Beurteilung der aktuellen Lage
Der Abwärtstrend aus der Frühjahrsumfrage hat sich auch im weiteren Jahresverlauf fortgesetzt. Der Anteil der Firmen, deren aktueller Umsatz höher ist als im Vorjahr, fiel von 52 % auf 44 %. Deutlicher fiel die Veränderung auf der anderen Seite der Skala aus. Während im Frühjahr 23 % der Unternehmen fallende Umsätze hinnehmen mussten, stieg dieser Wert nun auf 38 % an.
Besonders auffallend ist die Entwicklung am unteren Ende der Reihe. Während vor einem Jahr nur 1 % der Unternehmen fallende Umsätze von mehr als 10 % verzeichnen mussten, stieg dieser Wert im Frühjahr auf 12 % an. Nun hat er sich auf 23 % nochmals fast verdoppelt. Dies ist der zweithöchste Wert seit Beginn der Umfrage im Jahr 2010. Wie schon im Frühjahr gab es auch bei den Investitionen Negativentwicklungen, die aber nicht ganz so dramatisch wie beim Umsatz ausfielen. Ein knappes Drittel hat mehr investiert als im Vorjahreszeitraum. Allerdings liegt der Anteil der Betriebe, die weniger als im Vorjahr oder gar nicht investiert haben, mit 38 % so hoch wie seit 2016 nicht mehr. Am wenigsten angespannt stellt sich wie häufig in der Vergangenheit die Situation im Bereich der Personalentwicklung dar. Zwar haben mehr Unternehmen Personal abgebaut und weniger Betriebe Mitarbeiter eingestellt als im Frühjahr, aber man kann immer noch von einer positiven Entwicklung des Gesamtbestandes ausgehen.
Insgesamt nähert sich die Einschätzung der aktuellen Lage damit weiter der der Krisenjahre 2014 und 2015 an.
Beurteilung der Trends
Trotz der nochmals deutlich verschlechterten Sicht auf die aktuelle Lage blicken die Unternehmen weniger pessimistisch in die Zukunft als im Frühjahr. So ist der Anteil der Firmen, die fallende Umsätze erwarten, von 36 % auf 30 % gefallen. Auf der anderen Seite erwarten wieder mehr als die Hälfte der Betriebe steigende Umsätze. Während bei den vergangenen Umfragen der Ausblick in die Zukunft immer etwas zurückhaltender war als die Beurteilung der aktuellen Lage, hat sich nun das Bild erstmals wieder umgekehrt. Insgesamt erfreulich erweist sich auch das Bild bei der Frage nach den geplanten Investitionen im kommenden Jahr. Mehr als zwei Drittel der Firmen wollen im Vergleich zum abgelaufenen Geschäftsjahr mehr oder zumindest genauso viel investieren. Darüber hinaus ist der Anteil der Betriebe, die keinerlei Investitionen tätigen wollen, von 22 % auf 13 % gefallen. Und auch hier wie bei den Umsatzprognosen blicken die Unternehmen optimistischer in die Zukunft als auf die Gegenwart. Nur geringfügige Veränderungen zeigen sich beim Blick auf die Erwartungen der befragten Betriebe an die Entwicklung ihres Personalbestandes. Weiterhin wollen nur wenige (7 %) Mitarbeiter entlassen, während deutlich mehr Firmen (35 %) ihren Bestand aufstocken wollen. Wie bei den Fragen nach Umsatz und Investitionsbereitschaft ist das Bild auch hier besser als bei der Bewertung der aktuellen Lage. Bei der Bewertung der politischen Rahmenbedingungen hat sich – wenn auch leicht abgeschwächt – der seit mehreren Umfragen zu beobachtende Negativtrend fortgesetzt. Mittlerweile bezeichnen nur noch 7 % der Firmen die Rahmenbedingungen als gut – dabei handelt es sich um den schlechtesten Wert seit Anfang 2017. Um einen höheren Wert als 67 % für die Unternehmen, die der Politik die Note „schlecht“ geben, zu finden, muss man sogar bis ins Jahr 2014 zurückgehen.
Gesamtbewertung
Bei der Auswertung der Frühjahrsumfrage hatten wir angesichts des deutlichen Abstands zwischen der Bewertung der aktuellen Lage und der Zukunftsaussichten eine Fortsetzung des Abwärtstrends befürchtet. Dies ist leider auch eingetreten – zum ersten Mal seit 2016 wurde bei der Einschätzung der aktuellen Lage die 55-Punkte-Marke wieder unterschritten. Ob der Abschwung sich noch weiter bis auf das Niveau der Krisenjahre 2014 und 2015 fortsetzen wird, muss die Zukunft zeigen. Dagegen spricht, dass die zukünftige Entwicklung zuversichtlicher als die aktuelle Lage eingeschätzt und der Indexwert gegenüber dem Frühjahr wieder deutlich angestiegen ist.
Bewertung der politischen Rahmenbedingungen
Der Abwärtstrend bei der Einschätzung der politischen Rahmenbedingungen hat sich etwas verlangsamt. Das Stimmungshoch des vergangenen Jahres hat sich aufgelöst, und der Indexwert bewegt sich wieder auf dem Niveau der Krisenjahre 2014 und 2015. Hintergrund dürfte sein, dass derzeit die Nutzung Nachwachsender Rohstoffe sowohl im stofflichen als auch im energetischen Bereich in der politischen Diskussion eher problematisiert als wertgeschätzt wird. Während die bestehenden Regelwerke bereits viele Auflagen und Verpflichtungen beinhalten, deuten sich am Horizont mit der bis 2025 in nationales Recht umzusetzenden EU-Richtlinie RED III sowie der ebenfalls längerfristig Leitplanken vorgebenden Nationalen Biomasse-Strategie (NABIS) weitere Herausforderungen an. Insofern ist mittelfristig nicht zu erwarten, dass in der Branche ein Stimmungsumschwung hinsichtlich der
politischen Rahmenbedingungen eintreten wird.
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