Gut geplant ist halb gewandert

Wandern ist eine durchaus beliebte Freizeitbeschäftigung, die es auf Platz vier im Ranking der beliebtesten Urlaubsarten bringt: Knapp 18 Millionen Deutsche unternahmen in 2023 einen Wander- oder Rucksackurlaub. Rund 39 Millionen Menschen ab 14 Jahren gehen in ihrer Freizeit sogar regelmäßig wandern. Damit das Wandererlebnis nicht nur sicher, sondern auch unvergesslich wird, hat ARAG Experte Tobias Klingelhöfer einige Tipps im Gepäck.

Was geben Sie interessierten Wanderern als Tipp mit auf den Weg, bevor sie zum großen Wander-Abenteuer aufbrechen?
Tobias Klingelhöfer:
 Wandertouren sollten auf jeden Fall gut vorbereitet werden. Dazu gehört als erstes ein Blick auf das Wetter. Gerade in höheren Lagen kann es auch im Frühjahr noch zu Schneefall kommen, wobei der Schnee unter Umständen auch liegen bleibt. Felsige Wege, die im Sommer einfach begangen werden können, werden unter dem Einfluss von Regen oft zu einer sehr rutschigen und somit gefährlichen Angelegenheit. Bei der Vorbereitung lohnt unbedingt ein Blick ins Netz: An vielen Wanderwegen sind Webcams installiert, die Aufschluss über das Wandergebiet und das Wetter geben. Ich rate, vor einer Wanderung auf die Vorhersagen regionaler Wetterdienste zu achten und Wetter- und Lawinenwarnungen ernst zu nehmen. Auch Touristeninformationen oder Hüttenbetreiber vor Ort können Tipps und Empfehlungen geben, welche Routen aufgrund der aktuellen Wetterbedingungen am besten geeignet sind.

Zudem kann es sein, dass in einigen Bergregionen das Betreten von ungemähten Wiesen bis Herbst verboten sein kann. In dieser sogenannten Hegezeit sollen Tiere und Pflanzen geschützt werden.

Wer haftet, wenn Wanderern unterwegs ein Unfall passiert?
Tobias Klingelhöfer:
 Kommt es beim Wandern zu einem Unfall, haben die Geschädigten in der Regel keinen Anspruch auf Schadensersatz oder Schmerzensgeld, da das Wandern auf eigene Gefahr geschieht (Bundesgerichtshof, Az.: VI ZR 357/21). Unter Umständen kann zudem die Bergung von Verletzten nicht nur schwierig, sondern extrem kostenintensiv sein, denn nicht jede Rettungsleistung wird automatisch von der Krankenkasse übernommen. Daher ist eine private Unfallversicherung besonders sinnvoll. Sie leistet, wenn beispielsweise eine Bergung des verunglückten Wanderers notwendig ist. Je nach Versicherung können zusätzliche Geldleistungen für Behandlungs-, Arzt- oder Krankenhauskosten im Tarif enthalten sein. Auch für beschädigte oder verlorene Ausrüstungsgegenstände, die oft sehr teuer sind, haften Kraxler ohne eine entsprechende Versicherung grundsätzlich selbst.

Was gehört alles zur richtigen Ausrüstung für eine Wanderung?
Tobias Klingelhöfer: 
Nach einem langen dunklen Winter freuen wir uns natürlich über jeden Sonnenstrahl. Doch die Haut ist noch nicht an Sonne vor allem in höheren Regionen gewöhnt. Daher ist ein adäquater Sonnenschutz im Frühjahr besonders wichtig. Eine Sonnenbrille schützt die Augen vor der noch etwas tiefer stehenden Sonne. Wer allerdings früh auf den Beinen ist, muss vor allem im Frühjahr mit kühlen Temperaturen und Nässe rechnen. Bei einer gemischten Wetterlage helfen Regenbekleidung, Funktionswäsche und die sogenannte Zwiebelmethode: Einfach mehrere Schichten unterschiedlicher Oberbekleidung übereinander ziehen und sich mit steigenden Temperaturen Schicht für Schicht wieder herausschälen.

Neben wetterfester Kleidung sind wasserdichte, feste Schuhe beim Wandern natürlich ebenfalls wichtig. Wer in höheren Lagen über Schnee- oder Lawinenfelder wandert, sollte Trekkingstöcke für zusätzlichen Halt einsetzen und für mehr Grip auf Wanderschuhe mit Spikes oder Steigeisen setzen. Mein Tipp: Wanderer sollten immer ein Set trockene Wechselkleidung dabeihaben – am besten im Rucksack, zumindest aber im Auto.

Auch an den Wanderrucksack werden einige Anforderungen gestellt. Zum Wandern geeignete Rucksäcke sind möglichst leicht, aber stabil, und besitzen Hüft- und Brustgurte. So fixiert, rutschen sie beim Gehen nicht hin und her und verursachen auch keine Scheuerstellen. Wanderrucksäcke sollten außerdem ein belüftetes Rückensystem haben. In den Rucksack gehört neben ausreichend Getränken auch ein Erste-Hilfe-Set mit Pflastern, sterilen Wundverbänden, Tape, Desinfektions- und Schmerzmitteln sowie Blasenpflastern.

Wer rastet, der rostet, sagt man ja so schön. Ist Wandern auch für Senioren gesund?
Tobias Klingelhöfer:
 Unbedingt. Wandern zählt zu den besten Möglichkeiten, auch im höheren Alter aktiv zu bleiben. Es ist ein gelenkschonender Sport, der das Herz-Kreislauf-System sowie die Muskulatur stärkt und den Gleichgewichtssinn trainiert. Zudem fördert die Bewegung an der frischen Luft das Immunsystem und kann Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes vorbeugen. Auch die geistige Gesundheit profitiert: Naturerlebnisse wirken stimmungsaufhellend, Stress wird abgebaut, und regelmäßige Bewegung kann das Risiko für Demenz senken. Nicht zu unterschätzen ist zudem die soziale Komponente. Wandern in der Gruppe fördert Kontakte, beugt Einsamkeit vor und steigert das Wohlbefinden. Allerdings ist Wandern auch eine Herausforderung für ältere Jahrgänge. Denn trotz aller Vorteile sollten Senioren ihr persönliches Fitnessniveau realistisch einschätzen. Unterschätzte Distanzen oder schwierige Wege können zu Erschöpfung oder gar Stürzen führen.

Können auch Hundebesitzer mit ihrem Vierbeiner wandern gehen?
Tobias Klingelhöfer: 
Klar geht eine Wanderung auch mit Hund . Aber nicht jeder Hund ist dafür geeignet, lange zu laufen. Für Welpen beispielsweise kommt diese Art von Betätigung gar nicht in Frage, da Schäden an den Gelenken oder der Wirbelsäule drohen, solange der Hund nicht ausgewachsen ist. Ansonsten gilt es, auch den Vierbeiner gut auf die Wanderung vorzubereiten. Dazu gehören z. B. Muskel- und Gleichgewichtsübungen, Konditionstraining und das Laufen mit Hundeschuhen. Das ist vor allem wichtig für Wanderungen in den Bergen.

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