"Die Entwicklung ist erfreulich. Die neuen Daten bestätigen aber auch, was wir auf Basis der irritierend niedrigen Quote von November betont haben: In der Ausnahmesituation der Pandemie ist deutlich mehr Homeoffice möglich und zur Covid-Prävention auch dringend nötig. Erst der enorme öffentliche Druck auf die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber – unter anderem durch die Gewerkschaften – und schließlich die Verordnung zum Homeoffice haben zu einer Ausweitung des Angebots von mobiler Arbeit geführt.", sagt Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
Kohlrausch, die auch Soziologieprofessorin an der Universität Paderborn ist, und WSI-Datenexperte Dr. Helge Emmler stützen ihre neue Analyse auf die gerade abgeschlossene vierte Welle der Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung. Dafür wurden Ende Januar mehr als 6200 Erwerbstätige und Arbeitsuchende von Kantar Deutschland online befragt. Dasselbe Sample war bereits im April, im Juni und im November 2020 interviewt worden. Die Befragten bilden die Erwerbspersonen in Deutschland im Hinblick auf die Merkmale Geschlecht, Alter, Bildung und Bundesland repräsentativ ab.
Zeitgleich zum Anstieg bei den Erwerbstätigen, die konsequent im Homeoffice arbeiten, ist zwischen November und Januar sowohl die Quote der überwiegenden/ausschließlichen Präsenzarbeit gesunken als auch der Anteil derer, bei denen sich Präsenz- und Heimarbeit abwechseln (siehe auch die Tabelle in der pdf-Version dieser PM; Link unten). Ende Januar 2021 gaben 60 Prozent der Erwerbstätigen an, überwiegend oder ausschließlich im Betrieb zu arbeiten, 14 Prozent hatten wechselnde Arbeitsorte, arbeiteten also sowohl in Präsenz als auch zu Hause.
Die Befragung beleuchtet auch, wie groß das Potenzial für Arbeit im Homeoffice ist. 39 Prozent der Befragten gaben im Januar an, sie könnten ihre beruflichen Tätigkeiten uneingeschränkt oder zu einem großen Teil in Heimarbeit erledigen (19 bzw. 20 Prozent). Das liegt nahe an Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, während das Münchner ifo-Institut das grundsätzliche Homeoffice-Potenzial in einer aktuellen Untersuchung sogar auf über 50 Prozent beziffert. Hält man die 38 Prozent dagegen, die im Januar vollständig, vorwiegend oder gelegentlich zu Hause arbeiteten, erscheint das als gewisse Annäherung ans Potenzial.
Allerdings gibt es weiterhin Befragte, die ihre Tätigkeit als Homeoffice-geeignet einstufen, von ihrem Arbeitgeber aber zur Präsenzarbeit angehalten werden. "Auch die Tatsache, dass es zwischen November und Dezember nur einen moderaten Anstieg der Homeoffice-Zahlen gab, kann so gedeutet werden, dass es nicht die Einsicht der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber allein war, die zur breiteren Nutzung von Homeoffice geführt hat. Im Gegenteil scheint es in manchen Betrieben immer noch Druck auf die Beschäftigten zu geben, im Betrieb zu arbeiten, auch wenn dies zumindest nach Einschätzung der Beschäftigten nicht nötig wäre", sagt WSI-Direktorin Kohlrausch. Das legt ein genauerer Blick auf die Gruppe der Befragten nahe, die Ende Januar überwiegend im Betrieb arbeiteten, obwohl sie ihre Präsenzarbeit eigentlich weiter reduzieren wollten und ihre Tätigkeit für Homeoffice-geeignet halten. Das waren knapp fünf Prozent aller Befragten. Rund 70 Prozent davon gaben an, dass ihr Arbeitgeber sie von mehr Arbeit zu Hause abhalte. "Selbst bei vorsichtiger Schätzung muss man davon ausgehen, dass das also noch einige hunderttausend Erwerbstätige betrifft", sagt WSI-Experte Emmler.
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