Geboren wurde sie am 26. Oktober 1932 in Hamburg. Von 1951 bis 1955 studierte sie Rechtswissenschaften in Hamburg und Freiburg. Nach dem zweiten Staatsexamen 1959 war sie zunächst Rechtsanwältin in Freiburg, anschließend begann sie ihre Karriere als Richterin in Hamburg. 1984 wurde sie die erste Präsidentin eines Familiensenates am Hanseatischen Oberlandesgericht. In den Jahren 1991 bis 2001 war sie Justizsenatorin in Hamburg sowie in Berlin. Ab 2002 arbeitete sie wieder als Anwältin in Berlin.
Sie promovierte zum Thema „Das Recht zum Umgang mit dem eigenen Kinde“. Als Mitglied der Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat wirkte sie an dem seit 1994 gültigen Gesetzeszusatz mit, der die staatliche Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern festschrieb.
Dem djb trat sie 1956 als Referendarin bei. Von 1977 bis 1981 war sie seine Erste Vorsitzende. Peschel-Gutzeit hat darüber hinaus in diversen djb-Kommissionen gewirkt, insbesondere den Kommissionen Beamtenrecht, Rentenrecht, Steuerrecht, Jugendhilferecht und Familienrecht. Letztere leitete sie 20 Jahre.
In ihren 67 Mitgliedsjahren beim djb hat Peschel-Gutzeit den Verein stark geprägt. 1966 hielt sie anlässlich einer Vorstandssitzung des djb in München einen Vortrag über die ungerechte Behandlung von Frauen im öffentlichen Dienst, die zu der Entscheidung gezwungen waren, entweder auf Kinder zu verzichten, die Kindeserziehung vollständig in die Hände von Dritten zu geben oder aus dem Berufsleben auszuscheiden. Konsequent gründete sie anschließend im djb die Kommission Beamtenrecht, innerhalb derer sie die Situation genauer analysierte und Auswege erarbeitete. Die Einführung von Teilzeitarbeit und Familienurlaub im Beamtenrecht 1968 ist ihr Verdienst und ging als „Lex Peschel“ in die Geschichte ein.
2018, als der djb 70 Jahre alt wurde, nannte Peschel-Gutzeit den djb anlässlich der Festveranstaltung in Dortmund den „Verein mit der größten Durchschlagskraft“ und erinnerte an die großen Anstrengungen, die nötig waren, um die rechtliche und gesellschaftspolitische Anerkennung des Vereins zu erreichen.
„In meinem Leben gab es keinen Moment, in dem ich lieber ein Mann gewesen wäre. Dass ich mich für Frauenrechte einsetze, liegt an meinem Gerechtigkeitsbedürfnis, ich möchte, dass die Menschen in Gerechtigkeit zusammenleben.“ sagte sie.
„Ihre Worte und Taten halten wir in Ehren – wir trauern um unser langjähriges Ehrenmitglied und erinnern uns ihres Lebenswerkes in großer Dankbarkeit. Sie war eine entschlossene und unermüdliche Kämpferin für die Gleichberechtigung von Frauen. Ihre Verdienste für den djb und ihre Erfolge sind von unschätzbarem Wert.“ erklärt die Präsidentin des djb Prof. Dr. Maria Wersig.
Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit ist Trägerin zahlreicher Auszeichnungen, dazu gehören: Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, Stadtälteste von Berlin, Trägerin des Frauenpreises der Freien und Hansestadt Hamburg, Hammonia, Trägerin des Ersten Frauenpreises der Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz.
Ein ausführliches Gespräch über ihr Leben und Werk und ihre aktuellen Forderungen hat die Ehrenpräsidentin des djb, Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit, erst kürzlich im Podcast des djb „Justitias Töchter“ geführt. Die Folge aus dem April 2023 mit dem Titel „Selbstverständlich gleichberechtigt“ ist hier zu hören.
Der Deutsche Juristinnenbund e.V. (djb) wird vertreten durch die Präsidentin (Prof. Dr. Maria Wersig, Hochschullehrerin, Hannover) oder eine der beiden Vizepräsidentinnen (Ursula Matthiessen-Kreuder, Rechtsanwältin, Bad Homburg und Prof. Dr. Dana-Sophia Valentiner, Juniorprofessorin, Rostock).
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