Fokus DDR – Trickfilme, Literaturkonzerte und eine Uraufführung nach 50 Jahren

Am 2. und 3. Oktober lädt die Dresdner Philharmonie ein, vergessene Komponisten, vergrabene Filme und verkannte Texte aus Ost- und Westdeutschland zu entdecken. Höhepunkt ist die Uraufführung einer Sinfonie von Christfried Schmidt, die 1968 in der DDR entstand und seitdem in der Schublade lag. 

Uraufführung

Uraufführungen unbekannter Werke berühmter Komponisten sind immer Sensationen. Wir behaupten, dass auch die erstmalige Aufführung von Christfried Schmidts Zweiter Sinfonie 50 Jahre nach ihrer Entstehung eine außerordentliche Entdeckung ist.

Sie ist der Höhepunkt der Thementage 31 Jahre Deutsche Einheit am 2. und 3. Oktober 2021 im Kulturpalast. Gegenübergestellt wird die Sinfonie des in der DDR verkannten Schmidt der „Ekklesiastischen Aktion“ von Bernd Alois Zimmermann. Sie entstand fast gleichzeitig in der Bundesrepublik und ist ebenfalls ein Bekenntniswerk.

Filme

Ein Schwerpunkt der Thementage ist das Verhältnis von avancierter Musik und Film. Musik für Film und Theater zu schreiben, war für viele Komponisten der DDR selbstverständlich. Im Zusammenwirken von ambitionierten Musikern und Filmemachern sind dadurch cineastische Kostbarkeiten entstanden. Wir zeigen eine Reihe von kurzen Trickfilmen von Kurt Weiler und Lutz Dammbeck mit der Musik von Thomas Hertel, Reiner Bredemeyer, Friedrich Goldmann und Gerhard Rosenfeld.

„Wind sei stark“ ist dagegen ein poetischer Dokumentarfilm von Jochen Kraußer. Er entstand in den letzten Monaten der DDR. Porträtiert werden drei Außenseiter, die sich am Bau von Windrädern versuchen. Es sind skurrile Typen, voll Lebensweisheit, die sich mit Eigensinn und Kreativität dem verordneten kollektiven Verhalten in der DDR entzogen.

Kammerkonzerte

I

Christfried Schmidt steht auch im Mittelpunkt unseres ersten Kammerkonzerts. Sein Memorial auf Heinrich von Kleist widmete er „den Sensiblen, die an der Welt leiden“. Ihm stellen wir das Ensemblekonzert III von Friedrich Goldmann gegenüber. Gemeinsam ist beiden der Bezug auf die Kunst der Vergangenheit: Schmidt findet in Heinrich von Kleists Schriften Bedrängnisse, die auch für seine Zeit gelten konnten. Friedrich Goldmann bezieht sich in seinem Ensemblekonzert auf Johann Sebastian Bach.

II

Der Leipziger Komponist und Pianist Steffen Schleiermacher entfaltet gemeinsam mit dem Schauspieler Erik Brünner ein Panorama von Musik und Literatur im geteilten Deutschland. 31 Jahre nach der Wende ist die Kraft dieser Werke ungebrochen. Ihre Wahrnehmung und Bewertung ist jedoch in unserer Zeit auf neue Weise möglich.

Tickets für 5 Euro (Filme), 15 Euro (Kammerkonzerte) und ab 18 Euro für das Orchesterkonzert können über den Ticketservice der Dresdner Philharmonie erworben werden. Junge Leute (bis 29 Jahre) erhalten Tickets für 9 Euro (außer Filme).

Über die aktuell geltenden Corona-Schutzmaßnahmen informieren wir auf der Homepage.

Programm der Thementage

SA 2. OKT 2021, 19.30 Uhr

KULTURPALAST

Konzertsaal

Kammerkonzert I

Memorial – für einen großen Dichter

Ensemblewerke von Friedrich Goldmann und Christfried Schmidt

Friedrich Goldmann

Ensemblekonzert III (2007)

für 16 Spieler

Christfried Schmidt

„Glied der menschlichen Gesellschaft“ – Memorial nach Briefzitaten des Heinrich von Kleist für Sprecher, Ensemble und Tonband (1983)

Jonathan Stockhammer | Dirigent

Peter Schweiger | Sprecher

Kammerensemble der Dresdner Philharmonie und Gäste

*

 SA 2. OKT 2021, 21.00 Uhr
KULTURPALAST

FOYER 1. OG

Filmprogramm

Floh im Ohr

Trickfilme von Kurt Weiler und Lutz Dammbeck

mit Avantgardemusik aus der DDR

von Reiner BredemeYer, Friedrich Goldmann und Gerhard Rosenfeld

*
SO 3. OKT. 2021, 11.00 UHR

KULTURPALAST

Konzertsaal

Klaviermusik und Literatur – aus Ost- und Westdeutschland 1953-1990

Steffen Schleiermacher und Erik Brünner geben Einblicke in über 40 Jahre Musik und Sprache im geteilten Deutschland

Werke von

Friedrich Goldmann, Siegfried Thiele, Wolfgang Rihm, Paul Dessau, Karlheinz Stockhausen, Steffen Schleiermacher

Texte von

Wolfgang Hilbig, Peter Huchel, Christa Reinig, Karl Mickel, Paul Celan, Peter Rühmkorf, Karl Krolow, Ingeborg Bachmann, Volker Braun, Hans Magnus Enzensberger, Kurt Bartsch, Robert Gernhardt, Thomas Rosenlöcher, Angela Krauß

Steffen Schleiermacher | Klavier

Erik Brünner | Sprecher

*

SO 3. OKT 2021, 18.00 Uhr

KULTURPALAST

Konzertsaal

Konzerteinführung

17.00 Uhr

Aktion – Orchestermusik um 1970
Aufstehen für die Gerechtigkeit: „Sinfonie in memoriam Martin Luther King“, „Eklesiastische Aktion“

Christfried Schmidt

Sinfonie Nr. 2 „In memoriam Martin Luther King“

für Orchester, Bass- und Altsolo (1968)

(Uraufführung)

Bernd Alois Zimmermann

»Ich wandte mich und sah an alles Unrecht, das geschah unter der Sonne«

Ekklesiastische Aktion für zwei Sprecher, Bariton-Solo und Orchester (1970)

Jonathan Stockhammer | Dirigent

Antigone Papoulkas | Alt

Robert Koller | Bariton

Martin Jan Nijhof | Bass

Peter Schweiger | Sprecher

Helmut Vogel | Sprecher

Dresdner Philharmonie

*

 SO, 3. OKT 2021, 20 Uhr
KULTURPALAST

FOYER 1. OG

Filmprogramm

"Wind sei stark“

Dokumentarfilm von Jochen Kraußer

DDR 1989/90
Musik: Michael von Hintzenstern/Ensemble für intuitive Musik Weimar

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