Tatsächlich sind schnelle Hilfen nötiger denn je. Die Aussichten für die Flughäfen haben sich wegen der verschärften Quarantäneregelungen und neuer staatlicher Reisebeschränkungen weiter verschlechtert. Die Lage ist im Frühherbst deutlich schlechter als noch Anfang Sommer erhofft. Auch die Buchungszahlen lassen keine Besserung erkennen. Mit einem Passagiervolumen von weniger als 20 % gegenüber der Vor-Corona-Zeit befindet sich die Luft- und Reisebranche faktisch in einem zweiten Lockdown. Alle Appelle und Angebote für eine verstärkte Teststrategie für Flugreisende blieben mehr oder weniger ungehört.
Forderung der Flughäfen: Ausgleich der Vorhaltekosten von 740 Millionen Euro
„Durch den dramatischen Verkehrseinbruch sind viele Flughäfen in ihrem Fortbestand gefährdet“, so ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. „Die Flughafenstandorte sind unverschuldet in eine existenzbedrohende Krise geraten. Gerade während der Zeit des harten Lockdowns zeigte sich die unverzichtbare Funktion der Flughäfen. Als LKWs vor verschlossenen Grenzen im Stau standen, wurden versorgungsrelevante Flüge über die Flughäfen abgewickelt. Alle Flughäfen waren betriebsbereit im Rahmen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Bund und Länder sind aufgerufen, die Flughäfen schnell und wirksam zu unterstützen. Ein erster wichtiger Schritt wäre die Übernahme der Lockdown-Kosten in Höhe von 740 Millionen Euro. Hier hat der Beschluss des Bundesrates in der vorigen Woche ein wichtiges Zeichen gesetzt, indem er für eine Übernahme der Bereitstellungskosten zur Offenhaltung der Flughäfen während der Corona-Pandemie eintritt.“
Alarmierende Werte der deutschen Verkehrsflughäfen im Blick:
- 80 % weniger Passagiere zu September 2019
- 27 Mrd. EUR jährliche Bruttowertschöpfung der Flughäfen in Gefahr
- 740 Mio. EUR Vorhaltekosten für die Zeit des Lockdowns
- 2 Mrd. EUR Umsatzausfälle von März bis Ende September 2020
- 10 Mio. EUR tägliches Einnahmedefizit
- 3,6 Mrd. EUR Einnahmerückgang 2020
- 2,6 Mrd. EUR Einnahmerückgang 2021
- Ein Viertel der über 180.000 Arbeitsplätze an Flughafenstandorten gefährdet
- Liquidität an fast allen Standorten nur noch bis in das 2. Halbjahr 2021
Corona-bedingter Verkehrseinbruch – Lockdown setzt sich faktisch bis 2021 fort
Durch die Corona-Pandemie kam der Verkehr an den Flughäfen fast vollständig zum Erliegen. Bis Ende September fehlen den deutschen Flughäfen über 150 Mio. Passagiere. Die Verkehrszahlen liegen bei unter 20 % der Vorjahreswerte. Reisebeschränkungen, restriktive Quarantäneregeln und ungenügende Teststrategien beeinträchtigen die Wiederaufnahme des Flugbetriebs. Im Winterhalbjahr stellt sich für die ersten Flughäfen die Überlebensfrage. Eine spürbare Erholung wird nicht vor dem Frühsommer 2021 erwartet. Für das kommende Jahr rechnen die meisten Standorte mit weniger als der Hälfte der Reisenden gegenüber 2019. Das bedeutet, statt 250 nur knapp 120 Mio. Passagiere an den deutschen Flughäfen.
Entwicklung der Gesamterlöse und der Jahresfehlbeträge
Durch den andauernden Einbruch des Luftverkehrs sind viele Flughäfen sowie zahlreiche Dienstleistungsunternehmen an den Standorten existenziell bedroht. Der jährliche Umsatz der ADV-Flughäfen lag im Jahr 2019 bei knapp 6,5 Mrd. EUR. Derzeit gehen den ADV-Flughäfen täglich 10 Mio. EUR an Einnahmen verloren. Die gesamten Umsatzausfälle summieren sich von März bis Ende September 2020 bereits auf über 2 Mrd. EUR. Für das Gesamtjahr 2020 prognostiziert die ADV einen Einnahmerückgang von ca. 3,6 Mrd. EUR. Für das kommende Jahr 2021 werden lediglich 3,9 Mrd. EUR Einnahmen im Vergleich zu einem Gesamtumsatz von ca. 6,5 Mrd. EUR in 2019 erwartet.
Kosten- und Erlösausfälle im Zeitraum des harten Lockdowns (März bis Juni 2020)
Auch die eingeleiteten drastischen Sparmaßnahmen können den Einnahmerückgang auf der Kostenseite nicht annähernd auffangen. Die Vorhaltekosten für die Bereitstellung der Infrastruktur während der Zeit des harten Lockdowns (März bis Juni 2020) belaufen sich über alle Flughafenstandorte auf knapp 740 Mio. EUR.
Obwohl die „Bundesrahmenregelung Beihilfe für Flugplätze“ vom 11. August 2020 es ermöglicht, sind bislang kaum Beihilfen für Flughafenstandorten geflossen. Es droht der Abbau von bis zu einem Viertel der über 180.000 an Flughafenstandorten beschäftigten Mitarbeiter in Deutschland.
Volkswirtschaftliche Bedeutung der Flughäfen:
Mit einer Bruttowertschöpfung in Höhe von 27 Mrd. EUR sind die Flughäfen ein stabiler und unverzichtbarer Wachstumsgeber sowie Garant für gleichwertige Lebensverhältnisse in den Regionen. Zwei Mrd. Euro investieren die ADV-Flughäfen jährlich in den Ausbau ihrer Infrastruktur. Privat- und Geschäftsreisende sowie Frachtversender profitieren von einer weltweiten Anbindung an die Wirtschaftszentren und Tourismusregionen. Von den deutschen Flughäfen wurden 2019 mehr als 600 Flugziele im Passage- und Frachtverkehr durch Direktflüge erreicht. Wertmäßig wurden knapp 30 % aller deutschen Exporte mit dem Flugzeug nach Übersee befördert.
„In einer international vernetzten Welt sind der Luftverkehr und die Flughäfen ein wichtiger Garant für den Wohlstand in Deutschland. Jetzt sind Bund und Länder zum entschlossenen Handeln aufgefordert. Flughäfen benötigen dringend Zuwendungen zur wirtschaftlichen Stabilisierung“, so ADV-Hauptgeschäftsführer Beisel abschließend.
Als ältester ziviler Luftfahrtverband in Deutschland vertritt die ADV – Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) – bereits seit 1947 die Interessen ihrer Mitglieder. Dabei arbeitet die ADV eng mit den Flughäfen in Österreich, der Schweiz und Ungarn zusammen.
Der Flughafenverband ADV setzt sich für einen wettbewerbsfähigen Luftverkehr und moderne, leistungsfähige Flughäfen in Deutschland ein. Das gute Miteinander von Anwohnern und Flughäfen ist der ADV ein besonderes Anliegen.
In allen rechtlichen und wirtschaftlichen Belangen ist die ADV der Berater und Partner von Wirtschaft, Politik und Regionen. Die Facharbeit umfasst zudem die Bereiche Luftsicherheit, Standortentwicklung, Flughafenbetrieb und Flughafeninfrastruktur, vernetzte Verkehrsplanung sowie den Umwelt- und Fluglärmschutz.
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