Schnee als Alleinstellungsmerkmal: Bedeutung des Wintertourismus für das Allgäu. Warum das Allgäu auch weiterhin auf zwei Saisonen setzt

Der Klimawandel stellt nicht nur den Wintertourismus vor große Herausforderungen. Im Allgäu hat man eine Strategie entwickelt, um auch in Zukunft eine Destination mit zwei starken Saisonen zu bleiben. Warum das Allgäu den Schnee auch weiterhin als Alleinstellungsmerkmal nutzen möchte und welche Maßnahmen ergriffen werden, um den Wintertourismus nachhaltig zu gestalten, ist in einem 10-Punkte-Papier festgehalten. Dies Papier wurde nun erstmalig in einer Pressekonferenz in Nesselwang an der Alpsitzbahn vorgestellt. 

Warum das Allgäu auf Wintertourismus setzt.

Die Statistik der letzten 20 Jahre zeigt deutlich, dass die Übernachtungen und Ankünfte in den Winterhalbjahren überdurchschnittlich zugenommen haben. 36 Prozent aller Nächtigungen entfallen aufs Winterhalbjahr und 64 Prozent auf das Sommerhalbjahr. Die Wertschöpfung im Winterhalbjahr hingegen beträgt 50 Prozent, das sind 1,8 Milliarden Euro. Auch die Wintersportnachfrage ist stabil und auf einem hohen Niveau, bestätigt die nationale Grundlagen-Studie Wintersport der Deutschen Sporthochschule Köln: 27,7 Millionen Deutsche betreiben Wintersport. Dabei sind sie nicht nur auf den Pisten zu finden, sie genießen die Landschaft und die klare Luft beim Winterwandern, gefolgt von Schneeschuhwandern, Skitourengehen und Langlaufen. Ein gesunder Urlaub, Achtsamkeit und Wellness, Abstand vom Alltag finden, sind weitere Motive.

Nebelhornbahn: 1929 für Sommerfrischler erbaut, heute bei Wintersportlern beliebt.

Henrik Volpert, Vorstand der Oberstdorf-Kleinwalsertal Bergbahnen und Vizepräsident des Verbands Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte, unterstreicht das Bekenntnis zum Wintertourismus: Nur sechs Prozent aller touristischer Destinationen weltweit können zwei Saisonen und ein ganzjähriges Urlaubsangebot anbieten. Dabei kann die Nebelhornbahn als Pionier bezeichnet werden: Ursprünglich 1929 als längste Seilbahn Deutschlands für Sommerfrischler erbaut, wird das Nebelhorn heute vor allem als hochalpiner Ganzjahresberg wahrgenommen. Die Bergbahn ist übrigens problemlos mit dem Zug erreichbar. Das Allgäu hat zudem ein Mobilitätskonzept aufgelegt, um die CO2-Emissionen durch die Anreise mit dem PKW zu reduzieren. Denn 75 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines Urlaubes entfallen auf die Anreise und nur zwei Prozent auf Aktivitäten im Skigebiet. Einige Hotels, wie beispielsweise in der Explorer-Gruppe, honorieren die Bahnanreise mit einem Rabatt auf den Übernachtungspreis. 

Ein 10-Punkte-Papier für den Wintertourismus im Allgäu (*).

„Das Allgäu ist einer der wenigen Urlaubsgebiete weltweit, welches einen ausgewogenen Ganzjahrestourismus hat und mit dem Erlebnisgut Schnee punkten kann“, sagt Landrätin und Vorsitzende des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben, Maria Rita Zinnecker. Gemeinsam mit zahlreichen Akteuren und Belangträgern aus Politik, öffentlichem Tourismus, privaten Leistungsträgern, der Bergbahnwirtschaft, sowie der Hotellerie und Beherbergungswirtschaft wurde nun ein 10-Punkte-Papier abgestimmt. „Wichtig dabei ist uns eine faktenbasierte Darstellung mit entsprechenden Quellenangaben zu den einzelnen Punkten zu kommunizieren“. Das Papier drückt die Haltung aller aus, denn allen Verantwortlichen ist bewusst, dass sie mit und von der Natur leben. Klimaschutz ist eine vorrangige Pflichtaufgabe eines jeden Einzelnen. „Wir Bergbahnen sind zuallererst vom Klimawandel betroffen“, sagt Ralf Speck, Geschäftsführer der Alpsitzbahn in Nesselwang. Wie Speck berichtet, generierte 2008 die Alpspitzbahn im Winter 85 Prozent des Jahresumsatzes, heuer sind 60 Prozent auf den Sommer entfallen. Der Winter sei unverzichtbar, denn Kinder lernen in den kleineren Skigebieten das Skifahren. Das Erlebnis im Schnee ist nicht ersetzbar und Schneesport prägt die Identität der Einheimischen. Dies zu erhalten, ist Ziel und daher setzen die Bergbahnen schon seit Jahren verschiedene Maßnahmen zur CO2-Einsparung um. Dreiviertel des Strombedarf werden heute aus regenerativen Energien gedeckt, die Anlagen werden immer effizienter und die Pistenfahrzeugen fahren mit dem teureren HVA-Kraftstoff: das spart 90 Prozent CO2 ein und ist ein klares Bekenntnis zum Klimaschutz. Über 100 Partner des "Bündnisses Klimaneutrales Allgäu 2023", darunter zahlreiche Hotels, betreiben aktiven Klimaschutz. Diese und weitere Maßnahmen, wie beispielsweise die konsequente Einbindung regionaler Produkte, hat dazu geführt, dass das Allgäu ist mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie bundes- und alpenweit mehrfach ausgezeichnet wurde.

 

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