – wie feinsinnig arrangierte Noten einer Symphonie. „Der Besucher nimmt auf Bahnhöfen seit jeher unbewusst das komplexe Geflecht der Oberleitungen wahr. Für den Bau der unterirdischen Haltestellen wollten wir diesen stilistischen Bestandteil als Lichtgespinst fortführen“, beschreibt Sebastian Utermöhlen, Hauptverantwortlicher für Großprojekte in der Projektabteilung bei Ingo Maurer, die Entwurfsidee.
Als Effektbeleuchtung setzte das Ingo Maurer Team in unregelmäßigen Abständen RGB-Spots ein. Diese bündeln rotes, blaues und grünes Licht zu weißen Lichtkegeln und erzeugen zunächst helle Akzente auf den Bahnsteigböden. Wenn ein Fahrgast den punktuellen Spot durchschreitet, wirft die Person wie von Zauberhand farbige Schatten. Auf diese Weise werden die passierenden Fahrgäste Akteure des Lichtdesigns. Die Zugangsbereiche werden von kegelförmigen Deckeneinbaustrahlern beleuchtet. Die scheinbar zufällige Platzierung der Strahler steht in bewusstem Kontrast zu der netzartigen Seilstruktur, welche die Leuchten auf der Bahnsteigebene trägt.
Allman Sattler Wappner Architekten über das Projekt Stadtbahntunnel Karlsruhe:
Mit der Realisierung des Stadtbahntunnels Karlsruhe befinden sich nun sieben Haltestellen der Straßenbahn im Untergrund. Die äußeren Bedingungen ihrer jeweiligen Lage im Stadtgefüge spiegeln sich in den unterschiedlichen Geometrien wider. Eine einheitliche und zurückhaltende Gestaltung der Innenräume verbindet die unterirdischen Bauwerke zu einer in sich abgeschlossenen Raumfolge, die einen Kontrast zur optischen und akustischen Reizdichte in den darüber liegenden Plätzen und Straßenzügen bildet.
Die Haltestellen bestehen im Regelfall aus zwei Raumkategorien, die jeweils einem eigenen Gestaltungsprinzip folgen. Der Transferraum umfasst den Bereich vom Zugang an der Oberfläche, über das Zwischengeschoss, bis hin zum Fußpunkt der Treppen auf Bahnsteigebene. Die Konfiguration des Ingenieurbauwerkes ist direkt ablesbar, auf bauliche Verkleidungen wird weitestgehend verzichtet. Mit den gestockten Wandoberflächen und einer nicht gerichteten Lichtführung nimmt sich der Transferraum in seiner Wirkung spürbar zurück, – als Übergang zum eigentlichen Haltestellenbereich auf Bahnsteigebene. Hier bekleidet, wie ein Futteral, eine weiße Raumschale allseitig das Ingenieurbauwerk. Die abgerundeten Übergänge von Boden, Wand und Decke, und die farbliche Homogenität der Oberflächen erzeugen eine beinahe meditative Raumwirkung, in der sich die vielfältigen Eindrücke aus dem Stadtgeschehen neutralisieren. Die Raumschale ist zweigeteilt ausgeführt: Am Boden und bis zur halben Wandhöhe werden großformatige Betonwerksteine eingesetzt. Eine Trockenbaukonstruktion mit akustisch wirksamen Oberflächen formt die oberen Wandflächen und die Decke. Das Fugenbild unterstreicht die präzise Fügung der Verkleidung, der auch Sitzbänke und andere Einbauten in ihrer Materialität zugeordnet werden.
Die Ingo Maurer GmbH ist ein seit über 50 Jahren inhabergeführtes Unternehmen für die Entwicklung und Produktion außergewöhnlicher Designleuchten. Zudem hat das Unternehmen mit der Realisierung von Gestaltungsaufträgen im privaten wie öffentlichen Bereich international Zeichen gesetzt. Zu den bekanntesten Entwürfen für die Serienproduktion gehören Bulb (1966), das Niederspannungssystem YaYaHo (1984) und die Flügellampe Lucellino (1992). Die Licht- und Interiorgestaltung des Radisson Collection Hotels in Tsinandali, Georgien, die Beleuchtung der U-Bahn-Stationen „Westfriedhof (1998), „Münchner Freiheit“ (2009) und „Marienplatz“ (2015) in München sowie das Pendel „Flying to Peace“ für die Messe Frankfurt (2018) und die „Silver Cloud“ für das Münchner Residenztheater (2019) sind nur einige Highlights auf der langen Liste der Auftragsarbeiten und spektakulären Einzelstücke für Privatkunden und öffentliche Gebäude.
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