Am 26. Juni brachte das 28-jährige Schimpansen-Weibchen Fifi ein gesundes Weibchen zur Welt. Alles schien gut zu laufen, ausser dass Fifi das Junge ungewöhnlich früh an andere Gruppenmitglieder abgab. Fifi säugte ihr Neugeborenes aber immer noch regelmässig. Nach etwa zwei Wochen wurde Fifi schwach und begann, mit den Hinterbeinen zu lahmen. Obwohl sich die Tierärzte intensiv um sie kümmerten, verbesserte sich ihr Zustand nicht. Auch fanden die Tierärzte keine Ursache für deren Symptome. Ende Juli beobachteten die Tierpfleger, dass Kitoko – Fifis Schwester – das Neugeborene mehrheitlich bei sich hatte und es auch zu säugen begann. Wenige Tage später gebar Kitoko selber ein kleines Männchen, welches sie anfangs aber zu ignorieren schien. In der Folge drängten Vater Kume (18) und andere Gruppenmitglieder darauf, dass Kitoko ihr Junges zu sich nahm. Seither kümmert sich die erfahrene Mutter Kitoko um beide Jungtiere. Den beiden Kleinen geht es gut und sie entwickeln sich normal. Das weibliche Junge heisst Sangala, das männliche Junge von Kitoko erhielt den Namen Sabaki.
Adoptionen in der Natur
Bei Schimpansen kommt es auch in der Natur gelegentlich zu Adoptionen von Jungtieren. Dies liegt daran, dass Schimpansen-Jungtiere relativ lange, nämlich die ersten sechs Lebensjahre, auf ihre Mutter angewiesen sind. Wenn diese vorher stirbt, sinken die Überlebenschancen des Nachwuchses in der Wildbahn erheblich – doch bei Adoptionen der verwaisten Jungtiere durch andere Gruppenmitglieder bleiben die Überlebenschancen hoch.
Jedoch sind in der Natur die verwaisten Jungen zum Zeitpunkt ihrer Adoption schon älter. Nur in zwei bekannten Fällen waren die adoptierten Jungtiere jünger als zwei Jahre. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen auch, dass unter wildlebenden Schimpansen die Chance auf Adoption unter verwandten Tieren grösser ist und vor allem die Adoptionen durch Schwestern der verstorbenen Mutter erfolgreich sind.
Dennoch ist Kitokos Adoption der neugeborenen Sangala wohl nur den Umständen im Zoo zu verdanken. In der Natur hätte sich die sterbende Mutter von der Gruppe entfernt und hätte ihr Junges mitgenommen. Die vorhandenen Ressourcen und die Gruppendynamik im Zolli erlaubten es Kitoko, das Junge ihrer Schwester zu übernehmen. Da Kitoko zur selben Zeit Nachwuchs erwartete, war sie bereit, sich um Sangala zu kümmern.
Einsatz der Humanmedizin
Auch nach weiteren medizinischen Untersuchungen – sogar mit Hilfe von Gynäkologen und Kardiologen der Humanmedizin – konnte bisher noch keine Diagnose für Fifi gestellt werden. Dank der medizinischen Betreuung geht es ihr bis auf die Lähmung der Hinterbeine wieder besser. Das Tierärzte-Team arbeitet weiterhin am Fall.
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