Trotz der negativen gesamtwirtschaftlichen Vorzeichen zeigt sich die Geschäftslage im regionalen Handwerk weiterhin stabil: Rund 42 Prozent der teilnehmenden Betriebe beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, ebenfalls 42 Prozent als befriedigend und 15 Prozent als schlecht. Im Vorjahresvergleich sinkt der Anteil von guten Bewertungen moderat, während der von befriedigenden und schlechten Rückmeldungen zunimmt. „Mit Blick auf das vergangene Halbjahr sehen wir unter dem Strich ein zufriedenstellendes Ergebnis. Die Umfrageergebnisse zeigen aber auch, dass sich die Geschäftserwartungen zunehmend eintrüben“, bilanziert Garrelt Duin.
Die Ursachen der konjunkturellen Abkühlung sind in einer Vielzahl von Herausforderungen zu suchen, die die Betriebe unterschiedlich stark belasten. „Das Bauhauptgewerbe ist infolge hoher Bauzins- und Materialkosten von einer Auftragszurückhaltung und ‑stornierung betroffen, was sich in sinkenden Auftragsbeständen widerspiegelt. Gleichzeitig verharrt die Inflation weiterhin auf hohem Niveau, was zu einer Kaufzurückhaltung der Kundschaft führt“, erläutert Duin.
Stabiler Umsatz, Nachfragerückgang und hohe Zahl offener Stellen
Die zufriedenstellende Bilanz zeigt sich mit Blick auf die Umsatzentwicklung. Über alle Gewerke hinweg melden die Betriebe eine konstante Umsatzentwicklung. Dabei zeigt ein genauerer Blick ein heterogenes Bild der Branche: Das Kraftfahrzeug- und Lebensmittelgewerbe legt in der Tendenz zu, rückläufig entwickelt sich das Bauhauptgewerbe und die Handwerke des gewerblichen Bedarfs. Der Auftragsbestand hingegen ist im letzten Halbjahr rückläufig, rund 38 Prozent melden einen sinkenden und lediglich 26 Prozent einen steigenden Auftragsbestand. Über alle Gewerke hinweg liegt der durchschnittliche Auftragsbestand bei 7,5 Wochen pro Betrieb und nimmt so im Vorjahresvergleich (8,1 Wochen) ab.
Die Kostensteigerungen von Vorleistungsgütern und hohe Energiepreise führen auch weiterhin zu steigenden Verkaufspreisen. So gibt jeder zweite Betrieb (55 Prozent) höhere Kosten an seine Kunden weiter. Gleichzeitig hält ein gutes Drittel die Preise konstant (37 Prozent) oder muss sie sogar senken (8 Prozent). Insbesondere das Lebensmittelhandwerk sieht sich bei hohen Agrarrohstoffpreisen und Energiekosten zu Preiserhöhung gezwungen (72 Prozent), während aus dem Gesundheitsgewerbe und dem Bauhauptgewerbe nur jeder zweite Betrieb seine Preise (51 Prozent) erhöhen kann. Die teilnehmenden Betriebe berichten im Durchschnitt über 1,9 unbesetzte Stellen pro Betrieb. Im Vorjahresvergleich (2,2) ist der Wert damit leicht gesunken. Die meisten unbesetzten Stellen werden im Lebensmittelhandwerk und im Gewerblichen Bedarf gemeldet, die wenigsten im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen.
Blick in die Zukunft fällt verhalten aus
Der Blick in die Zukunft trübt sich in Anbetracht des schwierigen Marktumfeldes ein:
Lediglich 15 Prozent der befragten Betriebe rechnen mit einer verbesserten, 56 Prozent mit einer unveränderten und 30 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage im kommenden Halbjahr. Damit bewegen sich die Erwartungen auf dem Niveau der Vorjahresumfrage Herbst 2022 und untermauern das herausfordernde Marktumfeld.
In der Tendenz erwarten die Betriebe sinkende Umsätze und rückläufige Beschäftigtenzahlen. Besonders deutlich sinkt jedoch die erwartete Nachfrage: Mit 37 Prozent erwartet mehr als jeder dritte Betrieb einen Auftragsrückgang. Im Bauhauptgewerbe ist es sogar jeder zweite Betrieb, im Ausbaugewerbe immerhin noch 39 Prozent. „Während die Auftragsbücher aktuell abgearbeitet werden, wird es zeitnah an Folgeprojekten fehlen“, so Duin. Wichtig sei daher, die auf dem Wohnungsbaugipfel beschlossenen Maßnahmen wie die Implementierung des „Gebäudetyps E“, zielgenauere Ausgestaltung der KfW-Neubauprogramme oder die Digitalisierung von Planungs- und Genehmigungsverfahren zeitnah umzusetzen.
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