Mit Löwenmut in die neue Zoosaison

Der immer noch geschlossene Erlebnis-Zoo Hannover geht mit Löwenmut in die neue Zoosaison. Auch wenn die Situation rund um die weitere Entwicklung der Pandemie noch sehr unklar ist, hofft das ganze Zoo-Team, bald wieder für die Besucher öffnen zu können.

„Wir haben die letzten Monate genutzt und trotz Kurzarbeit den Zoo an ganz vielen Stellen in Eigenarbeit für eine Wiedereröffnung herausgeputzt. Auch halten wir viele Angebote bereit – unter anderem Late-Zoo-Abende, neue Kreativ-Safaris für Kindergeburtstage, neue Ticketangebote, neue Unterrichtsgänge in der Zooschule und auch den Christmas Garden möchten wir in diesem Winter umsetzen,“ verriet Zoogeschäftsführer Andreas M. Casdorff bei der heutigen Vorstellung des Zoo-Wirtschaftsplanes für 2021 vor dem Ausschuss für Regionalplanung, Naherholung, Metropolregion und Europaangelegenheiten der Region Hannover.

Noch aber ist der Zoo coronabedingt geschlossen – eine Maßnahme zur Eindämmung des Virus, die hoffentlich bald ein Ende habe, so Casdorff. „So notwendig der aktuelle Lockdown ist, er bedeutet für alle Bevölkerungsgruppen auch einen enormen Kraftakt. Gerade mit den Familien ist ein besonders schutzbedürftiger Teil der Gesellschaft besonders betroffen“, erklärte der Geschäftsführer. Die vorsichtige, aber stetige Rückkehr zur Normalität müsse dringend einem nachvollziehbaren Stufenplan folgen, auch um soziale Spannungen vorzubeugen. „Gerade die zoologischen Gärten haben mit ihren umfangreichen Hygienekonzepten, die auf einer wissenschaftlich fundierten Grundlage basieren und mit den lokalen Gesundheitsämtern abgestimmt wurden, im letzten Jahr Verantwortung bewiesen. Tatsächlich ist kein einziger Fall einer ausgelösten Infektionskette aus einem Zoo bekannt,“ so Casdorff. „Wir möchten möglichst bald wieder Kinder auf den Zoospielplätzen herumtollen lassen und die Menschen für Tiere, Natur- und Artenschutz begeistern.“

Hinter das abgelaufene Wirtschaftsjahr kann aktuell noch kein Schlussstrich gezogen werden. „So eine Situation, dass im Februar das Jahresergebnis noch nicht feststeht, habe ich noch nicht erlebt,“ so Casdorff. Hintergrund seien die weiter offenen Fragen rund um die Bundeshilfen. „Hier sind noch beihilferechtliche Fragen rund um die November- bzw. Dezemberhilfe plus zu klären. Wir warten dringend auf die verbindlichen Verordnungen,“ so Casdorff.

Hatte der Zoo noch 2019 auf ein Geschäftsjahr mit mehr verkauften Tagetickets, mehr Besuchern, mehr gebuchten Führungen und rund 100.000 Jahreskarten geblickt, wurde diese Entwicklung durch die Corona-Krise in 2020 dramatisch gestoppt. Das Jahr 2020 habe den Erlebnis-Zoo Hannover vor große Herausforderungen gestellt, so Casdorff. Die Schließungen und Besucherbeschränkungen hätten zu Umsatzeinbußen von ca. 9. Mio. Euro im operativen Geschäft geführt. Dank der Unterstützung der Region Hannover, durch Hilfe aus Landesmitteln und Spenden aus der Bevölkerung sowie vereinbarter Kurzarbeit sieht es so aus, dass wir mit einem nahezu ausgeglichenen Ergebnis das Jahr 2020 abschließen können“, so Casdorff.

Der Ausblick auf das Jahr 2021 ist ebenfalls von den unsicheren Rahmenbedingungen geprägt. Der Wirtschaftsplan 2021 für den gemeinnützigen Zoo und dessen Tochter, die Zoo Hannover Service GmbH, wurde bis November letzten Jahres immer wieder den aktuellen Corona-Entwicklungen angepasst. „Wir haben bei der Planung wahrscheinliche Beschränkungen der Besucheranzahl, größte Einschränkungen in der Gastronomie und bei den Veranstaltungen berücksichtigt, aber im Oktober noch keinen Lockdown bis wahrscheinlich Mitte März antizipiert“, erläuterte der Geschäftsführer vorweg.

Daher ging der bis November erarbeitete Wirtschaftsplan 2021 noch von rund 896.000 Besuchern und dementsprechend rund 5,0 Mio. Euro fehlendem Umsatz gegenüber dem Budget 2020 aus. Aufgrund des nach wie vor durch die geltende Verordnung geschlossenen Zoo-Betriebes erhöhen sich die Umsatzeinbrüche nach einer erneuten Hochrechnung auf 6,9 Mio. Euro gegenüber Budget 2020. Diesen Umsatzausfällen stehen wiederum kaum zu reduzierende Fixkosten des buchstäblich lebenden Zoobetriebes gegenüber. „Wir haben alles runtergefahren, was vertretbar war, viele der Kolleginnen und Kollegen sind in Kurzarbeit, einige Kollegen auch zu 100%. Aber die Tierversorgung muss natürlich jederzeit sichergestellt sein, das Team ist auch im Lockdown jeden Tag vor Ort und kümmert sich leidenschaftlich um die Tiere – da kann der Zoo nicht sparen“, sagte Casdorff.

Aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie in 2020 und weiterhin in 2021 rechnet der Zoo notgedrungen mit einem negativen Ergebnis. „Wir gingen bei der Erstellung des Wirtschaftsplans ohne weitere Corona-Unterstützung in der Zoo Hannover gGmbH von einem Minus von rund 1,5 Mio. Euro aus“, so Casdorff. Aufgrund der bislang geltenden Schließung des Zoos steige dieser Betrag in der vorläufigen ersten Hochrechnung auf -2,7 Mio. Euro. Ob auch für 2021 ein öffentlicher Rettungsschirm die Corona-Folgen mildert, sei noch völlig unklar.

Trotz allem kämpft der Zoo auch im zweiten Pandemiejahr mit Löwenmut weiter: „Wir haben die Zeit genutzt und den Zoo im Lockdown an allen Ecken verschönert und erneuert. Der Abenteuerspielplatz ‚Die Brodelburg‘ glänzt im neuen Anstrich, wunderbar schiefe Hütten für unsere ‚schrägen Vögel‘ wurden gebaut und Holzbohlenbeläge im Besucherbereich ausgetauscht.“ Selbst an die diffizile Sanierung der künstlerischen Betongestaltung hätten sich die Zoohandwerker gewagt und die bei Kindern so beliebten Steinelefanten und Brunnenbecken im Dschungelpalast restauriert, lobte Casdorff sein engagiertes Team.

Stabile Preise – neue Online-Angebote

Bei den seit 2013 nahezu stabilen Eintrittspreisen ist auch in diesem Jahr keine Erhöhung geplant. Aufgrund der sehr guten Erfahrungen im Online-Verkauf im Zuge der Pandemie sollen begrenzte, preislich attraktive Onlineangebote das normale Ticket-Angebot ergänzen. Neue Angebote gebe es auch beim Kinderferien-Programm mit Themen rund um bedrohte Tierarten oder Forschertouren mit allen Sinnen. Bei den neuen Kreativ-Safaris für Kinder können Eindrücke aus dem Zoo in der umgebauten „Klüterkamer“ der Dorfschule kreativ umgesetzt werden.

Die Zooschule bietet für Grundschulen neue 60-minütige Unterrichtsgänge zu den Themen „Tier-Riesen“ und „Haustiere auf Meyers Hof“ als idealen Einstieg in für das Lernen an einem außerschulischen Lernort an. Für die Sekundarstufe II wurde der 90-minütige Unterrichtsgang „Abiturvorbereitung Evolution“ entwickelt. Zudem sind neue didaktische Themenhefte auf der Website der Zooschule zu den Themen „Zootierhaltung“ und „Tierernährung“ von der Zooschule erarbeitet worden, die neben den weiteren didaktischen Themenheften zur Vor- und Nachbereitung des Unterrichts heruntergeladen werden können.  Für Schulen bleibt es beim hoch attraktiven Eintrittspreis ab 3,50 Euro.

Masterplan 2025+ 

Auch die Bauprojekte im Rahmen des Masterplans 2025+ wurden während des Lockdowns vorangetrieben. So haben die bauvorbereiten Maßnahmen für das neue Haus der bedrohten Seychellen-Riesenschildkröten und des Zoologicums bereits begonnen. „Beide Projekte werden durch Spenden mitfinanziert – wir sind begeistert, wie viele Menschen uns bei der Rückkehr der Riesen unterstützen“, so Casdorff. „Im Zoologicum kann man ab jetzt auch eine Patenschaft für einen Sitzplatz auf der Natur-Tribüne übernehmen, der dann eine Plakette mit dem Namen des Spenders erhält.“

Zudem steht die Vergrößerung der Gehege für die vom Aussterben bedrohten Asiatischen Elefanten im Dschungelpalast bevor, die neue Laufhalle für die Elefanten wird intensiv geplant, ebenso die Erweiterung der Sambesi-Landschaft. Und: „Bis zur Umsetzung der Erweiterung ‚Sambesi‘ werden wir direkt hinter dem Eingang eine neue Fläche dem Schutz einiger der hiesigen Arten widmen“, verriet der Zoo-Geschäftsführer, „und unsere Besucher weiterhin auf spannende und unterhaltsame Weise für den Natur- und Artenschutz sensibilisieren.“

Zunächst aber hofft der Zoo auf eine baldige Wiedereröffnung – und auf finanzielle Hilfe zum Beispiel aus dem Förderprogramm des Landes Niedersachsen, in dem im September 2020 für die 31 Zoos und Tierparks in Niedersachsen insgesamt 20 Millionen Euro zur Verfügung standen, von denen nur ein geringer Teil abgefordert wurde. „Wir bitten das Land Niedersachsen erneut dringend um Prüfung, ob ein Teil dieser bisher nicht verwendeten Mittel genutzt werden kann, um damit die Zoos und Tierparks in Niedersachsen auch im zweiten Lockdown zu unterstützen“, so Casdorff, zumal Zoos in öffentlicher Trägerschaft an den Hilfsmaßnahmen des Bundes (Überbrückungshilfe III) wieder nicht partizipierten.

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