Murano-Glasvasen von Thomas Stearns: Ein „komischer Vogel“ hinterlässt Spuren

In seiner Zeit in der Glashütte von Venini stießen die Ideen des amerikanischen Künstlers Thomas Stearns nicht nur auf Gegenliebe. Trotzdem gelten Glasarbeiten aus dieser Zeit heute als seltene Schätze mit Einfluss auf die Geschichte des Handwerks.

Ausländische Künstler, auch solche aus den Vereinigten Staaten, wurden bereits vor dem Amerikaner Thomas Stearns als Designer von der renommierten Glashütte Venini angestellt. Dennoch sind wenige so in Erinnerung geblieben, wie Stearns, der zu Beginn der 1960er Jahre bei Venini seiner ersten Gehversuche mit dreidimensionalen Objekten absolvierte, ausgerechnet in der Welt des Murano-Glases. Mit seiner unkonventionellen Herangehensweise konnte er nicht auf Anhieb für Begeisterung sorgen.

Bereits die ersten Entwürfe und Modelle, die Stearns dem Glasbläsermeister Arturo Biasutto „Boboli“ präsentierte, stießen aufgrund ihrer deutlichen Unterschiede zum gewohnten Standard auf starke Ablehnung. Der Grund hierfür war vor allen Dingen Stearns Abweichen von der für Venini typischen Symmetrie. Stearns wurde deshalb schnell als Störenfried wahrgenommen, der mit seinen Ideen, fehlenden Sprachkenntnissen und einem so wahrgenommenen Mangel an Verständnis für das Murano-Glas als solches nicht gerne gesehen war.  Allein auf Initiative des jüngsten Glasbläsermeisters bei Venini, dem Schüler Bobolis, Francesco „Checco“ Ongaro, erhielt Thomas Stearns eine Chance, seine Ideen umzusetzen.

Auch in der Folgezeit blieb Stearns bei Venini eher ein Außenseiter. Dennoch lernte er den Umgang mit dem Murano-Glas, das er jedoch weiterhin nicht im klassischen Stil einsetzte. Vielmehr verband er das traditionelle Material und die Techniken mit Motiven des in den USA aufkommenden Abstrakten Expressionismus und schuf, unter anderem in der „Incalmo“ Technik, bis heute beeindruckende Stücke. Aus der Zusammenarbeit mit „Checco“ Ongaro sind trotz wiederkehrender Meinungsverschiedenheiten Stücke erhalten, die bei Auktionen in der Vergangenheit beeindruckende Ergebnisse erzielten. So wurde etwa Stearns dreiteilige konzeptuelle Skulptur „La Sentinella di Venezia“ (Der Wächter von Venedig) aus dem Jahr 1962 im Jahr 1982 für 737.000 Dollar versteigert.

Neben den Ergebnissen seiner Arbeit bei Venini hatte die Arbeitsweise Stearns auch maßgeblichen Einfluss auf die Weiterentwicklung der zuvor streng traditionellen Rollenverteilung. Mit seiner Angewohnheit, die Arbeit am Brennofen zu begleiten, veränderte Stearns das Verhältnis und die Dynamik zwischen Design und Handwerk und schuf damit Voraussetzungen, von denen auch seine Nachfolger, zum Teil ebenfalls amerikanische Künstler, profitierten.

Einige berühmte Objekte aus dem Schaffen Stearns befinden sich heute in der Sammlung „1000 Objekte“, einer der aktuell weltweit größten Sammlungen für Glas und Design, des Schweizers Peter Grünbaum. Darunter auch einzigartige Beispiele für die seinerzeit revolutionäre Arbeit aus der Serie „Facciate di venezia“ (Fassade von Venedig), einer Serie aus 10 Objekten, die für Stearns nach eigener Aussage „eine besondere Bedeutung“ hatten (Thomas Stearns, 2002).

Aktuell stehen im Online-Shop der Sammlung insgesamt neun Objekte von Thomas Stearns zum Verkauf. Für Fragen zu diesen und allen anderen Objekten der einzigartigen Sammlung steht der leidenschaftliche Sammler und Murano-Glas-Enthusiast Peter Grünbaum Interessierten gerne zur Verfügung.

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Sammlerstück aus Muranoglas – 1000 Objekte (1000-objekte.ch)

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