Auszeichnung für die Rettung des Zwischenoderlands

Für seine Verdienste um die Rettung des Zwischenoderlands hat der Umweltwissenschaftler und Naturschützer Jonathan Rauhut den mit 20.000 Euro dotierten Wolfgang Staab-Naturschutzpreis erhalten. Die Auszeichnung für besondere Leistungen zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung in Fluss- und Auenlandschaften wird jährlich von der Schweisfurth Stiftung verliehen, Gastgeber der diesjährigen Preisverleihung war gestern Abend das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Bonn.

„Die nachhaltige Entwicklung von Fluss- und Auenlandschaften in Deutschland ist geprägt vom herausragenden Einsatz engagierter Privatpersonen. Sie setzen sich aktiv für den Schutz der Auen vor Ort ein und retten damit Ökosysteme von überregionaler Bedeutung“, davon ist Prof. Dr. Franz-Theo Gottwald, Vorstand der Schweisfurth Stiftung, überzeugt.

Dr. Alfred Herberg, Leiter des Fachbereichs „Schutz, Entwicklung und nachhaltige Nutzung von Natur und Landschaft“ im BfN und Dr. Dorette Staab, Stifterin des Preises ehrten Jonathan Rauhut gemeinsam. „Flüsse und ihre Auen gehören nicht nur zu den artenreichsten Ökosystemen in Mitteleuropa, sie sind auch für unsere Gesellschaft von herausragender Bedeutung. Intakte Auen schützen vor Hochwasser, sie halten Treibausgase und Nährstoffe zurück und sie bieten Erholung und Freizeitvergnügen. Um diese Landschaften in unser aller Interesse zu erhalten, braucht es tatkräftige Menschen wie Herrn Rauhut, die nicht nur die Materie kennen und verstehen, sondern die Menschen zusammenbringen und Kontakte knüpfen – über Landesgrenzen hinweg“, sagte Dr. Alfred Herberg.

Der Preisträger selbst schwärmte von seiner Wirkungsstätte: „Als ich vor 15 Jahren die Oder entdeckte, war ich begeistert. Das hat bis heute kein bisschen nachgelassen. Wer hätte gedacht, dass es Flussauen mitten in Mitteleuropa gibt, in denen Elch, Weißflügelseeschwalbe, Schreiadler und Bienenfresser nebeneinander vorkommen?“, sagte Jonathan Rauhut.

Das Zwischenoderland (polnisch: Międzyodrze) erlebte eine sehr wechselhafte Geschichte: Nach einer Eindeichung in den 1930er Jahren zu Gunsten der Landwirtschaft, verfielen die Polder nach dem Zweiten Weltkrieg. 2015 wurden jedoch erneut Pläne zu einer Eindeichung des Gebiets sowie eines weiteren Ausbaus der Oder beschlossen. Daraufhin folgte eine intensive deutsch-polnische Zusammenarbeit auf behördlicher sowie auf gesellschaftlicher Ebene, die mittels wissenschaftlicher Gutachten und unermüdlicher Aufklärungsarbeit zum Hochwasserschutz den Erhalt der Naturschätze im Zwischenoderland erreichte.

In seiner Laudatio erklärte Florian Schöne, politischer Geschäftsführer des Deutschen Naturschutzrings, warum er Jonathan Rauhut als Preisträger vorgeschlagen hatte: „Jonathan Rauhut ist es durch sein unermüdliches Engagement gelungen, eine Vielzahl an Verbänden und Fachleuten aus Polen und Deutschland auf das Zwischenoderland und seine Gefährdung aufmerksam zu machen. Gemeinsam mit einer Allianz an Akteuren beidseits der Oder konnte er kritische Punkte der damaligen Planungen zum Hochwasserschutz aufdecken und durch die Koordination eines unabhängigen, alternativen Gutachtens wesentlich dazu beitragen das Zwischenoderland als Kernzone des polnisch-deutschen Schutzgebietsverbundes „Unteres Odertal“ zu erhalten. Dies ist ein großer Erfolg für Hochwasserschutz und Naturschutz in Polen, Deutschland und Europa.“

Die Preisverleihung fand im Anschluss an eine internationale Fachtagung des Bundesamtes für Naturschutz statt, auf der internationale und nationale Beispiele für eine nachhaltige Auenentwicklung vorgestellt und diskutiert werden. In Deutschland wird mit dem am 1. Februar 2019 beschlossenen Bundesprogramm "Blaues Band Deutschland" eine naturnahe Entwicklung der Bundeswasserstraßen und ihrer Auen vorangetrieben. Als Teil dieses gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium getragenen Programms hat das Bundesumweltministerium zum Beginn dieses Jahres ein neues „Förderprogramm Auen“ ins Leben gerufen, das vom Bundesamt für Naturschutz umgesetzt wird.

Hintergrund

Wolfgang Staab-Naturschutzpreis

Seit 2015 vergibt die Schweisfurth Stiftung den mit 20.000 Euro dotierten Preis in Kooperation mit dem Wolfgang Staab-Naturschutzfonds an Personen, die sich besonders für den Fluss- und Auenschutz engagieren. Wolfgang Staab (1938-2004) machte sich als leidenschaftlicher Umweltschützer in Rheinland-Pfalz einen Namen. Als Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des BUND wirkte er viele Jahre sehr erfolgreich; später war er als Schatzmeister im BUND-Bundesverband tätig. Seine Witwe Dr. Dorette Staab richtete 2014 den Wolfgang Staab-Naturschutzfonds innerhalb der Schweisfurth Stiftung ein.

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