Neue Lebensrealität: der Krieg zwischen Mutanten und Impfungen
„Der Monat November markierte bei einigen Aktienindizes erneut historische Höchststände, bevor eine durch erneute Corona-Unsicherheiten ausgelöste Korrektur die jüngste Marktbegeisterung als Sorglosigkeit enttarnte“, so Böckelmann. Dabei macht das Corona-Virus nur das, was uns die Experten seit jeher prognostizieren – es mutiert. Die konkrete Bedrohung liegt darin, dass das Virus mehrheitlich unter ungeimpften Erkrankten eine Mutation bildet, welche die bisherigen Impferfolge gefährdet. Daher ist es so wichtig, möglichst global und regional gleichmäßig eine hohe Impfquote jenseits der 75% zu erzielen. „Da dieses aus unterschiedlichsten Gründen vermutlich auch in der nahen Zukunft nicht realisierbar ist, werden uns die Phasen der Unsicherheit wie aktuell mit der Mutation Omikron immer wieder ereilen“, so der Finanzexperte. Stand heute ist der Status um die neue Virusmutation von Corona, Omikron, und die Wirksamkeit der bestehenden Impfstoffe noch unklar. Es sollten etwa zwei Wochen vergehen, bis alle Fakten dazu vorliegen.
Volatilität als ständiger Begleiter
Bis Mitte Dezember dürften die jüngst angestiegenen Wertschwankungen der Kapitalmärkte nach dem Finanzexperten ein Begleiter bleiben: „Der Warnschuss kam zur rechten Zeit, einige Marktsegmente drohten doch endgültig abzuheben.“ Beispielhaft seien jüngste Börseneinführungen von E-Autoherstellern genannt, deren Bewertungen – obwohl noch kein einziges Auto verkauft – über das Niveau etablierter und Gewinne erwirtschaftender Unternehmen schnellte. „Gesehene Kursniveaus sind überhaupt nur zu rechtfertigen, wenn diese Unternehmen Weltmarktanteile jenseits der 50 % erzielen. Utopisch, aber offenbar irrelevant für immer mehr Marktteilnehmer“, urteilt Böckelmann und merkt an, dass die Europäische Zentralbank nicht umsonst vor einem „Überschwang“ an einzelnen Kapital- und Immobilienmärkten warne. Dabei würde sie nach Böckelmann natürlich verschweigen, dass sie mit ihrer Negativzinspolitik auch einen wesentlichen Beitrag zu rein spekulativen Engagements geleistet hat.
Die hartnäckige Inflationsfrage
„Aber auch für die Notenbanken steht der Realitäts-Check für deren Geldpolitik noch aus“, so der Finanzexperte. Die Inflation zeigt sich so hartnäckig wie von vielen Nicht-Notenbankern befürchtet. Aussagen zur „Vorläufigkeit“ des Preisniveauanstieges werden daher spürbar seltener oder zumindest nicht mehr so selbstbewusst vorgetragen. Sollte sich die Pandemie erneut verschärfen, könnte sich die Inflation in der Tat als temporär erweisen. Dies sei aber aus anderen Gründen kein wünschenswertes Szenario. Dennoch werden sich die Notenbanken verstärkt mit wachsender Kritik von Verbrauchern auseinandersetzen müssen, sollte man den strukturellen Ursachen der Inflation nicht erfolgreich begegnen. Diese sind aber oftmals auch politisch begründet – der Einfluss der Notenbanken entsprechend überschaubar. „Man spielt daher gezielt auf Zeit – auch das wahrscheinlichste Szenario für 2022. Einerseits Zuversicht streuen, die Inflation werde sich wieder beruhigen, andererseits durch negative Realzinsen den schon überschuldeten Staaten weiterhin scheinbar unbegrenztes Kreditaufnahmepotenzial bieten,“ so Böckelmann. Und weiter: „Staaten und die Kapitalmärkte sitzen dabei in ein und demselben Boot, Zinsanstiege wären trotz Inflation angesichts vieler ungewisser Faktoren bei der Entwicklung der Weltwirtschaft reines Gift. Ein ‚Weiter so‘ der sogenannten Großen Moderation, des seit vier Jahrzehnten anhaltenden Trends sinkender Inflation und sinkender Zinsen, steht für viele Akteure ganz oben auf dem Wunschzettel für 2022.“
Endlich mehr Fortschritt wagen
Wie ein Wunschzettel liest sich nach Böckelmann auch der Koalitionsvertrag der mutmaßlich neuen Bundesregierung. Und kommentiert den Titel: „Angesichts der Tatsache, dass selbst ein Vorzeige-Europäer wie Jean-Claude Juncker jüngst die EU aber vor allem Deutschland als einen ‚innovationsfeindlichen Standort‘ mit ‚unerträglicher Regulierungsdichte‘ bei ‚weit unterdurchschnittlichem Stand bei der Digitalisierung‘ beschreibt, klingt der Titel des Koalitionsvertrages ‚Mehr Fortschritt wagen.‘ schon fast wie der zwingend erforderliche Ruck – zumindest nach einer gehörigen Portion Selbstreflektion.“ Denn mit Fortschritt und vor allem Wagnis ist das in Deutschland so eine Sache. Junge dynamische und risikofreudige Unternehmen zieht es oft ins Ausland, weil die Bürokratie jegliche Skalierbarkeit begrenzt, bis dato gilt den meisten Deutschen ein Investment in die eigene Wirtschaft als Spekulation. „Mit dem Aufbau einer Art Generationenfonds („Aktienrente“), der tatsächlich Wertschöpfung unterstützt und in diese investiert, scheint die neue Regierung ein dickes Brett gebohrt zu haben“, ist Böckelmann überzeugt.
Der wachsame Blick in die Zukunft
Jetzt fehlt nur noch, dass auch zwei der drei Regierungsparteien ökonomische Grundgesetze akzeptieren und ihre Ziele danach ausrichten, was realistisch und der Wirtschaft und damit dem allgemeinen Wohlstand förderlich ist. „Wir erachten es als angemessen, mit unseren Strategien mit Blick auf den Jahreswechsel vorerst auf Sicht zu fahren“, sagt Böckelmann abschließend.
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