Harninkontinenz sei eine sehr beeinträchtigende Krankheit, die viele Betroffene auch psychisch stark belasten könne, so die Expertin. In vielen Fällen bedeute Inkontinenz einen erheblichen Verlust an Lebensqualität sowie gesellschaftliche Isolation, da viele sich nicht mehr von zu Hause weg trauten oder ein Verhalten entwickelten. „Das muss nicht sein. Mit einer rechtzeitigen Diagnose kann heute in den allermeisten Fällen gezielt und erfolgreich geholfen werden. Die richtige Diagnose ist dabei extrem wichtig, um herauszufinden, welche Form der Inkontinenz genau vorliegt, denn davon abhängig ist die weitere Therapie und deren Erfolg“, so Dr. Weiner.
Die häufigste Form ist die Belastungsinkontinenz, bei der man beim Lachen, Niesen, Hüpfen oder schweren Heben ungewollt und ohne Drang Urin verliert. Hier handelt es sich um eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur und des Schließmuskels. „Aber im schlimmsten Fall“, führte die Gynäkologin aus, „kann es sogar ohne Bewegung einfach so aus einem herausperlen, da man so undicht ist“.
Die Drangblase wiederrum geht mit sehr häufigem und starkem, manchmal nicht kontrollierbarem Harndrang einher, ohne dass jedoch immer viel Urin kommt. Hier liegt die Ursache darin, dass die Blase sehr sensibel ist und nicht genug Urin speichern kann oder sich in einer Art Krampfanfall zusammenzieht und den Urin einfach herausdrückt. Die Interaktion zwischen Nerv und Muskulatur ist dabei gestört. Dies kann beispielsweise die Folge chronischer Harnwegsinfekte sein.
Es gibt auch eine Mischform, was im Alter häufiger vorkommt, sowie seltene Inkontinenzen durch zum Beispiel ein Löchlein in der Blase oder eine neurologisch verursachte Inkontinenz. „Besonders Hilfreich für die Diagnostik ist auch ein sogenanntes Miktionsprotokoll, bei dem man sein Verhalten über den Tag ganz genau beobachten und Protokoll darüber führen soll, wie viel trinke ich wann und wie oft muss ich wieviel auf die Toilette.“ Ansprechpartner für Inkontinenz seien drei Ärzte, die eng zusammenarbeiten: Gynäkologe, Urologe und der Hausarzt.
Inkontinenz trete am häufigsten zwischen dem 30. und 90. Lebensjahr auf. „Bei der Altersverteilung sieht man, dass auch hin und wieder junge Mädchen an Harninkontinenz leiden können, was an einer angeborenen Bindegewebsschwäche liegt“, so die Expertin. „Dann steigt das Risiko rasant an durch Schwangerschaften und Geburt – ein erfreulicher, aber doch sehr schädigender Prozess.“ Später komme der Hormonmangel dazu – während der Menopause existieren nur noch rund fünf Prozent der Hormone im weiblichen Körper und das schlägt sich auf viele Gewebe nieder und so komme es in Folge zu einer urogenitalen Atrophie – mit Trockenheit und Gereiztheit der Scheide und angrenzenden Organen- was den Beckenboden schädigt und so auch zu einer Reiz- oder Drangblase führen kann.
Zu weiteren Risikofaktoren zähle Übergewicht und auch schwere körperliche Arbeit belaste den Beckenboden. Zudem Krankheiten wie besonders der Diabetes, was die Gefäße und Nerven kaputt macht. Eine nicht gut therapierte Diabetes-Krankheit kann zu einer Drangblase, Restharn und Inkontinenz führen. Ebenso belasten Asthma wegen des starken Hustens oder besonders Rauchen den Beckenboden.
„Es betrifft uns eigentlich alle, ist aber eine Alterserscheinung, die man so nicht mehr akzeptieren muss, weil es inzwischen viele Möglichkeiten gibt, das zu lindern und zu heilen je nach Diagnose und Gesamtsituation. Wichtig ist, die Ursachen der Harninkontinenz zu begreifen und dann kann man eine ganze Menge tun“, so die Gynäkologin weiter. Die Basistherapie bei Inkontinenz sei bei allen Formen relativ gleich. Ganz vorne stehe dabei die Verhaltenstherapie, bei der man den Lebensstil modifizieren solle, wie beispielsweise eine Gewichtsreduktion oder mit dem Rauchen aufhören. „Man sollte immer zuerst die konservativen Methoden versuchen, über drei bis sechs Monate, da diese ohne Nebenwirkungen sind“, empfahl die Frauenärztin. „Allerdings brauche es dafür Disziplin und Geduld“. Was auf jeden Fall gut tut, sei Bewegung nahezu jeglicher Art zur sowie Beckenboden-Schulung mit Blasentraining und Beckenboden-Gymnastik. Eine Beckenbodenaktivierung zusätzlich – entweder passiv durch Elektrostimulation (Stromtherapie) oder aktiv mit Biofeedback, das ansagt, ob man es richtig macht ist sehr erfolgreich und oft binnen weniger Wochen erfolgreich.
Es gebe auch situative Maßnahmen wie beispielsweise Inkontinenz-Tampons oder Pessare bei körperlicher Anstrengung. Hier sollte aber vorher bei Bedarf die Schleimhaut der Scheide durch eine lokale Therapie gestärkt werden. Aufgrund mangelnder Hormone im etwas fortgeschrittenen Alter helfe die Hormonisierung der Scheide, nur lokal und äußerlich, ohne Einnahme von Tabletten. „Man muss keine Angst haben, dass man mit Hormonen überflutet wird. Auch die Kerne des Arzneimittelkürbis beruhigen die Blase durch seine besonderen Inhaltsstoffe. Ein Versuch ist es wert, wenn man nicht gleich stärkere Medikamente nehmen möchte“, ermunterte Dr. Weiner. „Erst danach sollten die medikamentöse Therapie oder die Hilfsmittel-Therapie kommen. Als letzte Möglichkeit gibt es operative Maßnahmen.“
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