Schwerer Dämpfer für die Saarkonjunktur

Die Stimmung in der Saarwirtschaft hat sich im Oktober erheblich verschlechtert. Das signalisieren die Einschätzungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Geschäftslage und zu den Erwartungen für die kommenden sechs Monate. So brach der IHK-Lageindikator um 5,9 Punkte auf 3,5 Zähler ein. Hauptgrund dafür sind die deutlich unterdurchschnittliche Produktionsauslastung sowie der enorme Transformations- und Kostendruck in der Industrie. Insbesondere der Automobilsektor leidet unter niedrigen Absatzzahlen, geringen Margen und den hohen Kosten für die Umstellung der Produktion auf die Elektromobilität. Wegen der im Saarland engen Verflechtung des Automotive-Sektors mit anderen Branchen schlägt die Krise der Automobilzulieferindustrie voll auf den Maschinenbau, die Hersteller von Metallerzeugnissen, die Gießerei-Industrie und Teile der Stahlindustrie durch. Vor dem Hintergrund der seit Monaten rückläufigen Auftragseingänge in der Industrie haben sich die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate abermals eingetrübt. Der IHK-Erwartungsindikator verringerte sich um 2,6 Punkte auf minus 15,4 Zähler und liegt damit weiterhin tief im roten Bereich. „Die Lage der Saarwirtschaft ist ernst und von zunehmendem Pessimismus geprägt. Was es bräuchte, ist ein Signal des Aufbruchs und der Zuversicht – im Land wie im Bund. Doch vor allem der Ampelkoalition in Berlin gelingt es nicht, mit einer verlässlichen und wirtschaftsfreundlichen Politik Vertrauen in die Zukunft zu schaffen. Im Ergebnis kommen daher weder die Investitionen noch der Konsum in Schwung, wodurch zunehmend auch der Arbeitsmarkt in Bedrängnis gerät. Statt aber die Strukturprobleme des Landes beherzt anzupacken und die Wirtschaft in ihrer Breite, insbesondere den Mittelstand, zu entlasten, versucht die Bundesregierung mit schuldenfinanzierten, rein industriepolitischen Ansätzen für mehr Wachstum zu sorgen. Sofern es hier nicht zu einem raschen und mutigen Kurswechsel kommt, wird der Standort Deutschland weiter abgehängt.“ So kommentierte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé die Ergebnisse der Oktober-Umfrage der IHK Saarland, an der sich rund 300 Unternehmen mit gut 100.000 Beschäftigten beteiligten.

Insgesamt bewerten 25 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut oder sehr gut, 53 Prozent mit befriedigend und 22 Prozent mit schlecht. Nach wie vor gut bis sehr gut laufen die Geschäfte in der Elektroindustrie. Überwiegend befriedigend ist die Lage im Ernährungsgewerbe, in der Gummi- und Kunststoffindustrie, in der Keramikindustrie, im Stahlbau, in der Medizintechnik sowie in der Bauwirtschaft. In Teilen des Maschinenbaus und der Stahlindustrie, bei den Herstellern von Metallerzeugnissen, bei den Gießereien sowie im Fahrzeugbau ist die Lage deutlich angespannt.

Im Dienstleistungsgewerbe berichten 82 Prozent der befragten Unternehmen von guten oder befriedigenden Geschäften. Überwiegend gut laufen die Geschäfte in der IT-Wirtschaft. In der Finanzwirtschaft ist die Lage größtenteils befriedigend. Im Handel sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe drückt die schwache Konsumneigung auf die Stimmung. Durchwachsen ist das Stimmungsbild infolge der schwachen Industriekonjunktur dagegen in der Logistikbranche sowie bei den unternehmensnahen Dienstleistern.

Gute Wirtschaftspolitik für alle Unternehmen!

Für die kommenden sechs Monate bleiben die Aussichten für die Saarwirtschaft äußerst verhalten. Darauf deuten die Geschäftserwartungen der Unternehmen hin: Nur zwei Prozent der Betriebe rechnen mit besseren Geschäften, 17 Prozent dagegen mit schlechteren Geschäften. Das Gros der Betriebe geht von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. „Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung erkennt, dass Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit auf Dauer nicht durch Subventionen entstehen, sondern durch kluge Anreize für mehr Innovationen, Investitionen und Gründungen. So braucht es endlich die richtigen Rahmenbedingungen für profitables Wirtschaften, und zwar für alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Branchenzugehörigkeit und Beschäftigtenzahl. Das heißt: Die Energiekosten und Unternehmenssteuern müssen sinken. Darüber hinaus müssen die Lohnnebenkosten stabil gehalten, Arbeitsanreize gestärkt sowie lähmende Bürokratie abgebaut werden. Anders lassen sich die Produktivitätsgewinne nicht erzielen, die es braucht, um den demographischen Wandel sowie die ökonomische, ökologische und digitale Transformation zu meistern“, so Thomé.

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