„In einem herausfordernden Markt mit schrumpfendem Absatz für Wein und Sekt mussten wir zwar leichte Rückgänge hinnehmen. Die Entwicklung ist im Wesentlichen auf ein gesunkenes Offenweingeschäft zurückzuführen und war unsererseits größtenteils auch so beabsichtigt“, bilanziert der Vorstandsvorsitzende Dietrich Rembold das Jahresergebnis 2019. Auch für das laufende Geschäftsjahr 2020 wird, bedingt durch eine deutlich unter dem Wert von 2018 und dem langjährigen Durchschnitt liegende Gesamterntemenge von knapp 9 205 000 kg sowie einer Preiserhöhung zum 1. April 2020, nicht mit einer starken Absatzerhöhung gerechnet. Am Standort Lauffen wurden 6 853 000 kg (Vorjahr: 9 400 000 kg) und am Standort Mundelsheim 2 352 000 kg (3 300 000 kg) Trauben geerntet.
Nach Einschätzung des Geschäftsführenden Vorstands Marian Kopp wird die Corona-Pandemie auch für die wirtschaftliche Entwicklung der Lauffener Weingärtner eG nachhaltige Belastungen bringen. „In welchem Umfang sich die Auswirkungen explizit auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage unseres Unternehmens niederschlagen werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer abzuschätzen. Sie werden jedoch nach aktuellem Stand nicht bedrohlich sein, erklärt Marian Kopp. „Wir kommen wohl mit einem blauen Auge davon und können froh sein, weil sich der Weinmarkt verlagert hat.“ In Gastronomie und Fachhandel verzeichne man einen starken Rückgang, andererseits wird Wein nun verstärkt im Lebensmittelhandel gekauft.
Wieder hohe Investitionen getätigt
Nach Angaben von Marian Kopp wurden im vergangenen Jahr 962 000 Euro investiert. Schwerpunkte waren dabei der Neuglasabschieber und Arbeitssicherheitsverbesserungen in der Kellerwirtschaft. Der Bilanzgewinn von 67 800 Euro fließt vollständig in Rücklagen. Die Genossenschaft beschäftigt 71 Mitarbeiter, 48 in Vollzeit, 18 in Teilzeit und 5 Auszubildende. Die Lauffener Weingärtner eG unterhält drei wesentliche Beteiligungen bzw. Tochterunternehmen, und zwar an der Felsenkeller Besigheim GmbH, der Römerkeller Mundelsheim GmbH sowie der Lauffener Weinmanufaktur GmbH.
„Nach der Ernte 2019 gehen wir mit angepassten Beständen in das neue Geschäftsjahr, das Flaschenweinsortiment ist komplett lieferbar“, erklärt Marian Kopp. Der Gesamtwein- und Sektbestand zum 31. Dezember betrug 169 088 hl (Vorjahr 183 480 hl), die Reichweite liegt, bezogen auf den Flaschen- und Offenweinbestand, bedarfsbezogen rund zwei Jahre. Erfreulich sei, dass die Mitglieder bei Neupflanzungen insbesondere auch die Rebsorten Grau- und Weißburgunder, Riesling und Sauvignon Blanc berücksichtigen, so dass sich die Lieferbarkeit für diese Sorten in den Folgejahren verbessern würden.
Um die gute Marktstellung ausbauen zu können, sei die Fortführung der konsequenten Qualitätspolitik nötig, verbunden mit einer innovativen Marketingarbeit. Die Ertragskraft in den kommenden Jahren kann nach Auffassung des Geschäftsführenden Vorstands ausschließlich über stabile Litererlöse und eine gute Auslastung gesichert werden.
Gesteigerte Flaschenwein-Absatzmöglichkeiten sieht die Lauffener Weingärtner eG in der Intensivierung der bestehenden Geschäftsverbindungen (Vermarktungsaktionen, Listungs-Ausweitungen) sowie durch die Erschließung weiterer Kunden in den Absatzgebieten mit noch verbesserungsfähiger Marktdurchdringung, z.B. in Nordrhein-Westfalen.
„Wir rechnen mit einem in etwa gleichbleibenden Konsum von Wein, der sich allerdings stärker auf die Bereiche Online-Handel und Hauskonsum verlagert“, sagt Marian Kopp. Und er ergänzt: „Mit dem Gesamtsortiment Lauffener und Mundelsheimer Weine haben wir zwei klar voneinander abgegrenzte Herkunftsmarken im Portfolio und sind aus diesem Grund, vor allem für nationale und regionale Handelskunden, attraktiv und insgesamt relevant als profilierter Wein-Lieferpartner.“
Weinwirtschaft global, deutschlandweit und regional
Nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) wurden 2019 weltweit 262,8 Mio. hl Wein produziert – 10 Prozent weniger als im Vorjahr. In der EU haben ungünstige Witterungsbedingungen – von Frost bis Dürre – zu unterdurchschnittlichen Produktionszahlen geführt und die Weinherstellung stark beeinträchtigt. Die deutsche Weinmosternte belief sich 2019 auf 8,4 Mio. hl, 19 % unter der Ernte 2018 und 4 % unter dem Mittel. In Württemberg lagen die Erntemengen zwischen 10 bis 15 % unter dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre.
Die Lauffener Weingärtner eG ist nach der Fusion mit der WG Mundelsheim mit einer Rebfläche von 898 ha und knapp 1200 Mitgliedern sowie einem konsolidierten Umsatz von 24,2 Millionen Euro die größte Einzelgenossenschaft im Weinanbaugebiet Württemberg. Bei 106 ha verfügt Lauffen über die größte terrassierte Steillagenfläche in Württemberg. In den Großlagen Kirchenweinberg und Schalkstein sowie den Einzellagen Katzenbeißer, Käsberg, Mühlbächer und Rozenberg wachsen vor allem Schwarzriesling, Trollinger, Samtrot, Lemberger und Riesling. Der "Katzenbeißer" ist bei den Verbrauchern in ganz Deutschland der bekannteste Württemberger Wein. Drei Viertel ihrer Weine setzen die Lauffener über den Lebensmittel-Einzelhandel ab, 15 Prozent über den Fachhandel, Gastronomie und Endverbraucher. Die Lauffener Weingärtner sind im DLG-Ranking seit 14 Jahren ununterbrochen bester Weinerzeuger in Württemberg. Die Qualität der Lauffener und Mundelsheimer Weine wird durch zahlreiche Auszeichnungen sowie den DLG-Bundesehrenpreis 2015 und den Staatsehrenpreis Baden-Württemberg 2016 belegt. Neben dem Sieg im europäischen VINUM-Genossenschaftscup gab es den ersten und dritten Platz beim Deutschen Rotweinpreis, den zweiten Platz im Focus-Weintest, den Sieg beim Deutschen Lemberger-Preis "Vaihinger Löwe", die Ehrung als "beste Jungwinzer-Vereinigung" in Deutschland, den Jungwinzerpreis des Weinbauverbandes Württemberg sowie verschiedene Spitzenplatzierungen bei der ARTVINUM und der Berliner Weintrophy, bei Mundus Vini und Selection etc. Außerdem wurde Lauffener Wein wiederholt beim Filmfestival Berlinale kredenzt.
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