Laubabfall im Herbst: Wie Bäume den Winter überstehen

Jedes Jahr im Herbst bewegen sich mit dem Blattabfall riesige Mengen Biomasse. Eine 60 Zentimeter starke Buche beispielsweise, trägt rund 28 Kilogramm Laub. Gemäß Hochrechnungen der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (Göttingen) rieseln im hessischen Staatswald jährlich rund 600.000 Tonnen Laub zu Boden.

Ohne den Abwurf ihrer Blätter würden Laubbäume den Winter nicht überstehen. Über Öffnungen in den Blättern verdunstet ein Baum Wasser. Wenn im Winter die Böden gefrieren, können die Wurzeln kein Wasser mehr aufnehmen und damit auch keinen Nachschub für die Blätter liefern. „Hätte der Laubbaum noch grüne Blätter, würde er verdursten. Um das zu verhindern, wirft er seine Blätter ab“ erklärt Michelle Sundermann, Pressesprecherin beim Landesbetrieb HessenForst und ergänzt: „Mit dem Laubfall treffen die Bäume jedes Jahr überlebenswichtige Vorkehrungen zum Überwintern.“

Dafür entwickeln Laubbäume eigene Botenstoffe, sogenannte Phytohormone. Diese Hormone signalisieren dem Baum, Trenngewebe an den Blattstielen zu bilden. Das Gewebe verkorkt und die Blätter fallen ab. Einige Laubbaumarten wie Hainbuche oder heimische Eichenarten behalten ihre vertrockneten Blätter. Sie entwickeln kein Trenngewebe, sondern dichten die Verbindung zu ihren Blättern mit speziell ausgeformten Zellen, den Thyllen ab. Oft sind es dann erst die Frühjahrsstürme, die die trockenen Blätter vom Baum wehen.

Und die Nadelbäume?

Nadelbäume entstammen ursprünglich kälteren Klimazonen und haben ihre eigene Strategie, der Frosttrockenheit zu strotzen. Ihre Nadeln haben eine viel kleinere Oberfläche, die von einer wachsartigen Schicht überzogen ist und sie dadurch unempfindlicher gegen Frost macht. Zusätzlich sind die Blattöffnungen tiefer im Blatt eingelassen was die Verdunstung verringert. So kommen sie mit der verminderten Wasserzufuhr im Winter zurecht und müssen ihre Nadeln nicht abwerfen.

Ein weit verbreiteter Irrtum

Dass der Laubfall im Herbst der nördlichen Hemisphäre dafür sorgt, dass sich die Erde im Winter schneller dreht, ist ein Irrtum. Die Legende besagt, dass die Biomasse, die sich nun auf dem Boden und damit näher an der Rotationsachse befindet, dazu führe, dass sich die Erde schneller dreht, ähnlich wie das Pirouttendrehen mit angezogenen Armen. Der Effekt ist laut Bundesamt für Kartographie und Geodäsie allerdings nicht nachweisbar. Tatsächlich sei es umgekehrt: die Erde dreht sich im (Nord-) Sommer schneller. Dafür sorgten periodische Verlagerungen von Luftmassen.

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