Nach dem massiven Stimmungseinbruch der letzten Monate sind die Auswirkungen der Coronakrise im südbadischen Handwerk immer noch spürbar. Im dritten Quartal 2020 beurteilten zwei von drei Befragten (67,1 Prozent; Vorjahr: 72,6 Prozent) ihre Geschäftslage als gut; 13,6 Prozent bewerteten ihre Lage als schlecht (Vorjahr: 4,7 Prozent). Es zeigt sich jedoch eine anhaltende Tendenz der Erholung.
Für die kommenden Wochen bleiben die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Freiburg eher skeptisch. Die Geschäftsaussichten werden insgesamt schlechter bewertet als noch vor einem Jahr. Mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage im kommenden Quartal rechnen 23,6 Prozent der Befragten (Vorjahr: 27,7 Prozent). Der Anteil der Unternehmen, die eine Verschlechterung der Geschäftsentwicklung befürchten, hat sich von 7,5 Prozent im Vorjahresquartal auf aktuell 15,5 Prozent nahezu verdoppelt. Die Unsicherheit in Coronazeiten ist weiterhin stark spürbar. „Im internationalen Vergleich hat die Politik in Deutschland überwiegend gut auf die Krise reagiert. Dennoch ist das unternehmerische Umfeld für viele unserer Mitgliedsbetriebe derzeit von Unsicherheit geprägt“, so Kammerpräsident Johannes Ullrich.
Starker Schub bei Aufträgen
Nachdem in den letzten Monaten – auch aufgrund von verfügten Schließungen – starke Auftragsrückgänge zu verzeichnen waren, zeigt sich im dritten Quartal 2020 ein starker Schub bei den Aufträgen. Jeder dritte befragte Betrieb (33,8 Prozent, Vorjahr: 21,1 Prozent) berichtete über ein höheres Auftragsaufkommen in den letzten drei Monaten; 19,8 Prozent meldeten Auftragsrückgänge (Vorjahr: 23,9 Prozent).
Die Prognosen der südbadischen Handwerker über die künftige Auftragsentwicklung sind etwas weniger optimistisch als im vergangenen Jahr – auch hier zeigt sich die bestehende Unsicherheit in der Coronakrise. Mit höheren Auftragseingängen rechnen derzeit 29,3 Prozent der Befragten (Vorjahr: 31,6 Prozent); mit Auftragsrückgängen 22,1 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 16,7 Prozent).
Gestiegene Auslastung
Die Kapazitätsauslastung der südbadischen Handwerksbetriebe ist im dritten Quartal 2020 deutlich gestiegen, aber noch nicht auf dem Niveau vor der Krise. 11,5 Prozent der Handwerksfirmen waren in den letzten drei Monaten über ihre Kapazitätsgrenzen hinaus ausgelastet (Vorjahr: 22,7 Prozent). Nahezu Vollauslastung meldeten 38,8 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 40,8 Prozent). Allerdings hatten auch 16,9 Prozent der Betriebe noch nennenswerte Kapazitätsfreiräume (Vorjahr: 9,5 Prozent).
Umsätze hinken hinterher
Die starken Auftragszuwächse schlagen sich noch nicht auf die Umsätze durch. Zwar kämpfen sich die Betriebe aus einem tiefen Tal nach oben, sind aber noch weit entfernt von den Zahlen des Vorjahres. 29,0 Prozent der Betriebe meldeten steigende Umsätze in den vergangenen Wochen (Vorjahr: 34,1 Prozent), fast genauso viele Befragte (29,7 Prozent; Vorjahr: 19,7 Prozent) erwirtschafteten weniger Umsatz.
Die Betriebe sind allerdings zuversichtlich, dass sich die Umsatzlage in den nächsten Wochen weiter bessert. Ein Umsatzplus erwarten derzeit 32,6 Prozent der Befragten (Vorjahr: 35,5 Prozent); 13,3 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 14,1 Prozent) befürchten ein Umsatzminus.
Verhaltenere Investionsfreude
Auch auf die Investitionen der Handwerksunternehmen hat die Krise deutliche Auswirkungen. So hat sich die Zahl der Betriebe, die ihre Investitionen reduziert haben, von 9,8 Prozent im Vorjahr auf 20,0 Prozent verdoppelt. Der Anteil derjenigen, die mehr investierten, erhöhte sich im gleichen Zeitraum leicht von 15,6 auf 17,2 Prozent. Auch für die nächsten Monate ist die Investitionsfreude der Betriebe verhaltener als vor einem Jahr.
„Erneute Grenzschließung wäre fatales Hemmnis“
Vieles deutet im Handwerk also auf eine Erholung nach der Krise hin, diese steht aber auf tönernen Füßen. Unter anderem schwebt weiterhin das Damoklesschwert einer wiederholten Grenzschließung über dem südbadischen Wirtschaftsraum. „Das darf sich nicht wiederholen“, fordert Johannes Ullrich. „Das wäre ein fatales Hemmnis für die weitere Erholung.“ Im Frühjahr hatte sich gezeigt, dass vor allem die Handwerksunternehmen im südlichen Kammerbezirk massiv unter den damaligen Grenzschließungen zu leiden hatten. Insbesondere das Dreiländereck war stark betroffen.
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