Seit vielen Jahren feiert das ICFF das Fahrrad als Sujet in der Filmkunst, aber auch als exzellentes Mittel im Dienst des gesellschaftlichen Fortschritts. Das Fahrrad ist Lebensfreude und Quelle positiver Energie – dies ist eine der zentralen Botschaften des neuen Festival-Programms. Auf der anderen Seite bringen viele Filme des 16. ICFF eine teils wütend geäußerte Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen zum Ausdruck. Das Fahrrad symbolisiert hier die Aufforderung, sich entgegenzustellen, nicht aufzugeben und sich weiterhin für eine politisch und ökologisch bessere, diversere Welt einzusetzen. Das Programm der aktuellen Festival-Saison ist zudem sehr experimentell, dabei außerordentlich amüsant und kurzweilig – und es wird von filmschaffenden Frauen geprägt.
Der letzte Tag im Herbst – ein Animationsfilm aus der Schweiz
Die Animation „Le dernier jour d’automne“ entführt die Zuschauenden in den herbstlichen Wald, wo Maus, Fuchs, Bär und Co. ein großes Fahrradrennen veranstalten. Die zahlreichen Hindernisse, die sich den Tieren stellen, werden mit solidarischer Hilfe überwunden – der individuelle Sieg hat in dieser Tierwelt keine große Bedeutung. Als eigentlicher Gegner entpuppt sich der Winter und seine schlafauslösende Eisesluft.
Vor dem Hintergrund seiner liebevollen Tierfiguren beinhaltet der Film einen tiefen humanistischen Appell und Kritik an einer Gesellschaft, die die Solidarität verdrängt und in der in erster Linie das Siegen zählt. Der vielschichtige Film wurde von der Schweizer Filmemacherin Marjolaine Perreten gezeichnet.
Welcome to Polotubbieland – filmisches Statement gegen Nationalismus und politischen Populismus
Es geht sportlich zu im Polotubbieland: In polnischen Nationalfarben gekleidet, schlagen seine Bewohnerinnen gekonnt das Rad. Im Kontrast zur heilen Fitnesswelt auf der Bildebene offenbart der Film auf der Tonspur die Abgründe der gegenwärtigen polnischen Kulturpolitik, ihren radikalen Bruch mit der Kunst- und Meinungsfreiheit im Namen des Nationalstaats. Für das Andere, das Fremde lässt der Populismus keinen Platz. „Dirty migrants go home“ singen rechtsgedrehte Polotubbie-Künstlerinnengestalten im bitteren Ende dieses aufrührenden Experimentalfilms, gedreht von der polnisch-deutschen Filmemacherin Nena Adelajda Olczak.
Weitere Experimentalfilme von Frauen
Das ein Fahrrad nicht nur Lebensfreude bereitet, sondern darüber hinaus sogar spirituelle Kräfte freisetzen kann, zeigt die Berliner Filmemacherin Dagie Brundert in ihrem Film „Die Selbstheilung meines Fahrrades“. Sie bringt außerdem Filme mit, die auf Zelluloid gedreht und anschließend in Bier und Waschsoda entwickelt worden sind – die Zuschauenden dürfen auf das Ergebnis gespannt sein. Weiterhin gibt es ein filmisches Experiment mit und über Eddy Merckx, gedreht und auf der Bühne persönlich präsentiert von Sabine Gilley von den Kanalinseln, sowie FUROR! – ein hochdekorierter Kurzfilm von Luna Jordan und Frida Lindenau über Wut, feministisch, sperrig und kontrastreich.
Am Vorabend: Rough Conditions Adventure Film Festival – 15. Oktober
Traditionell beginnt das Filmfestival-Wochenende am Freitag mit dem Rough Conditions Adventure Film Festival: Es geht um die Fahrradreise und das Abenteuer (nicht nur) auf dem Rad, im Film und natürlich mit dem extrem kurzweiligen Vortag von Erwin Zantinga aus den Niederlanden.
International Cycling Film Festival
Das International Cycling Film Festival wurde 2006 gegründet und zeigt Filme, die das Fahrrad zum Thema haben. Es findet jährlich an sieben festen Spielstätten in Deutschland, Polen, Kosovo und den Niederlanden statt und gibt zusätzlich zahlreiche Gastspiele in Europa. Es wird organisiert vom Europäischen Büro für Filmkunst und Fahrradkultur e.V. gemeinsam mit dem Bochumer „Team Hollandse Frietjes – non-professional cycling“ und dem Herner Roomservice – Forum für Jugendkultur.
Zeitplan
- Oktober 2021, 20 Uhr – 6th Rough Conditions Adventure Film Festival
- Oktober 2021, 20 Uhr – 16. Internationales Festival des Fahrrad-Films (ab 15.30 Uhr Fahrradfahrt/Kritische Masse von Bochum nach Herne, um ca. 17.00 Uhr wird im Rahmenprogramm die Dokumentation „Ohne Kerosin Nach Berlin“ gezeigt.
Veranstaltungsort
Flottmann-Hallen, Straße des Bohrhammers 5, Herne. Der Eintritt beträgt EUR 5 an der Abendkasse.
International Cycling Film Festival
Im Wielert 10
44807 Bochum
Telefon: +49 (151) 70191280
http://www.cyclingfilms.de/
E-Mail: info@cyclingfilms.de