Winterhölle im Land der Tiger

Extremer Tiefschnee im russischen Fernen Osten wird zu einer Gefahr für Menschen und Wildtiere. Das berichtet die Umweltschutzorganisation WWF. Die letzten beiden schweren Schneefälle im Gebiet der bedrohten Amur-Tiger haben demnach im noch jungen Winter bereits große Probleme für Wildtiere verursacht. Es wird mit einer Zunahme der Wilderei gerechnet. Außerdem könnten hungrige Tiger vermehrt in menschliches Siedlungsgebiet vordringen, um dort nach Beute zu suchen. Der WWF Russland hat daher begonnen die Anti-Wilderei-Arbeit zu verstärken und Huftiere mit Fütterungen im Wald bei der Bewältigung dieses Extremwetterereignisses zu helfen.

„Es gibt sicherlich weiße Weinachten im russischen Fernen Osten, allerdings freut man sich hier nicht darüber. Im Gegenteil. Dieser Winter kann eine extreme Herausforderung für wildlebende Tiere werden. Der WWF beobachtet zusammen mit Experten die Situation im Süden der Region mit Sorge“, so Markus Radday, Russland-Referent und Projektleiter beim WWF Deutschland. Bereits jetzt, zu Beginn der Schneesaison, gibt es 50 bis 80 cm Tiefschnee in tieferen Lagen und fast einen Meter in den Bergen. „Wir befürchten, dass  die Wildtiere den ganzen Winter über, also fast bis Mai, Probleme haben werden, Nahrung zu finden und den tiefen Schnee zu durchbrechen. Wilderer haben sich die Notsituation bereits zunutze gemacht und sind auf illegale Jagd gegangen“, so Radday.

Tiefe, Dauer und Beschaffenheit der Schneedecke wirkt sich laut WWF-Einschätzung direkt auf das Überleben und die Fortpflanzung von wildlebenden Huftieren aus. „Nicht alle Rehe werden bis zum Frühjahr überleben, wenn die Schneedecke lange Zeit 40 cm hoch bleibt, dasselbe gilt für Sikahirsche. Auch Rotwild kann nur 50 bis 60 cm aushalten. Für Wildschweine sind diese Bedingungen ebenfalls kritisch. Da sie jedoch in Herden leben und sich auf Wanderwegen bewegen, können sie harte Zeiten besser überstehen.“ Leider wurden ihre Bestände bereits durch die eingeschleppte Afrikanische Schweinepest geschwächt.

Die Schneehöhe variiert in den verschiedenen Teilen des Fernen Ostens, die nördlichen Regionen in den Provinzen Chabarowsky und Evreiskaya leiden unter den schlimmsten Bedingungen, die Provinz Primorsky ist mehr oder weniger sicher. Das hat auch Konsequenzen für den Tiger: „Wir beobachten die Situation des Amur-Tigers genau. Vor allem, was die Konfliktsituationen betrifft, die die WWF-Spezialisten zusammen mit den zuständigen Behörden und öffentlichen Organisationen verfolgen. Die lokale Bevölkerung stellt eine Zunahme der Aktivitäten der Großkatzen fest. Vom WWF unterstützte Teams zur Lösung von Tigerkonflikten in den Provinzen Chabarowsky und Evreiskaya überwachen und minimieren die Konflikte."

Vor mehr als zehn Jahren initiierte der WWF Russland die Einführung einer Reihe von Maßnahmen zur Unterstützung von Huftieren in strengen Wintern. Der WWF drängt darauf, solche Maßnahmen, wie die Winterfütterung nun durchzuführen. Einige Jagdvereine in der Region haben bereits damit begonnen, den Tieren zu helfen. Sie schneiden Fährten, legen Futterstellen an und ergreifen Maßnahmen zur Bekämpfung der Wilderei. Doch auch sie kämpfen laut WWF mit Problemen: Die Schneedecke in manchen Regionen ist so tief, dass selbst Schneemobile in hohen Schneeverwehungen stecken bleiben.

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