Europäischer Forschungsrat zeichnet drei UKE-Projekte mit einem ERC Grant aus

Gleich drei Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sind vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem ERC Grant ausgezeichnet worden. Ein Forschungsprojekt zu immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen sowie zwei Themen aus dem Bereich der Hirnforschung hat der ERC in dieser Förderperiode ausgewählt. Das Fördervolumen für die auf jeweils fünf Jahre angelegten Projekte beläuft sich auf über 3,7 Millionen Euro. Insgesamt wurden bereits mehr als 30 UKE-Forschende mit einem ERC Grant ausgezeichnet.

„Ich freue mich sehr, dass der Europäische Forschungsrat ERC erneut drei Erfolg versprechende Forschungsprojekte aus dem UKE honoriert. Unsere wissenschaftlichen Anstrengungen insbesondere in den Bereichen der Entzündungsforschung und der neuronalen Forschung werden damit auch weiterhin unterstützt, worüber wir sehr dankbar sind. Mein Glückwunsch zu diesem großartigen Erfolg gilt den ausgezeichneten Wissenschaftlern“, sagt Prof. Dr. Blanche Schwappach-Pignataro, Dekanin der Medizinischen Fakultät und UKE-Vorstandsmitglied.

Rolle des Immunsystems bei entzündlichen Erkrankungen im Fokus

Das Projekt ADAPT („Tracking adaptation of naïve T cells to distinct organs to decode organ-specific immune diseases“) untersucht zugrundeliegende Mechanismen bei immunvermittelten entzündlichen Erkrankungen, die häufig organspezifisch auftreten; Darm oder Leber können beispielsweise betroffen sein. „Dabei ist ungeklärt, welche Immunmechanismen dafür sorgen, dass die Erkrankung auf ein Organ oder einen Bereich beschränkt bleibt und welche Faktoren die Entwicklung der Erkrankung begünstigen“, erläutert Prof. Dr. Nicola Gagliani, I. Medizinische Klinik und Poliklinik sowie Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie. Es werde vermutet, dass hierbei der westliche Ernährungsstil, aber auch Schadstoffe aus der Umwelt eine Rolle spielen, so Gagliani. Ziel des Projekts ist es, die Rolle der organspezifischen Anpassung einer bestimmten Immunzellpopulation sowie den Einfluss gesundheitsschädlicher Umweltfaktoren auf diese Zellen als frühen Trigger der Erkrankung zu untersuchen. Prof. Gagliani ist für dieses Projekt mit einem ERC Consolidator Grant ausgezeichnet worden, der mit rund zwei Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren gefördert wird. Für Gagliani ist es die zweite persönliche Auszeichnung durch den EU-Forschungsrat, er hatte bereits 2016 einen ERC Starting Grant erhalten.

Einen solchen ERC Starting Grant erhält Dr. Sebastian Bitzenhofer aus dem Zentrum für Molekulare Neurowissenschaften Hamburg (ZMNH). Sein Projekt olfACTION („A circuit perspective on olfaction – how learning and context shape the propagation of information between brain areas“) untersucht, wie Gehirnareale Informationen austauschen und was diesen Vorgang beim Lernen neuer Zusammenhänge flexibel macht. Dafür wird die neuronale Aktivität in mehreren Hirnarealen gleichzeitig gemessen. Anhand dieser Daten wird untersucht, wie sich die Synchronität neuronaler Populationen beim Lernen verändert, wie dies die Informationsweiterleitung beeinflusst und wie diese Prozesse reguliert werden. „Ein detailliertes Verständnis dieser Prozesse ist unerlässlich, um die komplexen Veränderungen der Hirnaktivität bei neuropsychiatrischen und neurodegenerativen Krankheiten zu interpretieren“, erklärt Dr. Bitzenhofer, der in den kommenden fünf Jahren vom ERC mit rund 1,5 Millionen Euro gefördert wird.

Dritter ausgezeichneter Wissenschaftler ist Prof. Dr. Stefano Panzeri, Exzellenz-Abteilung für Neurale Informationsverarbeitung im ZMNH. Er ist Projektpartner bei einem ERC Consolidator Grant, der bei Prof. Allesandro Gozzi, italienisches Technologieinstitut IIT in Genua, angesiedelt ist. Das Projekt BRAINAMICS („Neuromodulatory control of brain network dynamics“) zielt darauf ab, zu messen und zu verstehen, wie sich die Vernetzung zwischen verschiedenen Gehirnarealen über die Zeit verändert. In der Gruppe von Prof. Panzeri werden hierfür mathematische Modelle von Neuronen-Netzwerken verwendet, um die Ursachen und die Funktion dieser Veränderungen zu verstehen. Von der Gesamtförderung in Höhe von rund zwei Millionen Euro gehen über 207.000 Euro ans UKE.

Europäische Forschungsrat fördert Grundlagenforschung und anwendungsnahe Forschungsfelder

ERC Grants sind Teil des EU-Rahmenprogramms „Horizon Europe“, mit dem die Europäische Union sowohl die Grundlagenforschung als auch anwendungsnahe Forschungsfelder finanziert. Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) unterscheidet dabei zwischen verschiedenen Förderprogrammen, etwa dem ERC Starting Grant für Nachwuchswissenschaftler:innen und dem ERC Consolidator Grant für etablierte Forschende bis zu 12 Jahre nach ihrer Promotion. Forschende des UKE wurden in den vergangenen Jahren mit mehr als 30 solcher ERC Grants bedacht.

Über Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)

Das 1889 gegründete Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist eine der modernsten Kliniken Europas und mit rund 14.900 Mitarbeitenden einer der größten Arbeitgeber in Hamburg. Pro Jahr werden im UKE rund 543.000 Patient:innen versorgt, 89.000 davon stationär und 454.000 ambulant. Zu den Forschungsschwerpunkten des UKE gehören die Neurowissenschaften, die Herz-Kreislauf-Forschung, die Versorgungsforschung, die Onkologie sowie Infektionen und Entzündungen. Über die Medizinische Fakultät bildet das UKE rund 3.400 Mediziner:innen, Zahnmediziner:innen und Hebammen aus.

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