Energieeffizienz-Index: Investitionstief in der Industrie – trotz historisch höchster Bedeutung von Energieeffizienz

Die heute veröffentlichte Sommererhebung 2023 des Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie der Universität Stuttgart zeigt nach Auffassung der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) klar, dass die Bundesregierung Investitionen in Energieeffizienz-Maßnahmen deutlich stärker adressieren muss. Denn es herrscht eines Investitionstief in der Industrie trotz historisch hoher Beurteilung der Bedeutung von Energieeffizienz für Unternehmen. Hier fehle offensichtlich die Klarheit und Planungssicherheit, die ein starkes Energieeffizienzgesetz bringen könne und müsse, so die DENEFF. 

Einerseits ist der Teilindex “Bedeutung” (von Energieeffizienz) auf dem Höchststand seit 2015 – auch höher als während der Pandemie und der Energiekrise – doch andererseits zeigt sich der Teilindex “Investition” auf dem Tiefpunkt seit Beginn der Aufzeichnungen: Die Investitionsbereitschaft der Industrie hat besonders seit der Pandemie und der Energiekrise starke Einbrüche erlebt. Insgesamt nimmt der positive Trend des Energieeffizienz-Index (EEI) seit 2017 stark ab und verzeichnet einen deutlichen Rückgang. Trotz hoher Bedeutung der Energieeffizienz sinkt der EEI in Summe auf den niedrigsten Wert seit 2018. Laut DENEFF sei das fatal: Schließlich bewege sich die deutsche Industrie in Sachen Energieeffizienz im europäischen Vergleich nur im Mittelfeld, hinter Ländern wie Rumänien und Litauen. Entsprechend fordert der Verband von der Bundesregierung stringentere Vorgaben für Energieeffizienz in der Industrie.  

„Nur mithilfe höherer Energieeffizienz können sich Unternehmen langfristig strukturell gegen höhere Energiepreise wappnen und damit resilient werden. Dafür brauchen sie klare Leitplanken und Unterstützung von der Politik.“, so Dr. Tatjana Ruhl, Leitung Dekarbonisierung der Industrie bei der DENEFF. 

Die Sonderfragen der Sommererhebung 2023 zu den Themen Investitionen und Energiekrise bestätigten einmal mehr, dass eine moderate Umsetzungspflicht im Energieeffizienzgesetz für hoch-wirtschaftliche Maßnahmen vernünftig und notwendig sei. Wirtschaftlichkeit sei bei fast allen Unternehmen Entscheidungskriterium für Investitionen in Energieeffizienz. Eine Studie der Hochschule Niederrhein legt allerdings große Energieeffizienzpotenziale offen, die trotz der gestiegenen Bedeutung weiterhin in Teilen der deutschen Industrie bestehen. 410 Mrd. Kilowattstunden könnten demnach mit standardmäßig verfügbaren Energieeffizienz-Technologien und bei hoher wirtschaftlicher Zusatzrendite erschlossen werden.

Energiemanagementsysteme sind ein wichtiger Schlüssel, Unternehmen zu befähigen, ihre Energieeffizienzpotenziale zu erkennen und anzugehen. Ab 5 GWh Jahresverbrauch sind sie in Deutschland etablierter Standard, was sich aus Sicht der DENEFF auch im Energieeffizienzgesetz niederschlagen sollte. Außerdem sei es sinnvoll, Energiemanagementsysteme zu Klimaschutzmanagementsystemen auszubauen, denn auch hier zeige die Befragung, dass bereits etwa ein Drittel der Unternehmen den Ausbau zum Klimaschutzmanagementsystem anstreben oder bereits umsetzen. Auch erfassten noch zu wenig Unternehmen ihre Energieverbrauchsdaten digital. Der hohe Grad an Datenerkennung und -verfügbarkeit im Rahmen von Energiemanagementsystemen stelle jedoch einen großen Mehrwert für Unternehmen dar und könne auch in Krisenzeiten eine fundierte und schnell verfügbare Entscheidungsstütze zur Steigerung der Energieeffizienz und Kosteneinsparung sein.   

Hier finden Sie die Erhebung und weitere Informationen

Hintergrund:  

Das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart erhebt seit 2013 halbjährlich aktuelle und geplante Aktivitäten der deutschen Industrie zur Energieeffizienz. Der Energieeffizienzindex (EEI) wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF), der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA und dem TÜV Rheinland sowie weiteren Partnern erstellt. Insgesamt 860 teilnehmende Unternehmen haben sich im aktuellen Erhebungszeitraum 1. Halbjahr 2023 zu den drei Teilindizes und insbesondere zu den Themen Investitionen und Energiekrise sowie Energiemanagementsysteme im eigenen Unternehmen geäußert. 

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