Diese letzte Veranstaltung des ISTE im Jahr 2020 war gleichzeitig eine Premiere. Mehr als 70 Teilnehmer nahmen an der eintägigen Webkonferenz teil, darunter die baden-württembergische Finanzministerin Edith Sitzmann MdL (Bündnis 90 / Die Grünen). „Unsere Branche hat sich als sehr resistent erwiesen“, stellte ISTE-Präsident Peter Röhm zufrieden fest. In der Krise habe die Rohstoffindustrie ihre Stärken ausspielen können: regionaler Abbau und kurze Lieferwege. „Hier zeigte sich, dass wir systemrelevant sind“, so Röhm.
Der Präsident wies gleichzeitig darauf hin, dass die in der Corona-Krise gemachten Erfahrungen sich mittel- und langfristig auf die Branche auswirken werden: „Es wird nicht mehr werden wie früher.“ Deshalb sei es jetzt besonders wichtig, frühzeitig kompetente Mitarbeiter zu gewinnen und zukunftssichere, moderne Technik einzusetzen: „Digitalisierung und Nachhaltigkeit schließen einander nicht aus, sondern sind nur in Verbindung miteinander zukunftsfähig.“
Verhalten optimistisch mit Blick auf die Entwicklung im kommenden Jahr äußerte sich Christian Engelke, Geschäftsführer Wirtschaft beim Bundesverband Baustoffe Steine und Erden in Berlin: „Wir werden das gut überstehen, wenngleich mit leichten Bremsspuren.“ Er sprach sich gleichzeitig für bessere Rahmenbedingungen für seine Branche aus. Insbesondere Erweiterungen, Neuaufschlüsse und Verfüllungen dürften nicht an Einsprüchen und Partikularinteressen scheitern. Engelke wies darauf hin, dass angesichts steigender Baupreise nicht die Steine- und Erden-Industrie treibender Faktor sei.
Die baden-württembergische Finanzministerin Edith Sitzmann verwies darauf, dass das Land der größte Bauherr im Südwesten sei: „Wir sind ein wichtiger und verlässlicher Partner der Wirtschaft, sowohl was unsere Investitionen in Infrastrukturen als auch in Hochbaumaßnahmen angeht.“ Allein in dieser Legislaturperiode würden rund 4,4 Milliarden Euro in Baumaßnahmen investiert. Ihr Ministerium sei für den landeseigenen Gebäudebestand zuständig, das Verkehrsministerium für Straßen und Brücken. Die Kommunen und Landkreise als weitere wichtige Investoren der öffentlichen Hand seien sich ihrer Bedeutung und ihrer Verantwortung für wirtschaftliche und gleichzeitig nachhaltige Investitionen bewusst. Die Ministerin sprach sich dagegen aus, Baustoffe gegeneinander auszuspielen: „Mineralische Baustoffe und Holz beispielsweise schließen sich keineswegs aus – das zeigen vielbeachtete Projekte des Landes.“ Die Finanzministerin unterstrich, dass auch weiterhin für Baumaßnahmen genügend Mittel sowohl auf Seiten des Landes als auch der Kommunen zur Verfügung stünden.
Über die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Wohnungsmärkte in Baden-Württemberg sprach Matthias Günther vom Pestel-Institut In Hannover. Er rechne durchaus mit negativen Folgen der Pandemie für die Wohnungsmärkte, wenn die Förderungen ausliefen, sagte er. Dann dürfte es zu spürbaren Verwerfungen kommen, weil mit niedrigeren Wohnkosten nicht zu rechnen sei.
Dr. Albert Dürr, geschäftsführender Gesellschafter des Stuttgarter Baukonzerns Wolff & Müller, berichtete über die praktischen Folgen für sein Bauunternehmen in Zeiten von Corona. Er konnte durch die Krise keine großen Strategiewechsel feststellen, betonte aber: „Corona hat Transformationen beschleunigt.“ Dazu gehörten insbesondere die Digitalisierung sowie Strategien der Nachhaltigkeit.
Dierk Mutschler, Partner und Vorstand des Projektierungsbüros Drees und Sommer aus Stuttgart, blickte in die Zukunft und sprach über Urban Mining als künftiger Rohstoffquelle für wiederverwendbare Baustoffe. Insbesondere Rohstoffe wie Gips hätten als recyclingfähige Materialien große Zukunft. Voraussetzung sei jedoch ihre sortenreine Rückbaubarkeit.
Christian Knell, Sprecher der Geschäftsleitung Deutschland von HeidelbergCement und Vizepräsident des ISTE, stellte fest, dass sich die ganze Branche in einer Zeit des Umbruchs befinde. Der Klimawandel sei zwar das wichtigste, aber nicht mehr das einzige Thema. Er erläuterte die Bemühungen seines Unternehmens und weitere Firmen, die Herstellung von Zement in den kommenden Jahrzehnten klimaneutral zu gestalten.
Joachim Strobel, Geschäftsführer der Liebherr EMtec GmbH aus Kirchdorf, erläuterte die Folgen der Corona-Krise für die Baumaschinenindustrie. Man verspüre quantitative Veränderungen durch Zurückhaltung und aufgeschobene Investitionen auf Seiten der Bauunternehmen.
Markus Hahn von der Commerzbank AG in Stuttgart erläuterte die Konsequenzen der Krise aus Sicht der Finanzindustrie. Er betonte, dass seine Bank grundsätzlich eine positive Einschätzung zur Baustoff- und Rohstoff-Branche habe. Gleichzeitig werde die Bedeutung von nachhaltiger Firmenpolitik immer größer.
Ulrich Sommer von der FAS AG in Stuttgart erläuterte den Aufbau eines Risiko-Früherkennungssystems, von dem vor allem Mittelständler profitieren können. Er ging der Frage nach, woran besonders in Krisenzeiten Unternehmen scheitern können.
Insgesamt sei dieser erste Baustoff Gipfel ein hochrangiges Forum der Baustoff- und Rohstoffbranche gewesen, stellte ISTE-Präsident Peter Röhm in seinem Fazit fest: „Unsere Erwartungen sind übertroffen worden! Das Format hat Zukunft.“
In Baden-Württemberg gibt es rund 500 Unternehmen, die mineralische Rohstoffe gewinnen, weiterverarbeiten oder gebrauchte mineralische Rohstoffe recyceln. Insgesamt geschieht dies in rund 800 Werken mit 15.000 Beschäftigten. Diese Branche erwirtschaftet einen Gesamtumsatz von rund 5 Milliarden Euro pro Jahr im Land.
Der ISTE wurde bereits sechs Jahre vor dem Land Baden-Württemberg im März 1946 als "Fachverband Steine und Erden Württemberg und Baden e.V." gegründet. Seitdem hat er sich zu einem modernen, dienstleistungsorientierten Wirtschafts- und Arbeitgeberverband entwickelt.
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