Die Ausstellung „The Fall“ wirft anhand von rund 180 Fotografien und Videoarbeiten einen umfassenden Blick auf das künstlerische Schaffen Tobias Zielonys der vergangenen zwanzig Jahre. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Zielony als Vertrauter und Beobachter mit seiner Kamera begleitet, bewegen sich meist in urbanen Räumen und häufig an Rändern der Gesellschaft, gehören mal der Techno-, LGBTQ- und auch Skater-Szene an, oder sind aus Afrika nach Deutschland geflüchtet. Zielony ist weltweit unterwegs, um seine Protagonist*innen zu finden, und lässt sich von seiner inneren Neugier leiten, die ihn zu immer neuen Begegnungen mit jungen Menschen in ihrem sozialen Umfeld führen. Dabei arbeitet er an der Schnittstelle zwischen fiktiven und dokumentarischen Behauptungen und erforscht die politischen und ästhetischen Potenziale, aber auch die Grenzen des Dokumentarischen. Seine fotografischen wie filmischen Arbeiten sind geprägt von einem kritischen Verständnis des Genres und dem Streben nach Selbstbestimmung und Emanzipation des Protagonist*innen.
Die Schau kombiniert bekannte Bildserien und frühe Videoarbeiten von „Car Park“ (2000), „Big Sexyland“ (2006), über „Vele“ (2009/10), „Maskirovka“ (2016/17), bis hin zum in Japan entstandenen Stop-Motion-Video „Hansha“ (2019). So bietet die Ausstellung zum ersten Mal die Möglichkeit, die in den unterschiedlichsten Regionen der Welt verorteten Bildwelten Tobias Zielonys als globale Phänomene in ihren spezifischen Ausprägungen zu lesen. Im zentralen Raum der Präsentation wird mit einer abstrahierten Plattform und Rampe ein symbolischer Stadtraum geschaffen, der Treffpunkt und Ort des Verweilens sein kann und auch als Bühne fungiert. In zwei umlaufenden Bildfolgen treffen rund vierzig Fotografien der letzten Jahre aufeinander. Begegnungen, Situationen und Orte stehen mit- und nebeneinander in Beziehung und zitieren in ihrer räumlichen Verdichtung den allgegenwärtigen Fluss von Social Media Images auf elektronischen Geräten wie Smartphones und Computern.
Tobias Zielony setzt sich in seinen Arbeiten immer wieder mit dem Begriff der Jugendkultur in Bezug auf Herkunft, Repräsentation und Mode und der damit einhergehenden Definition von Identität in der sich verändernden medialen Wirklichkeit auseinander. Das Aufkommen sozialer Netzwerke und der damit einhergehende Austausch unzähliger fotografischer Bilder haben die Idee des Selbst und die Formen von (Selbst-)Repräsentation grundlegend verändert. Zielony zeigt seine Protagonist*innen als selbstbewusste Teilnehmende in diesem Wechselspiel, die trotz kultureller und sozialer Unterschiede in einem globalen Kosmos sozialer Codes und Selbstbildnisse agieren.
Im Verlag Spector Books erscheint eine Publikationsreihe: ausgewählte Foto- und Videoarbeiten von Tobias Zielony treffen darin auf Texte einer neuen Generation von Autor*innen wie Sophia Eisenhut, Marius Goldhorn, Eduard Louis, Enis Maci und Birthe Mühlhoff.
Information
TOBIAS ZIELONY
The Fall
25. Juni – 26. September 2021
Gefördert von
Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland
Sparkasse Essen mit Mitteln aus der Sparkassen-
Lotterie „PS Sparen und Gewinnen“
Outset Germany_Switzerland
Museum Folkwang
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