Undercut mit unerwünschten Nebenwirkungen

Was mit einem Jucken beginnt, kann mit Haarausfall enden. Pilzinfektionen der Kopfhaut sind nicht nur gefährlich, sondern können sich auch rasend schnell verbreiten – etwa über Haustiere oder beim Haareschneiden. Dr. Christian Drerup, Dermatologe und Gründer des Online-Hautarztes doctorderma, hat mit solchen Fällen täglich zu tun. Um welche Art Pilz es sich handelt, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und welche Hautpilze in Deutschland noch verbreitet sind, verrät er in unserem Interview.

Lieber Dr. Drerup, bei welchen Pilzen kann es schlimmstenfalls sogar zum Haarausfall kommen?

Die Pilze, die auch zu Haarausfall führen können, zählen den sogenannten Fadenpilzen, den Dermatophyten. An der behaarten Kopfhaut spricht man von einer ‚Tinea capitis‘. Bei Männern kann es auch zu einer Bartflechte, oder auch ‚Tinea barbae‘, kommen. Dabei handelt es sich um eine Pilz-Infektion des Bartes.

Auf welche Infektionsquellen ist denn besonders zu achten?

Die Pilze werden durch direkten Kontakt übertragen. Also entweder von Mensch zu Mensch, Tier zu Mensch oder auch durch Gegenstände, deren Oberfläche mit den Pilzen kontaminiert ist. Häufige Infektionswege sind also über das Haustier, die streunende Katze im Urlaub oder auch in einem Haarsalon, wenn etwa die Schneidewerkzeuge nicht richtig gereinigt werden.

Wie macht sich so eine Infektion bemerkbar?

Eine Infektion kann ohne Symptome verlaufen, es kann aber auch Juckreiz auftreten. Das Erscheinungsbild einer Hautpilz-Infektion variiert dabei stark. Anfangs kann eine Entzündung der Haarfollikel auftreten, eine sogenannte Follikulitis. Im Rahmen der Haarfollikelentzündung treten kleine, rote Pickelchen auf, die mit Eiter gefüllt sein können. Es können aber auch einfach rötliche, runde Flächen mit einem schuppigen Rand auftreten. Wenn behaarte Regionen wie die Kopfhaut betroffen sind, können die Haare in dem Bereich abbrechen, sodass kahle Stellen entstehen. Und bei starken Hautreaktionen kann das auch schlimmstenfalls zum dauerhaften Haarverlust und Narben führen.

Und mit welchen Mitteln lässt sich der Pilz bekämpfen?

Pilz-Infektionen können sehr hartnäckig sein. Effektiv hilft gegen sie nur eins: Antimykotika, die die Pilze wirksam und nachhaltig abtöten. Es gibt sie in Form von Cremes, Salben, Tabletten, oder insbesondere für die Kopfhaut auch als Shampoo. Bei starken Entzündungen oder einem starken Juckreiz kommen zudem beispielsweise Kortison-Präparate oder Antihistaminika zum Einsatz. Um den Heilungsprozess zu unterstützen und die Therapie zu verkürzen, kann man den betroffenen Bereich rasieren. Gerade bei der Kopfhaut ist die Entscheidung aber natürlich sehr sorgfältig abzuwägen. Ein Muss ist es jedenfalls nicht.

Mal angenommen, der Pilz wird nicht behandelt. Was kann dann passieren?

Eine Pilz-Infektion sollte immer behandelt werden. Beim Auslassen einer Behandlung, kann sich der Pilz auf andere Körperregionen ausbreiten und man kann ihn natürlich auch auf andere Menschen übertragen. Für die meisten Leute gibt es zwar keine Komplikationen, aber für ältere Menschen, Immungeschwächte oder für Babys kann eine Pilz-Infektion, wenn auch nur selten, gefährlich werden.

Es gibt Berichte zu vermehrten Infektionen nach Besuchen in Barbershops. Wie kommt das?

Eine Pilzinfektion kann prinzipiell überall auftreten, wo ein direkter Kontakt zwischen Infektionsort und Mensch besteht. Wir haben bei doctorderma in den letzten Monaten vermehrt Tinea capitis-Fälle nach Barbershop-Besuchen gesehen. Sie können aber auch bei jedem Friseur auftreten, wenn die entsprechenden Hygienerichtlinien nicht eingehalten werden. Bei Menschen mit frisch geschnittenen Haaren und Zeichen einer Pilzinfektion liegt der Verdacht nahe, dass sie sich dort angesteckt haben.

Mit welchen Pilzinfektionen haben Sie in der Praxis oder bei doctorderma sonst noch zu tun?

Neben dem Hautpilz, der hauptsächlich durch Dermatophyten ausgelöst wird, kommt es auch häufig zu Infektionen mit Hefepilzen, den Candidosen. Dieser Pilz verursacht hauptsächlich Beschwerden im Mundbereich, großen Hautfalten oder im Genitalbereich. Es sind sehr häufige Krankheitsbilder, die meistens per Blickdiagnose oder Fotos zu diagnostizieren sind und einfach therapiert werden können. Zum Glück sind sie nicht so hartnäckig wie die Tinea capitis.

Welche Vorsichtsmaßnahmen empfehlen Sie?

Die beste präventive Maßnahme ist, sich über die möglichen Übertragungswege bewusst zu werden. Mit Haustieren sollten bei einer fraglichen Infektion unbedingt der Tierarzt aufgesucht werden. Eltern sollten bei ihren Kindern darauf achten, dass sie nicht mit Straßenhunden oder -katzen spielen. Und bei der Wahl des Friseurs oder Barbershops sollte vor Ort selbst eingeschätzt werden, ob auf Hygiene Wert gelegt wird. Wer sich bereits angesteckt hat, sollte auf jeden Fall andere Leute schützen. Also auf Körperkontakt verzichten und keine Gegenstände wie Handtücher teilen. Und um sicher zu gehen, um welche Infektion es geht, am besten so schnell wie möglich einen Dermatologen aufsuchen.

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Über die Cloud-Doctor.io GmbH

Das Portal doctorderma bietet dermatologische Online-Diagnosen von Hautärzten an. Betrieben wird es von der Cloud-Doctor.io GmbH, einem Unternehmen für Telemedizin. Es wurde 2022 von Dr. Christian Drerup, Marc Hoffmann und Florian Beck-Klaus in Hamburg gegründet. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte bei doctorderma sind durch deutsche Ärztekammern geprüft.

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