Die Riester-Rente hat ihre Ziele verfehlt. Zu diesem Resümee kommt 20 Jahre nach deren Einführung eine Studie der Abteilung Staat und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die Forscher haben Umfragedaten aus den jährlichen Befragungen des SOEP seit 2004 ausgewertet. Diese zeigen: Seit zehn Jahren stagniert der Anteil der BürgerInnen bis 65 Jahren, die einen Riester-Vertrag abgeschlossen haben, bei etwa 25 Prozent. Ein Großteil der Haushalte wird also nicht erreicht. Zudem zeigen sich große Unterschiede bei den Einkommensgruppen: Vor allem GeringverdienerInnen und Personen mit Phasen längerer Arbeitslosigkeit – also genau die Gruppen, die besonders von Altersarmut bedroht sind – sorgen kaum mit der Riester-Rente für das Alter vor. „Die Riester-Rente erreicht nicht diejenigen, die sie am dringendsten brauchen würden“, sagt Studienautor Peter Haan. „Ihr Ziel, das sinkende Rentenniveau abzufedern und den Lebensstandard auch im Alter zu sichern, verfehlt sie somit weitgehend.“ Die Riester-Rente, die der Staat mit Zuschüssen und steuerlichen Vorteilen fördert, steht bereits seit längerem aus unterschiedlichen Gründen in der Kritik. Zuletzt kündigte eine Reihe von Versicherern an, künftig keine neuen Riester-Verträge mehr anzubieten.
Riester-Rente genügt nicht, um Versorgungslücke zu schließen
Neben dem Bildungsniveau scheint vor allem die berufliche Position entscheidend für die Frage zu sein, wer einen Riester-Vertrag abschließt: Je höher die berufliche Position, desto häufiger wird ein Riester-Vertrag gehalten. So haben im Jahr 2020 rund 42 Prozent der Angestellten mit Führungsaufgaben einen Riester-Vertrag – aber nur elf Prozent der ungelernten ArbeiterInnen. Rund 300 000 Personen beziehen aktuell bereits eine Riester-Rente. Durchschnittlich beziehen diese 83 Euro im Monat aus einer Riester-Rente. Dies entspricht etwa einem Anteil von fünf Prozent an allen eigenen Alterseinkommen dieser Gruppe. „In den nächsten Jahren werden mehr Riester-SparerInnen mit längeren Beitragszeiten in Rente gehen, der Anteil der Riester-Renten am durchschnittlichen Alterseinkommen wird also steigen“, prognostiziert Co-Autor Johannes Geyer. „Jedoch wird auch dieser Anstieg nicht ausreichen, um die Lücken im Versorgungsniveau der Bevölkerung zu schließen.“
Schwedisches Modell könnte Vorbild sein
„Die Riester-Rente muss grundlegend reformiert werden“, fasst Co-Autor Markus M. Grabka das Ergebnis der Studie zusammen. „Die Riester-Rente sollte am schwedischen Modell der privaten Altersvorsorge ausgerichtet werden.“ In Schweden ist private Altersvorsorge obligatorisch. Von staatlicher Seite wird ein standardisiertes Vorsorgeprodukt mit geringen Bürokratiekosten angeboten. Dessen Rendite liegt deutlich über der von vielen Riester-Rentenverträgen in Deutschland, dabei gibt es in Schweden aber keine Beitragsgarantien. Ein solcher verpflichtender Vorsorgefonds könne auch für Deutschland ein Modell sein. Es müsse allerdings sichergestellt sein, dass auch Arbeitslose und GeringverdienerInnen Beiträge leisten können, etwa indem der Staat die Beiträge für diese Gruppen subventioniert.
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