Ort: Am Friedrichshain Ecke Friedenstraße
Zeit: Mittwoch, 8. Dezember, 17:30 Uhr
Zum dritten Mal in diesem Jahr starb eine Person auf Grund der mangelhaften Infrastruktur des Knotens Am Friedrichshain/Friedenstraße/Greifswalder Str./Prenzlauer Berg: am 28. Mai, am 19. Oktober und jetzt am gestrigen 7. Dezember. Eine Radfahrerin wurde mutmaßlich von einem Lkw-Fahrer überfahren und getötet. Wir von Changing Cities stehen diesem sinnlosen Sterben fassungslos gegenüber. Wieder einmal können wir den Angehörigen lediglich unseren Wunsch aussprechen, dass sie Menschen an ihrer Seite haben, die ihnen Halt geben.
Auf diesem Knoten, die aus insgesamt 21 sich kreuzenden Autospuren besteht, ist keine geschützte Infrastruktur für ungeschützte Verkehrsteilnehmende vorgesehen. Radfahrende haben nur aufgemalte Streifen, die sie von den schnellen abbiegenden Autos separieren sollen, anstatt sie zu schützen, und das nicht mal überall. Bei so vielen Spuren wäre ausreichend Platz für geschützte Radstreifen und eine geschützte Kreuzung vorhanden.
„Der alte Berliner Senat hat bisher auf die Vorgaben zur Verkehrssicherheit im Mobilitätsgesetz gepfiffen. Es hat keinerlei Konsequenzen, wenn Menschen auf der Straße getötet werden, so auch hier nicht. Die Kreuzung wurde nicht umgebaut, keine Maßnahmen haben die Verkehrssicherheit verbessert. Man macht einfach weiter wie bisher. Frau Jarrasch, als neue Verkehrssenatorin für Berlin haben Sie die Chance, mit dieser fortgesetzten Ignoranz aufzuräumen. Wie kann es sein, dass drei Menschen an derselben Kreuzung getötet wurden, ohne das hier eine sofortige Sperrung, Überprüfung der Lage und ein unverzüglicher Umbau stattfindet? Oder wollen Sie warten, bis die vierte Person dort stirbt?“, fragt Kerstin Leutloff von Changing Cities.
Viel ist zum Unfallhergang bisher nicht bekannt. Mutmaßlich hat ein Lkw-Fahrer eine Radfahrerin überrollt und so schwer verletzt, dass sie noch am Unfallort verstarb. Die 56-jährige Frau ist die zehnte getötete Radfahrende in Berlin in 2021.
Das Mobilitätsgesetz sieht vor, dass jährlich eine gewisse Anzahl von Kreuzungen sicherer gemacht werden. Drei Getötete und dennoch ist diese Kreuzung bisher nicht auf der Liste des Senats! Den Planungen zu Grunde liegen muss dabei immer die Vision Zero: Niemand, der sich durch den Berliner Stadtverkehr bewegt, soll schwer verletzt oder getötet werden können. Davon ist Berlin nach wie vor schmerzhaft weit entfernt.
Die Möglichkeiten, schwere Kollisionen endlich zu verhindern, sind seit langem bekannt: Tempo 30, verpflichtende Abbiegeassistenten, getrennte Ampelphasen und geschützte Kreuzungen. Die Pflicht von Lkw-Fahrenden, mit Schrittgeschwindigkeit abzubiegen, die seit der letzten StVo-Novelle besteht, genügt offensichtlich nicht. Es besteht weiterer Handlungsbedarf. Der Senat und die Bezirke werden auch drei Jahre nach Inkrafttreten des Mobilitätsgesetzes ihrer Verantwortung nicht gerecht. Zu viele Menschen mussten seither sterben.
Die Mahnwache ist als Demonstration bei der Versammlungsbehörde angemeldet. Während der Veranstaltung gelten Maskenpflicht sowie das Einhalten der Abstandsregeln. Politiker*innen aus Senat, Abgeordnetenhaus und Bezirk wurden zur Teilnahme eingeladen.
Wir fördern zivilgesellschaftliches Engagement für lebenswertere Städte. Das bislang größte Projekt von Changing Cities e.V. ist der Volksentscheid Fahrrad in Berlin, mit dem es 2016 gelang, die Berliner Verkehrspolitik zu drehen und das bundesweit erste Mobilitätsgesetz anzustoßen. Changing Cities e.V. unterstützt landes- und bundesweit Bürger*inneninitiativen, die sich im Bereich nachhaltige Verkehrswende und lebenswerte Städte einsetzen, oder stößt solche Initiativen an. Changing Cities ist als gemeinnützig anerkannt.
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