Museum Himmlisches Theater – „Sein grab wird Herrlich seijn“
Bis 1997 waren die Kulissen im Turm der Stiftskirche in Neuzelle. Regenwasser und Taubenkot nagten an ihnen. Die Stiftung Stift Neuzelle verlagerte 1997 den gesamten Bestand in Depoträume sowie in den Südflügel des Kreuzganges in Neuzelle. Die 224 Einzelteile wurden gereinigt, fotografiert und dokumentiert. Die außerordentliche Vollständigkeit und künstlerische Qualität sind neu ins Bewusstsein der Fachwelt und der Öffentlichkeit gerückt. Die Kulissen, die bis dahin recht spärlich in der Fachliteratur erwähnt waren, offenbarten sich als ein Kunstwerk von hohem Rang.
Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wurden 2015 die beiden Szenen „Judaskuss“ im Bühnenbild „Garten“ und „Kreuztragung“ im Bühnenbild „Stadt der Öffentlichkeit“ zugänglich gemacht. Zu den Feierlichkeiten des 750-jährigen Jubiläums von Kloster Neuzelle im Jahr 2018 konnte die dritte restaurierte Kulisse, „Jesus von Kaiphas“ mit dem Bühnenbild „Palast“, präsentiert werden. Sie ist im Museum zusammen mit der Kulisse „Judaskuss“ zu sehen. Den imposanten Umfang der Kulissen zeigen Modelle des gesamten Theaters. Hierfür sind Fotografien der Kulissen auf Glasplatten montiert worden.
Das einzigartige barocke Kunstwerk erhielt mit dem Bau des Himmlischen Theaters einen angemessenen repräsentativen Raum. Im Kutschstallgebäude ist eine einführende Ausstellung zur Kultur- und Religionsgeschichte der Kulissen zu sehen. Von diesem Ausstellungsraum gelangt der Besucher durch einen dunklen Gang in einen Raum unter dem Weinberg, wo die Aufschrift „Sein grab wird Herrlich seijn“ den Besucher förmlich anzieht. Hier herrschen optimale konservatorische Bedingungen für die Kulissen. Die Besucher können fernab vom Tageslicht in die Zeit der Passionsdarstellungen eintauchen und die Faszination der Kulissen erleben.
„Sein grab wird Herrlich seijn“ ist der Titel einer Bildtafel, die in der Auferstehungsszene, dem letzten Bild der Neuzeller Passionsdarstellung, gezeigt wird. Das Bibelwort des Propheten Jesaja bereitet auf das freudige Ereignis der Osternacht vor, die ihren Höhepunkt in der Auferstehung findet. Für den christlichen Glauben hat die Auferstehung große Bedeutung, denn Christus hat damit nicht nur seine Richter und Häscher und damit das Böse in der Welt besiegt, sondern sich zugleich als Sohn Gottes gezeigt, der die Menschheit erlöst.
Geschichte der Kulissen
1751 zeigte der böhmische Maler Joseph Felix Seyfrit dem Neuzeller Abt Gabriel Dubau seine Papiermodelle der Neuzeller Passionsdarstellungen. Sie verwirklichten den kühnen Plan. 1753 waren die bis zu 6 Meter hohen und 4,70 Meter breiten Kulissen fertiggestellt. Die Passionsdarstellungen befriedigten das Bedürfnis, die Grablegung und Auferstehung nachempfinden zu können, ohne nach Jerusalem reisen zu müssen: Jerusalem ist überall. Die dramatische und plastische Präsentation der Passion Christi vermittelte den Gläubigen den Eindruck, sie wären Teil des Geschehens. Unmittelbar konnten sie erleben, wie Jesus von Nazareth verurteilt, geschlagen und gekreuzigt wurde.
Seit 1818 wurden nur noch einzelne Szenen im Türausschnitt der Josephskapelle der Stiftskirche gezeigt. Teile der Neuzeller Passion sind vermutlich 1863 das letzte Mal aufgestellt gewesen. Die abgeschiedene und schwer zugängliche Lagerung des gesamten Barockprospektes hat zu seiner Erhaltung beigetragen. Eventuell wäre das Ensemble aufgelöst und teilweise zerstört worden, wenn nicht Pfarrer der Katholischen Kirchengemeinden über Jahrzehnte den Schatz im Turm der Stiftskirche gehütet hätten.
Machart der Kulissen
Das komplette Theater besteht aus den fünf Bühnenbildern Garten, Palast, Palasthof, Stadt und Kalvaria und aus 15 Passionsszenen. Von den ursprünglich 240 Leinwand- und Holztafeln sind 224 Einzelteile erhalten. Somit können alle 15 Szenen weitgehend originalgetreu aufgebaut werden. Die Kulissen bestehen aus Holzbahnen und mit bemalter Leinwand bespannten Holzrahmen.
Die hintereinander gestaffelten Kulissen sind einer Theaterbühne ähnlich. Der Bühnenraum ist relativ schmal, aber tief. Die Vorkulisse simuliert die Theatersituation als Guckkasten. Sie blieb immer stehen und leitete alle Bilder ein. Für die zweite Szene im Himmlischen Theater wurde eine mit einem aus Textil nachempfundenen Vorkulisse hergestellt.
Kloster Neuzelle und seine Schätze
Kloster Neuzelle wird von der Stiftung Stift Neuzelle betrieben. Seit 1996 stellt sie die denkmalgeschützte Anlage wieder her, macht sie der Öffentlichkeit zugänglich und fördert Wissenschaft, Bildung und Kultur. Eine der wenigen vollständig erhalten Barockanlage Europas ist bei jedem Besuch aufs Neue eine Entdeckung. Das Ensemble ist imposant, die himmlischen Kulissen und der Klostergarten einzigartig, die Dauerausstellung informativ und anregend und in der Stiftskirche können die Besucher mehrmals täglich den Gesängen der Mönche im Stundengebet lauschen. Mit dem Museum Himmlisches Theater hat das barocke Juwel in Brandenburg einen einzigartigen Schatz zu bieten.
Öffnungszeiten Museum Himmlisches Theater
November – März täglich von 10:00 – 16:00 Uhr, April – Oktober täglich von 10:00 – 18:00 Uhr
Adresse
Stiftung Stift Neuzelle, Stiftsplatz 7, 15898 Neuzelle, Telefon 033652 814 0
www.klosterneuzelle.de
Stiftung Stift Neuzelle
Stiftsplatz 7
15898 Neuzelle
Telefon: +49 (33652) 81-40
Telefax: +49 (33652) 8141-9
http://www.stift-neuzelle.de
Kloster Neuzelle
Telefon: +49 (33652) 81424
E-Mail: schladebach@stiftung-neuzelle.de