Rund sieben Milliarden Euro sind in Bayern allein bei Bayernwerk Netz, LVN und N-ERGIE Netz im vergangenen Jahrzehnt ins regionale Stromnetz geflossen. Zusammen etwa 480.000 dezentrale Erzeugungsanlagen für erneuerbaren Energien wurden bereits erfolgreich in die Netze integriert. Die bayerischen Verteilnetzbetreiber haben damit bereits eine starke Basis für die klimaneutrale Zukunft gelegt.
Durch den Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes zum Klimaschutz, die nachfolgende Gesetzgebung in Bund und Ländern sowie nicht zuletzt die Ziele der künftigen Bundesregierung hat der Prozess zum Umbau des Energiesystems eine ganz neue Dynamik erhalten. Allerdings reicht der bestehende politische und rechtliche Rahmen nicht mehr aus, um die klimapolitischen Ziele zu erreichen.
In Bayern findet der Zubau vor allem bei der Photovoltaik statt: Die Energiewende und ein zweiter PVBoom mit leistungsstarken Solarparks sind bereits Realität. Die Förderung von Großanlagen bis zu 20 Megawatt durch das EEG, Anlagen ohne Größenbegrenzung außerhalb des EEGs, Rekordpreise für Strom bei gesunkenen Kosten für PV-Module treiben den PV-Ausbau voran. Gleichzeitig fordern das Wachstum der Elektromobilität, die Ansiedlung verbrauchsstarker Rechenzentren und der Ausbau von Wasserstoff-Lösungen das Stromnetz zunehmend. Ein leistungsstarkes und sicheres Stromverteilnetz ist jedoch die Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende.
Fünf Handlungsfelder für den schnellen Ausbau der Erneuerbaren
Gemeinsam setzen sich die drei Verteilnetzbetreiber dafür ein, den politischen und rechtlichen Rahmen so zu gestalten, dass keine Netzengpässe entstehen und der Anteil regenerativer Energie in den bayerischen Verteilnetzen weiter gesteigert werden kann. Dabei gilt es jeweils, die spezifischen Anforderungen der Verteilnetze zu berücksichtigen.
Bayernwerk Netz, LVN und N-ERGIE Netz haben hierfür fünf zentrale Handlungsfelder identifiziert:
1) Energiekonzept für ein klimaneutrales Bayern Langfristige energiepolitische Ziele und eine verlässliche Strategie erhöhen die Planungssicherheit und Effizienz. Der Freistaat sollte konkrete Mengenziele und einen Zeitplan für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Bayern definieren. Diese können dann auf kommunaler Ebene in Abstimmung mit den Infrastrukturbetreibern konkretisiert werden. Wichtig ist dabei eine ganzheitliche und Sektoren übergreifende Sicht. Das wesentliche Ziel des Energiekonzepts muss sein, dass dezentral erzeugter Strom möglichst dann vor Ort genutzt wird, wenn er erzeugt wird.
2) Entbürokratisierung der Anschlussregeln und Synchronisierung des ErneuerbarenEnergien-Zubaus mit dem Netzausbau
Allein in diesem Jahr rechnen Bayernwerk Netz, LVN und N-ERGIE Netz mit mehr als 50.000 Anfragen für den Anschluss von PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung mehr als zehn Gigawatt. Die aktuell bei den drei Netzbetreibern angeschlossene Leistung beträgt etwa 19 Gigawatt Gerade bei kleineren Hausdach-Anlagen erweist sich Bürokratie oft als Bremse für die dezentrale Energiewende. Vor allem die Meldepflichten gegenüber der Bundesnetzagentur müssen entschlackt werden, um Prozesse zu beschleunigen. Größere PV-Anlagen sollten lokal gebündelt werden. So wird ein effizienterer Netzanschluss ermöglicht.
3) Schnellere und standardisierte Genehmigungsverfahren
Eine personell verstärkte Verwaltung mit bayernweit einheitlichen, vereinfachten und digitalisierten Verfahren trägt dazu bei, den erforderlichen Netzausbau zu beschleunigen. Aktuell dauern Genehmigungsverfahren größerer Netzprojekte viele Jahre.
4) Regulierung, die Klimaneutralität möglich macht
Um das gesellschaftliche Ziel der Klimaneutralität erreichen, sind enorme Investitionen in die Infrastruktur notwendig. Um diese umzusetzen, muss der regulatorische Rahmen in Hinblick auf eine gesicherte Finanzierung angepasst werden. Hierzu zählt beispielsweise eine stärkere Berücksichtigung digitaler Technologien.
5) Nutzung von netzdienlichen Speichern und Flexibilität ermöglichen
Die Netzinfrastruktur sollte durch eine Flexibilisierung des Verbrauchs und den Einsatz von netzdienlichen Speichern in räumlicher Nähe zu großen Solarparks effizient genutzt werden. Netzausbaubedarf könnte begrenzt werden, indem flexible, intelligente Lösungen stärker berücksichtigt werden.
Bayernwerk Netz, LEW Verteilnetz und N-ERGIE Netz setzen sich mit ganzer Kraft dafür ein, den Umbau des Energiesystems in Richtung Klimaneutralität in Bayern so schnell wie möglich umzusetzen. Die anstehenden Aufgaben sind enorm: Falls alle heutigen Anfragen zum Anschluss dezentraler Erzeugungsanlagen im bayerischen Verteilnetz tatsächlich realisiert werden, wäre in nur wenigen Jahren in etwa die gleiche Erzeugungsleistung zu integrieren, wie bislang in der über 20jährigen Geschichte des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zusammen. Angesichts des vorgestellten Koalitionsvertrags und der ambitionierten bayerischen Klimaziele, die in der laufenden Dekade eine Verdreifachung der derzeitigen Leistung aus Photovoltaik erwarten lassen, ist eine nochmalige Steigerung zu erwarten.
Im bestehenden Ordnungsrahmen müssen Stromnetze auf maximale Leistungen ausgelegt sein und für die sogenannte Mittagsspitze dimensioniert werden, also eine Erzeugungsleistung, die auf das Jahr gesehen nur in wenigen Monaten kurzzeitig am Tag auftritt. Dies bedeutet eine enorme finanzielle, materielle und personelle Anstrengung, die von der Planung über die Genehmigung bis zum Netzbau reicht. Für Deutschland wird mit einem Investitionsbedarf von mehr als 100 Milliarden Euro bis 2050 gerechnet, um die Verteilnetze für die Energiewende fit zu machen.
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