Stephan Urban, DZIF-Professor für Translationale Virologie der Abteilung für Molekulare Virologie am Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), wurde am 24. November 2023 mit der Ehrendoktorwürde, der „Doctor honoris causa“, der Medizinischen Fakultät der Universität Basel ausgezeichnet. Die Forschungsleistung von Professor Urban bezeichnete Professor Dr. Primo L. Schär, Dekan der Medizinischen Fakultät Basel, als eine der „bedeutendsten Entwicklungen in der Hepatitis-Forschung der vergangenen Dekaden“.
Von der Grundlagenforschung zum wirksamen Medikament
Stephan Urban kann auf 25 Jahre intensive Forschungsarbeit zurückblicken: Inzwischen hilft ein von ihm entwickeltes Medikament Patienten mit Hepatitis D. Als Grundlagenforscher hatte Urban ursprünglich beabsichtigt, die molekularen Mechanismen von Hepatitis-B-Virus (HBV) und Hepatitis-D-Virus (HDV) Infektionen zu verstehen. Im Zuge seiner Forschung fand er heraus, dass ein Protein-Fragment aus der Virushülle an einen zu diesem Zeitpunkt unbekannten Rezeptor auf der Leberzelle bindet. Es gelang Stephan Urban und seinem Team, Teile des Hüllproteins synthetisch im Labor herzustellen und zur Blockade des viralen Rezeptors einzusetzen. Dadurch wurde der Eintritt der Hepatitisviren HBV und HDV in die Zelle verhindert.
Studien im Tiermodell bestätigten diesen Ansatz als einen möglichen Weg zur Entwicklung eines Therapeutikums. Ende Juli 2020 wurde der Wirkstoff Bulevirtide unter dem Namen Hepcludex in Europa als erstes Medikament zur Behandlung der chronischen HDV Infektion zunächst konditional und seit 2023 endgültig zugelassen. Der Wirkstoff hemmt effektiv die Vermehrung von Hepatitis-D-Viren hemmt und führt zu einer deutlichen Verbesserung der Leberfunktion. Studienergebnisse laufender Studien werden zeigen, ob eine Dauerbehandlung nötig ist, oder ob das Medikament, möglicherweise in Kombination mit anderen Wirkstoffen, kuratives Potential hat. Die klinische Entwicklung von Bulevirtide/Hepcludex ist ein Beispiel einer gelungenen Kooperation akademischer Forschung mit dem Biotech Startup Unternehmen Myr-GmbH, die letztendlich zur Übernahme und weltweiten Vermarkung durch den Pharmakonzern Gilead führte.
Weitere Informationen:
Pressemitteilung vom 23. November 2022: Stephan Urban erhält den Baruch S. Blumberg Preis 2023
Pressemitteilung vom 21. Dezember 2020: US-Brachenriese Gilead sichert sich Hepcludex
Das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für Patientinnen und Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 14.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit rund 2.500 Betten werden jährlich circa 86.000 Patientinnen und Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.100.000 Patientinnen und Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) hat das UKHD das erste Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg etabliert. Ziel ist die Versorgung auf höchstem Niveau als onkologisches Spitzenzentrum und der schnelle Transfer vielversprechender Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik. Zudem betreibt das UKHD gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp Kindertumorzentrum Heidelberg (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) rund 4.000 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion. www.klinikum.uni-heidelberg.de
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