Führt die Geldschwemme zu höherer Inflation?

  • Am Finanzmarkt kommen Sorgen auf, dass die ultra-expansive Geldpolitik und die Fiskalpolitik zu einem Inflationsschub führen werden
  • Auf Sicht der kommenden ein bis zwei Jahre dürfte die Inflationsrate niedrig bleiben, auf längere Sicht gibt es durchaus Inflationsrisiken
  • Bei einem nachhaltigen und starken Anstieg der Teuerung wird die Geldpolitik frühzeitig die Leitzinsen anheben, womit Renditen moderat steigen

An den Finanzmärkten wird kontrovers darüber diskutiert, ob die Corona-Pandemie eher zu einem steigenden oder nachgebenden Inflationsdruck führen wird. Die Zentralbanken scheinen sich derzeit keine Sorgen über eine zu kräftig steigende Teuerung zu machen. In den zurückliegenden Wochen ist die Geldpolitik rund um den Globus nochmals deutlich expansiver geworden. Vorreiter diesbezüglich ist zweifelsohne die Fed, die ihre Bilanz innerhalb kürzester Zeit massiv ausgeweitet hat. Aber auch die EZB hat ihre Anleihekäufe zuletzt in erheblichem Maße aufgestockt. Solange die medizinische Krise die Wirtschaften fest im Griff hat und das Wirtschaftswachstum stark einbricht, sollten die Inflationsraten niedrig bleiben. Die ultraexpansive Geldpolitik ist vor dem Hintergrund der schärfsten Rezession, die die meisten entwickelten Länder in diesem Jahr verzeichnen werden, daher angebracht.

Auf längere Sicht ist es aber sehr wohl vorstellbar, dass die sehr expansive Geldpolitik gepaart mit der hohen Verschuldung der öffentlichen Haushalte den Anfang vom Ende der Ära der niedrigen Inflation markieren könnte. Sollte die medizinische Krise vollständig unter Kontrolle gebracht werden, dürfte ein starker Aufschwung einsetzen, der durch fiskalpolitische und geldpolitische Impulse beflügelt wird. Diese Impulse werden im Endeffekt wohl um ein Vielfaches größer sein als im Zuge der globalen Finanzkrise. Es fehlen aber die disinflationären Kräfte, die damals ein schwaches Bankensystem ausgeübt hat. Nicht zuletzt werden die Staatsschulden in vielen Ländern von den Zentralbanken aufgekauft. Die Bilanzen der EZB und der Fed könnten schon bald rund 50% der Wirtschaftsleistung ausmachen. Damit werden sie deutlich stärker anwachsen als nach der „großen Rezession“ von 2008/2009. Wir gehen nicht davon aus, dass die Inflationsraten allein aufgrund der hohen Liquiditätsversorgung der Märkte kräftig steigen werden. Viele Argumente, die in der Vergangenheit die Inflationsraten gedrückt haben, gelten auch weiterhin.

Sollte es wider Erwarten doch zu einem Inflationsschub kommen, werden die Zentralbanken einem starken Anstieg der Inflation sowie der Inflationserwartungen nicht tatenlos zusehen. Die Zentralbanken werden nicht, wie derzeit vom Finanzmarkt befürchtet, eine steigende Inflationsrate alimentieren, indem sie aufgrund der hohen Staatsverschuldung die Leitzinsen unverändert lassen. Sollten die Zentralbanken auf Sicht der kommenden Jahre die Leitzinsen moderat anheben, könnten in diesem Zuge auch die Kapitalmarktrenditen leicht steigen.

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