„Deine Leber. Dein Leben.“: Leberzellkrebs wird häufig durch vermeidbare Risikofaktoren verursacht

In Deutschland sind vermeidbare Risikofaktoren für mehr als ein Drittel aller Krebserkrankungen verantwortlich. Neben dem Rauchen zählen ungesunde Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel sowie Infektionen und hoher Alkoholkonsum zu diesen Krebsrisiken. Die gleichen Faktoren sind auch bedeutende Ursachen für die Entstehung von Leberzellkrebs (hepatozelluläres Karzinom, HCC), eine der zehn häufigsten krebsbedingten Todesursachen in Deutschland. Im Vorfeld des 22. Deutschen Lebertages am 20. November 2021 fordern die Ausrichter – Gastro-Liga e. V., Deutsche Leberhilfe e. V. und Deutsche Leberstiftung – mit dem Motto: „Deine Leber. Dein Leben.“ effektivere Maßnahmen für eine bessere gesundheitliche Vorsorge. Gesundheitskompetenz und grundlegendes Wissen über die Prävention von Krebserkrankungen wie HCC sollten bereits in den frühen Lebensjahren in der Schule vermittelt und in den Lehrplänen verankert werden.

Die Zahl der Leberzellkrebsfälle in Deutschland steigt. Neben der Ursache Leberzirrhose aufgrund einer chronischen Virushepatitis oder alkoholischer Fettleberentzündung spielt die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (Non-alcoholic Fatty Liver Disease, NAFLD) eine immer größere Rolle bei der Entstehung eines HCCs. Etwa 80 bis 90 Prozent der Leberzellkrebs-Fälle entstehen auf Basis einer Leberzirrhose. Eine Besonderheit gilt bei der chronischen Hepatitis B und Fettlebererkrankungen: Hier kann ein Leberzellkrebs bereits in einem früheren Stadium der Leberschädigung auftreten, bevor die Erkrankung zu einer Zirrhose führt.

„Mit jährlich circa 8.000 Todesfällen pro Jahr zählt Leberzellkrebs zu den zehn häufigsten krebsbedingten Todesursachen in Deutschland. Aufgrund der initial asymptomatischen Entwicklung wird Leberzellkrebs in bis zu 70 Prozent der Fälle erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Diese schlechten Prognosen beim HCC verdeutlichen, dass die Weiterentwicklung der therapeutischen Verfahren, insbesondere im Bereich der medikamentösen Therapie, sehr wichtig ist“, erläutert Professor Dr. Peter R. Galle, Direktor der 1. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, und ergänzt: Über Jahrzehnte konnte kein relevanter Fortschritt in der systemischen Therapie des Leberzellkarzinoms erzielt werden. Bisher konnte in der HCC-Leitlinie nur ein Proteinkinaseinhibitor evidenzbasiert empfohlen werden. Inzwischen sind aber weitere Substanzen – unter anderem eine Kombinationstherapie zur Behandlung des fortgeschrittenen hepatozellulären Karzinoms – hinzugekommen, deren Wirksamkeit in mehreren Studien belegt werden konnte. Die Leitlinie wurde entsprechend aktualisiert“.

Obwohl die HCC-Therapie beträchtliche Fortschritte gemacht hat und viele früh erkannte primäre Leberzellkrebs-Erkrankungen heute heilbar sind, muss der Fokus neben der Früherkennung verstärkt auf Aufklärung und Prävention gelegt werden. HCCs treten in den meisten Fällen als Spätfolge einer langjährigen chronischen Lebererkrankung auf, die oftmals vermeidbar oder behandelbar ist: Bei fast jedem Patienten mit einer chronischen Hepatitis B kann mit Medikamenten eine Viruskontrolle erreicht werden. Zur Behandlung der chronischen Hepatitis C stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, mit denen die Erkrankung bei fast allen Patienten in kurzer Zeit und nahezu nebenwirkungsfrei geheilt werden kann. Es ist außerdem möglich, sich gegen die Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus impfen zu lassen. Die Impfung schützt auch vor der Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus, da diese nur gemeinsam mit einer Hepatitis B-Virusinfektion auftreten kann.

Gegen die Entwicklung und das Fortschreiten einer NAFLD, die von Experten bereits als Volkskrankheit eingeordnet wird, gibt es ein wirkungsvolles Mittel: Gesundheitskompetenz.

„In Deutschland und anderen westlichen Industrienationen wird für die kommenden Jahre mit einer deutlichen Zunahme von HCCs gerechnet, die mit einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) assoziiert und somit vermeidbar sind. Mit regelmäßiger körperlicher Aktivität und einer angepassten Ernährung kann die Entwicklung oder das Fortschreiten einer NAFLD verhindert werden. Bereits Kindern und Jugendlichen sollte in der Schule Gesundheitskompetenz gelehrt werden. In einigen Ländern wie beispielsweise Finnland und Australien ist die Vermittlung von Gesundheitskompetenz bereits ein Pflichtbestandteil des Lehrplans. Wissen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die früh erlernt werden, können sich im weiteren Lebensverlauf festigen und dazu beitragen, ein gesünderes Leben zu führen und Krankheiten wie NAFLD, die ein HCC zur Folge haben können, zu vermeiden. Mit dem Motto ‚Deine Leber. Dein Leben.‘ lenkt der 22. Deutsche Lebertag den Fokus auf das lebenswichtige Organ und plädiert für mehr Leber-Gesundheitskompetenz“, erklärt Professor Galle.

Mehr Infos zum 22. Deutschen Lebertag unter: www.lebertag.org

Alle Institutionen, die im Rahmen des 22. Deutschen Lebertages mit einer lokalen Veranstaltung aufklären und informieren möchten, werden von den Ausrichtern bei der Pressearbeit und mit Veranstaltungsmaterialien unterstützt. Informationen, Anmeldungen und Downloads unter: www.lebertag.org

Die Ausrichter des 22. Deutschen Lebertages am 20. November 2021:

Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e. V.
Prof. Dr. Peter R. Galle, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats
Friedrich-List-Straße 13, 35398 Gießen
Tel 0641 – 97 48 10
geschaeftsstelle@gastro-liga.de   |   www.gastro-liga.de

Deutsche Leberhilfe e. V.
Prof. Dr. Christoph Sarrazin, Vorstandsvorsitzender
Krieler Straße 100, 50935 Köln
Tel 0221 – 28 29 980
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Deutsche Leberstiftung
Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
Tel 0511 – 532 6815
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