Das Angebot wurde sehr gut angekommen – knapp 400 Interessierte hatten sich im Vorfeld für die überregionale Fortbildungsveranstaltung angemeldet. Die Themenschwerpunkte der Vorträge bildeten „COVID19 – ein aktueller Überblick“, „Schwangerschaft und Geburt“ sowie „Pädiatrische Notfälle“.
Referent Dr. Andreas Jerrentrup (Marburg) gab einen Einblick in die aktuelle Situation um die Corona-Pandemie in der Klinik und im Rettungsdienst. Die ersten Fälle traten im Marburger Raum Anfang März 2020 auf. Schnell konnte festgestellt werden, dass es auch sehr schwere COVID19-Verläufe gibt, in deren Folge eine Reihe von Patienten ECMO-pflichtig wird. Hier übernimmt eine Maschine teilweise oder ganz die Atemfunktion des Patienten. Aktuelle Zahlen aus Baden-Württemberg zeigen, dass das Durchschnittsalter der COVID19-Patienten auf Intensivstationen dort lediglich bei 58 Jahren liegt. Die Sterblichkeit insgesamt ist leider sehr hoch: Sie liegt bei 20% der Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen und deutlich über 40% der Patienten auf Intensivstationen. Dabei spielt das Alter der Patienten eine große Rolle. Die meisten Todesfälle gab es in Hessen in der Altersgruppe der 60- bis über 80-Jährigen. Für alle Mitarbeitenden im Gesundheitssystem ist die Dauer der Infektiosität eine relevante Frage. Dass diese nicht einfach zu beantworten ist, zeigte der Vortrag von Dr. Markus Eickmann (Marburg). Hier gibt es Richtwerte zur Infektionsdauer, die bei Patienten allerdings auch unterschiedlich ausfallen können. Die persönliche Schutzausrüstung ist daher bei jedem Patientenkontakt und Verdachtsfall unabdingbar.
Im privaten Umfeld können die Pandemie und die Einschränkungen durch den Lockdown noch andere Folgen haben. Die ungewohnte Situation führt bei Eltern zu einem erhöhten Stressaufkommen, was die Gefahren von Kindeswohlgefährdung und Kindesmisshandlungen im häuslichen Umfeld erhöht. „Ob es zu vermehrten Fällen einer Kindeswohlgefährdung kam, kann erst retrospektiv ausgewertet werden, wenn Daten vorliegen und mit den Daten der Monate aus dem Vorjahr verglichen werden können“, erklärt Dr. Sieglinde Ahne, Rechtmedizinerin aus Freiburg. Trotzdem ist eine Sensibilisierung für das Thema wichtig. So erhielten die Teilnehmenden des Symposiums einige Hinweise zum Erkennen von Misshandlungen und de m richtigen Vorgehen im Verdachtsfall.
Auf großes Interesse stießen auch der zweite und dritte Themenblock, bei denen die Themen Schwangerschaft und Geburt sowie Pädiatrische Notfälle im Fokus standen. Prof. Dr. Marritta Kühnert (Marburg) erläuterte mögliche Notfälle in einer Schwangerschaft und machte deutlich: Bei einem Notfall in der Schwangerschaft gibt es immer zwei Patienten! Eine präklinische Geburt ist ein nicht alltäglicher Einsatz für den Rettungsdienst. Durch die erfahrene Hebamme Daniela Lauer (Marburg) erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmern Informationen zu den Abläufen einer Geburt und den zu ergreifenden Maßnahmen, damit Mutter und Kind die alles gut überstehen. Ist eine präklinische Geburt erfolgt, muss das Neugeborene auch präklinisch versorgt werden. Auf die Notwendigkeit der richtigen Ausrüstung für diese Einsätze wies Alexander Kauth (Karlsruhe) in seinem Vortag hin. Die Vorträge von Dr. Jens Gesche und Dr. Martin Sassen (beide Marburg) bildeten den Abschluss des Symposiums und erläuterten verschiedene Verbrennungen und Verbrühungen sowie die notwendigen Maßnahmen bei Ertrinkungsnotfällen im Kindesalter. Zentrale Fragen dieser Vorträge waren: Wie kommt es zu den Unfällen und welche Maßnahmen können präklinisch ergriffen werden?
Insgesamt ziehen die Veranstalter um den ausrichtenden Vogelsbergkreis ein ausgesprochen positives Fazit. Das erste Online-Symposium fand großen Anklang und erhielt von Teilnehmenden und Referenten ein positives Feedback. Trotz des guten Verlaufs hoffen alle Beteiligten, dass im nächsten Jahr wieder eine Präsenzveranstaltung mit Workshops und Vorträgen möglich sein wird.
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